Sonntag, 30. Mai 2010

zaubermomente

der grauer sonntag macht es fast unmöglich zu glauben, dass es schon sommer sein sollte. dunkel und schwül lädt es nur zum schlafen an, was meine männer gerade, pünktlich zu mittag, nun auch machen. während mein lieblinskomödiant im fernseher seine show zum 10 mal wiederholen läßt, ein nach julia child vorbereitetes huhn im ofen langsam farbe annimmt und für wärme sorgt, kommt mir des gestriger tag so weit weg, als wäre er wochen und nicht nur stunden her...

die bessere hälfte hatte gestern geburstag. nach den letzten eher chaotischen wochen, bin ich zum ersten mal nicht zum tortebacken gekommen und war im prinzip frustriert. das geschenkt war fertig, ausflugsidee auch. trotzdem war mir das ganze irgendwie zu dünn und gewöhnlich. ich wollte noch mit zwerg basteln, auch das ging sich nicht mehr aus. als dann noch schwiegermutter es schaffte, ihm vor mir zu gratulieren, was die frustration perfekt. aber es sollte doch anders kommen...

der tag hat uns wunderschönes wetter geschenkt mit einem richtig starken sommergefühl. das ausflugsziel, ein kleines städtchen in slowenien, erstrahlte im licht und schaute noch charmanter und süßer aus, als es tatsächlich ist. das fischrestaurant am ufer des flusses, aus dem internet gefunden, war dann schlußendlich der volltreffer. im schatten am sonnigen ufer haben wir wunderbar gegessen und der moment war zauberhaft. unser sohn zwischen uns auf einem großen stuhl sitzend (weil kinderstühle sind nur was für babies), wir zwei links und rechts von ihm, auf der seite der ruhige fluß. während zwerg sein buch selber auswendig aufgesagt hat, wollte ich den moment einfrieren, einfangen, viel lebendiger als auf einem foto. mit allem drum und dran, mit ton, licht, gerüchen, mit allen sinnen. und die zeit sollte stehenbleiben.

eine der lieblinssänger einer meiner besten freundinnen sing in einem seiner lieder sinngemäß: komm, gott, sei ein guter kumpel und dreh die welt einmal extra herum. die nacht war kurz und wir haben die längste auf der welt gebraucht. immer wenn ich dieses lied höre, muß ich nicht nur am j. denken, sondern eben an solche zaubermoment.

so viele mit ihr, unser nächtelanges reden bei kerzenlicht und viel wein, ihre augen mit gegenüber, die schönsten blauen augen überhaupt und die tiefe verbundenheit zwischen uns. themen, so vielfältig wie das leben, von jungs bis zu lebensphilosophischen sachen. uns gingen die themen die aus, nur die zeit. sowohl die nächte waren zu kurz, wie auch leider unsere gemeinsame zeit in dieser dimension.

zaubermomente, als meine grosse nichte auf die welt kam. ich konnte sie oft stundenlang einfach nur anschauen, ob sie nun geschlafen hat oder wach war, später gespielt hat oder was auch immer. zaubermomente zwischen ihr und mir, die es leider schon lange nicht mehr gibt. pubertät ist eine schwere zeit, für alle beteiligten ;)

zaubermoment am anfang unserer beziehung mit meiner besseren hälfte. der erste gemeinsame urlaub, der so voller solcher momente war, dass ich nie nach hause fliegen wollte. die woche auf kreta viel später, die trotz aller probleme, die uns getroffen haben, etwas unvergleichbares war. stundenlang in einem leihauto den minoer auf den spuren, haben sich die zaubermomente gehäuft. der höhepunkt war ein kleines dort, das fast keiner kennt, schon gar nicht die ballermanntouristen, die leider auch diese entzückende insel belagern. zwar fanden wir nur ein paar spuren der minoer, dafür aber eine phantastische taverne mit blick aufs meer und einen moment, den ich für immer halten wollte.



die geburt von zwerg hat für einen zaubermoment der besonderen art gesorgt. völlig unvorbereitet, auch wenn zwerg nur 5 tage zu früher war, wurden wir in das abenteuer geworfen und der augenblick, den ich einfrieren wollte, war mein erster blick nicht nur auf das kind, sondern auf meine nun zwei männer. während ich noch in der OP zusammengenäht wurde, hat unsere wunderbare hebamme unser kind auf die brust vom frischgebackenen papa gelegt. das war wohl eines der schönsten momenten, auch dieser hätte ewig dauern können.



und noch so viele momente, mit freunden, familie, alleine, in diesem und in fernen ländern… magie, augenblicke für die ewigkeit…

der gestrige geburtstag verlief weiter im zeichen der römer. skurrile momente, wie die uralte oma mit dem schlüssel für einen römisches tempel, wie auch eine weiterer tempel neben einem schweinestall, haben das ganze witzig und abwechslungsreich gestaltet. die schlußendlich von hand gekaufte torte war lecker, zwerg nach der ganzen aufregung nur noch steichfähig und wir haben den eurosong halbschlafend auch noch angeschaut. aber das ist schon wieder eine andere, teilweise gar nicht so zauberhafte geschicht...

Freitag, 28. Mai 2010

vollmond, sprachenvielfalt und andere neuigkeiten

schlaflos in der steiermark scheinen sie zur zeit zu spielen, in der hauptrolle meine wenigkeit. der mond hat sich wieder einmal gerundet und mich unrund gemacht (leider nur innerlich ;)). somit schlafe ich wenig, habe auch wenig nerven und einiges funktioniert etwas mühsamer als sonst. und trotzdem funktioniert der alltägliche wahnsinn recht gut...

zwerg ist trotz vollem mond zur zeit recht umgänglich. diskussionen dauernd immer kürzer, er macht immer mehr alleine, täglich macht er einen schritt nach vorne und scheint in einigen punkten den dickkopf nicht mehr so zu schätzen. das finde ich positiv und hoffe auf einen langen weg in diese richtung. unabhängig davon ist er einfach nur lieb, immer verschmuster,  redet wie ein wasserfall, bildet schon worte aus beiden sprachen zu einem. lustig und faszinierend, wie die zweisprachigkeit funktioniert. wie schnell und intuitiv er alles versteht, wie er beide sprachen begreift und teilweise auch anwendet, wie egal es es ihm, welche sprache gesprochen wird.

die sache mit den vielen sprachen war mit - noch lange vor der zeugung vom zwerg - schon sehr wichtig. selber hatte ich das privileg mit 4 sprachen groß zu werden, später kam die fünfte, dann die weiteren. 7 sind es nun geworden und ich würde gerne mindestens noch so viele beherrschen. sprachen sind was tolles, sie eröffnen einem so viele türen, machen einen in vielen kulturkreisen heimisch und genau das wünsche ich mir auch für zwerg.

ich habe mich für meine "muttersprache" für den zwerg entschieden, d.h. für die sprache, aus dem land meine mutter ist. zu einem, weil ich wollte, dass sie mit ihm in ihrer einzigen muttersprache reden kann, zum anderen weil sie seltener ist, wie meine anderen sprachen. ich hoffe jedoch vom herzen, dass er mal die anderen wenigstens verstehen wird, denn ich liebe die länder, in denen sie gesprochen werden so sehr und möchte ihm diese auch intensiv zeigen.

was mir jedoch hin und da "sorgen" macht ist die förderung eben unsere gemeinsamer sprache. er redet deutsch mit seiner umgebung, nur ich bin was anderes. während er auf deutsch redet wie ein 3jähriger, beginnt seine aktive slawische sprache etwas schwächer zu werden, nur verständlich, aber auch für mich ein grund, ihn noch mehr in diese richtung zu fördern. freunde in dieser sprache wären toll, nur scheint unsere stadt für die exilslawen aus dem land uninteressant zu sein. wien ist hier das ziel und ich kann sie aus tiefstem herzen verstehen, für unser zweisprachiges vorhaben jedoch ist das nicht optimal.

ich muss allerdings immer mehr bei meinen studis feststellen (die immer jünger werden, oh, gott, ich könnte längst schon ihre mutter sein), dass die jungen generationen immer schlechter sprachlich drauf sind, seit es in der muttersprache, der zweitsprache oder den fremdsprachen, die sie in der schule gelernt haben. ausdrücken in der eigenen muttersprache scheint für einige ein ding der unmöglichkeit zu sein, seine gedanken zu ordnen - ob nun schriftlich oder mündlich - können nur wenige. es hat nichts mit gelerntem wissen zu tun, sondern mit mangel an sprachbeherrschung. ich stelle auch immer mehr fest, dass die generationen heute kaum noch lesen, dürfte u.a wohl auch damit zusammen hängen. ich hoffe, zwerg bleibt seiner linie treu, denn auch er - wie könnte er bei uns als eltern auch anders - ist büchersüchtig, sagt einige schon auswendig auf und kann nicht genug von ihnen bekommen. schauen wir mal, was die zeit mit sich bringt.

ich habe aber auch "andere neuigkeiten" angekündigt, somit lasse ich jetzt mal die "katze aus dem sack". neben lesen, bücher und allem, was dazu gehört, habe ich seit ich ein kind bin noch ein weiteres, in der letzten zeit stark vernachlässigtes hobby: die fotografie. bis zu meiner ersten eigenen kamera habe ich schon als kind mit hilfe meiner großen schwester fotografiert, mit einer alten russischen kamera ihres großvaters. alles manuell, 100% vom fotografen abhängig, haben wir uns so durch die welt geknipst und auch meine erste selbstgekaufte kamera jahre später war eine manuelle. in der zwischenzeit hat uns die digikam zwar erreicht, es tut mir aber immer noch in der seele weh, wenn ich auf automatik drücke.

jedenfalls, spiele ich seit jahren mit dem gedanken, ein studium in diese richtung einfach so als hobby durchzuziehen. im jahre 2001 - für mich ein schicksalsjahr - während ich auf die sichere absage für einen unijob gewartet habe (so habe ich es zumindestens geglaubt), habe ich liebevoll eine fotomappe vorbereitet, um sie ganz, ganz weit abzuschicken. die option war unijob oder fotografiestudium in neuseeland. was darauf geworden ist, beantwortet sich wohl von selber, aber der wunsch was zu machen in diese richtung wird zur zeit wieder sehr stark.

also habe ich mich gestern einfach angemeldet bei der prager fotoschule. und nicht für den kurzen kurs hier in der stadt, wie ich das eigentlich ursprünglich geplant habe, nein, meine hand hat dann auf den studiengang geklickt und schon ist es geschehen. 5 semester lang. nicht billig, aber nicht unmöglich. intensiv, zeitaufwendig, aber etwas zu 100% meines. was daraus wird, werden wir noch sehen. aber ich freue mich. bin aufgeregt und ungeduldig. ein neues abenteuer auf jeden fall!

ps: ach, was ich noch hier noch mal sagen wollte: die süsse tochter einer meiner lieben freundinnen hier hat heute ihren 2ten geburstag! auch an dieser stelle, meine lieben, alles, alles gute euch beiden! es ist so schön, dass es euch gibt! *herz*

Mittwoch, 26. Mai 2010

der schönste ort der welt

eine freundin hat letztens in ihrem blog die frage gestellt, was für uns der schönste ort der welt sei. mangels schnellerem internet (der computer meiner mutter ist ein alter herr) konnte ich ihr auf ihrem blog nicht antworten... nun, nach einigen tagen überlegen, möchte ich dir hier, liebe j., die antwort geben, auch wenn die - wie so vieles bei mir ;) - nicht so einfach ist...

ich habe in den letzten tagen, seit sie diese frage gestellt haben, wirklich intensiv nachgedacht und einiges festgestellt. zum ersten sind "schönste" plätze wohl in 2 kategorien zu teilen: in solche, die gleichzeitig auch "herzensorte" sind, somit subjektiv für einen schön sind, auch wenn sie zum teil sogar ins hässliche gehen mögen. solche hat wohl jeder, sei es aus der kindheit, durch eine liebe person, eine art sogar innere heimatorte, persönlich und sogar vielleicht versteckt. die zweite kategorie sei etwas subjektiver betrachtet, orte, die man bereist hat und einfach schön gefunden hat, ohne eine emotive verbindung von früher. in meinem fall gibt es in beiden kategorien wohl einige solche orte, wobei ich hoffe, im laufe meines lebens die zweite kategorie noch intensiv ausbauen zu können.

herzensorte sind in erster linie mit meiner kindheit verbunden. der hauptort liegt in meiner geburtsstadt und bildet gleichzeitig auch ihr zentrum. es ist ein alter park, eine türkische festung, ein ort, an dem ich als kind fast jeden tag meines lebens verbracht habe und der auf den zaubernamen "kalemegdan" hört. auf einem hügel positioniert, sieht man fast über die ganze stadt runter und auf die mündung von save in die donau. ein magischer platz, subjektiv, aber wohl auch laut einigen anderen menschen, objektiv ein wunderschöner ort.




an diesen ort kehre ich bis heute gerne zurück und wäre nicht ich, könnte ich ihn nicht sehen... nächste woche wird es wieder so weit sein, aber das ist hier etwas "off topic", wie es in der welt der internetforen so schön heisst...

ein weiterer ort, der subjektiv für mich eine geheimnisvolle schönheit birgt, sind zwei kleine orte an der adriatischen küste. heute zu zwei unterschiedlichen ländern gehörend, waren sie für mich als kind wichtig. das meer als mein wichtigstes element habe ich dort in erster linie entdeckt und auch hier muss ich immer wieder zurückkehren, um vollständig zu sein.




und dann gibt es die sujektiven orte, die einen verzaubern, sobald man sie bereist hat. die kroatische küste von oben bis unten, eine kleine insel in dalmatien hat es mir besonders angetan (etwas werbung für die lieben freunde dort:
http://inselvir-luka5.com/, ein besuch lohnt sich!). grossstädte wie moskau, st. petersburg, prag, london, berlin und einiges mehr verbergen wunderschöne momente, die teilweise auch sehr emotiv sind und jede einzelte stadt ist eine reise wert. jederzeit und immer wieder gerne fahre ich an einige ort dieser welt, weil sie so faszinierend sind.

aber der schönste, der allerschönste ort auf erden versteckt sich für mich weit auf dem balkan. es ist eine mischung zwischen den zwei kategorien, denn ich habe den ort als kind nicht gekannt, auch wenn er seit jahrzehten aufs engste mit meiner familie, meiner familiengeschichte, ja meiner familientragödie verbunden ist. dort hat mein grossvater lange vor meiner geburt ein haus gebaut, damit sich all seine kinder mit ihren familien einmal im jahr treffen. einmal im jahr sollte die grossfamilie zusammen kommen und den sommer gemeinsam verbringen. jahrelang wurde das auch gemacht. 17 menschen, ehepaare, kinder, grosseltern, erinnerungen, die leider nicht meine sind. die spuren hinterlassen haben in allen, die es erlebt haben.

das diesem ort ist jedoch auch das schrecklichste, was man sich vorstellen kann, passiert: die zwei enkelsöhne des hauses, 15 und 17 jahre jung, starben dort in einem autounfall. zwei noch nicht mal angefangene leben. ein schicksalsschlag, der die ganze familie verändert hat. und aus dessen asche ich geboren wurde.

ein kleiner ort am ende des balkans, der den namen ohrid trägt und den ich zum ersten mal erst mit 24 jahren gesehen habe. mit frischer trauer um meinen vater im herzen und offenen augen, hat dieser ort mich für immer verzaubert. heuer soll ihn auch mein sohn zum ersten mal sehen. ich freue mich schon riesig drauf!

                                                                             

Dienstag, 25. Mai 2010

haben Sie wien schon bei nacht gesehen...

vier tage in wien sind vergangen wie im flug.... viel abenteuer für den zwerg, auch wenn einiges, wegen seiner augenentzündung einsamer ausgefallen ist, als wir gepannt haben. freunde mit kindern haben wir leider somit dieses mal ausgelassen, ein mitbringsel dieser art ist nicht sehr beliebt...auch sonst habe ich leider es nur geschafft, wenige freunde zu sehen... umso intensiver und schöner waren jedoch die zwei treffen...das programm sonst war auf zwerg ausgerichtete: technisches museum (wow, aaaauuuuutoooos), kindermuseum, tiergarten waren nur die höhepunkte. er kam aus dem staunen und spass nicht heraus und auch uns hat es gut getan, aus der provinz mal rauszukommen...

während ich an einem abend zur später stunde nach hause fast rannte  (meine allerliebste beste freundin und ich haben die uhr übersehen und die letzte u-bahn ging sich gerade noch aus), habe ich mir wieder mal jedoch die frage gestellt, die ich mir seit jahren stelle: mag ich denn wien überhaupt?

wien und ich haben eine lange gemeinsame geschichte, auch wenn diese wohl immer durch die abwesenheit der stadt glänzt oder besser gesagt, etwas von den "3 schwestern" vom čehov auf sich hat (für meine studis, die das vielleicht lesen sollte, das ist jetzt ein klassischer fall von intertextuallität ;)). ich kreise um die stadt seit über 22 jahren und schaffe es einfach nicht, dort auch wirklich endlich zu leben...

mein "erstes mal" in wien war eigentlich noch lange vor der idee, mein geburtsland (das, welches nicht mehr existiert) zu verlassen. im gegenteil, es war ein ausflug, eine kurze reise in ein unbekanntes land, welches mich mit meinen damals 12 jahren zwar fasziniert hat, mich aber sonst wenig angezogen hat. wir waren mit einer gruppe von freunden meiner mutter, eigentlich in einer buddhistischen angelegenheit. ich habe wenig von der stadt gesehen, aber das, was ich geschafft habe, war ok. keine grosse begeisterung, aber es war eine grosse stadt. ich habe viele menschen gesehen, einige wohnungen und viel mehr hat auf mich ein 2 m grosser buddhistischer priester einen eindruck hinterlassen, den ich dort kennengelernt habe, als die stadt draußen.

einige jahre später sind wir dann nach österreich. für mich völlig unfreiwillig, landete ich in einem dorf am ende der welt, so kam es mir vor. wien war stunden entfernt, so wie auch mein land, meine freunde, mein vater. ich habe österreich im ersten moment nicht geliebt, vor allem die provinz sind. und dann der erste wien besuch.

es war einfach nur fantastisch. aus der einöde an der grenze in die stadt zu kommen, war faszinierend, wunderschön, spannend, aber gleichzeitig hat es mich wehmütig gemacht, weil ich ja wußte, dass ich wieder weggehen müsste. auch wenn ich mein kleines dorf am ende der welt noch sehr lieben lernen sollte, ich wollte nach wien. und die sehnsucht nach der stadt war gross. bis heute soll diese mein leitmotiv bleiben, denn auch nach der matura führte mich der weg nicht, wie gewünscht, nach wien. zwar in eine weitere stadt, die ich ebenfalls für eine zeit meine heimat nennen durfte, aber nicht nach wien. auch mein erster job war nicht dort, wieder eine provinzstadt. schön, aber nicht wien.. und auch meine ehe und die geburt von zwerg waren und sind nicht dort. ich komme zwar geographisch immer näher, kreise jedoch um die hauptstadt wie ein flugzeit, das keine landeerlaubnis hat, herum. 

an diesem abend, mitten in der nacht, nachdem ich die ubahn verlassen habe, fiel mein blick auf die nächtliche stadt. und eine sehnsucht erfüllte mich, wie schon lange nicht mehr. unmengen von lichtern, fremde beleuchtet fenster boten mir den kurzen blick in viele fremde leben, die stadt war, trotz sehr später stunde, noch wach und präsent.

ich glaube fast, dass wien mein "moskau" der "3 schwestern" bleiben wird, "weit" entfernt, unerreicht, idealisiert und überschätzt. und auch wenn ich mich nie ganz mit der provinz identifizieren werde können, scheint mich der schicksal/das kosmos/das karma dort haben zu wollen. ich hoffe nicht für immer... weil ja, ich mag es sehr...denn ich habe wien schon bei nacht gesehen..

Mittwoch, 19. Mai 2010

chinesischer zirkus

im moment gleichen meine tage einem chinesischen zirkus: es dreht sich auf allen fronten und ich komme kaum dazu, alles zu fangen. am abend, wenn ich dann endlich im bett bin, sehe ich immer noch die rotierenden teller vor meinen augen. irgendwie kräfteraubend, obwohl zirkus ja eigentlich spass machen sollte...nur funktioniert die nummer außschliesslich dann, wenn alle mitglieder der truppe konzentriert und bei der sache sind, dies ist hier leider nicht immer der fall. jede menge scherben könnte es geben, soweit wußte ich es zu verhindern...


ich habe bis jetzt wenig über meine arbeit geschrieben, außer wohl, wie sehr ich sie liebe. das tue ich vom ganzen herzen, habe aber im moment das gefühl, auch dieser nicht gerecht zu werden. publikationen stapelt sich und kommen irgendwie nicht von mir weg. aufgaben gibt es genug, aber die tage scheinen zu kurz zu sein. wenn ich mein kind nicht zur adoption frei geben möchte, geht sich nicht alles aus. schlafen möchte ich auch nicht aufhören, es wäre mir sicherheit nicht so günstig für die umgebung. also auch da weiter rotieren.

die kindergartenodysee hört ebenfalls nicht auf. je mehr ich suche, umso verzweifelter bin ich. heute ein anruf bei einem der favoriten, die im internet nur grundinfos haben. info nummer 1: sie nehmen kinder nur ab 4 jahren. info nummer 2: öffnungszeiten nur bis 12:30. ok, dass heisst, kind ein halbes jahr im kasten aufgewahren, bis er 4 wird, weil in der krippe kann er nur bis september bleiben. und dann, wenn er dorthin gehen sollte, muss ich eh kündige, weil in dieser stadt die mütter ja nicht zu arbeiten haben.

nein, dies sollte nicht als jammern aufgenommen werden, ich liebe den zirkus und jongliere viel lieber, als zu hause ruhig und gemütlich mein dasein zu fristen. aber hin und da drehen sich die teller doch etwas zu schnell. ich muss wohl einige extratrainigsstunden einlegen, um da mithalten zu können. und eigentlich wollte ich eh immer clown werden, den gibt es allerdings beim chinesichen zirkus nicht.

ps: gerade hat unserer liebe sekretärin ein bücherpaket hier abgeliefert, julia childs kochbuch ist angekommen, nach einem weiten weg aus den USA... somit steht dem kalorienrechen kochen nichts mehr im wege... auch wenn ich jetzt schon eig. für die akrobatik zu schwer bin, gutes essen rettet so mache situation ;)

Montag, 17. Mai 2010

wenn eine(r) eine reise tut...

... dann sollte man im moment statt erzählen eher regenkleidung und schwimmweste einpacken... das wetter ist endgültig durchgedreht...

wir sind seit gestern zu hause, gott sei dank. wir sind ausgefallenen flügen und einer überschwemmung entkommen. obwohl die letzten tage im prinzip nur nass waren.

4 tage budapest waren spannend, regnerisch, grau, nass, aber auch neu und dann wieder altbekannt. ich habe einiges an neuen sachen gelernt, einiges zu ungarischer geschichte und kultur erfahren, war die meisten zeit nass und von einem regenschirm begleitet. in der stadt tut sich einiges, auch im regenwetter war das sichbar. allerdings hat die letzte fremde macht, die dort war (die sowjetiunion) bis heute tiefe spuren hinterlassen, die noch einiges an zeit brauchen werden, um zu verschwinden. traurige spuren sind das, die einem volk, welches mit der slawischen welt kaum was zu tun hat(te) völlig fremde eigenschaften verleihen. durch diese schimmern alte, glorreiche momente der monarchie. jahrhundertelange fremde herrschaft, da reichen bei weitem 20 jahre nicht aus, um einiges nachzuholen.

nebem dem reiseeindrücken habe ich auch sonst einiges verstanden. ich liebe meine mutter über alles, aber sie kann nerven, wie kaum jemand anderer. und ich habe es sowohl geliebt, wie auch gehasst, von meinem kind getrennt zu sein. erkenntnisse, die ich sonst noch gewonnen habe, behalte ich noch für mich. das lied drängt sich auf... in jeder hinsicht...


Mittwoch, 12. Mai 2010

die welt des reisens und der frauenhandtaschen

ich mache mich morgen auf den weg... zuerst nach wien und dann weiter nach budapest...eine städtereise mit meiner junggebliebenen mutter, wie ich sie mag, einfach die stadt, die kultur, die menschen erkunden und etwas abstandt vom alltag nehmen. die männer bleiben zu hause und lassen es sich gut gehen. die mutter macht sich alleine auf dem weg...

der ursprüngliche plan war eigentlich ein anderer. meine mutter hat sich zu einem vergangenen runden geburstag (die zahl soll hier nicht erwähnt werden, sonst fürchte ich um mein leben) eine reise nach amsterdam gewünscht, doch dann musste der unaussprechliche vulkan aus island spucken. die aschewolke wandert nun, mutter bekommt panik. also habe ich - wie es wohl jede brave tochter machen würde (die sich eigentlich eher sorgen um die eignene nerven macht) - stroniert und eine neue idee geboren. budapest. für mich noch völlig unbekannt und neu. egal, hauptsache auf dem weg sein.

"der weg ist das zeil" hat mal ein kluger kopf gesagt, ich weiß es nicht mehr, wer es war. dies scheint irgendwie das motto meines lebens zu sein, denn ich bin, seit ich denken kann, nur unterwegs. ob als reisende oder umgezogene, der weg ist mein leitmotiv. ich kann einen koffer in weniger als 15 minuten packen, weiß die wichtigsten zugverbindungen auswendig, kenne fast jede internetseit, wo man einen flug buchen kann und habe immer meinen pass mit. jederzeit kann es los gehen. auch umgezogen bin ich in summe wohl an die 15 mal und kein ende in sicht. beweglichkeit ist mir wichtig. sowohl eine konkrete, wie auch eine im kopf. neuanfang ist immer möglich, die wichtigen sachen trägt man in sich und unmittelbar um sich herum. auch den pass vom zwerg habe ich immer dabei.

so auch heute morgen zu sehr früher stunden. ich habe recht zeitig die männer aus dem haus bekommen und mich dem packen gewidmet. und während ich die einzige hose, die wirklich für eine reise bequem ist, noch schnell gewaschen und getrocknet habe (ein lob an das schnellwaschprogramm und den trockner!), habe ich meine schönste tasche reisefertig gemacht.

frauenhandtaschen sind eine faszination für sich. von klein, elegant bis gross und unförmig, ob die kleine elegante abendhandtasche oder der praktische rucksack, alle diesen taschen scheint eines gemeinsam zu sein: es passten unmengen von sachen hinein. das hat sich seit dem erfinden der handtaschen wohl nicht geändert und wird immer so bleiben. sobald die frauen mütter werden, explodiert auch der inhalt der handtaschen, auch wenn diese nur kurzfrisstig grösser werden.

meine mutter ist nicht gross, somit waren und sich auch ihre taschen immer handlich. dennoch hat sie es immer geschafft, alles dabei zu haben, was man als kind und frau so braucht, von spielzeug bis zur jause, taschentücher sind bis heute dabei, malsachen, bücher, desinfektionstücher, reservekleidung. all das in dem kleinen täschchen, welches auch noch immer sauber und in form war. gerade das letztere bewundere ich bis heute.

auch eine freundin letztes mal beim frauenabend hat mich wieder mal super fasziniert. tasche mittelgross, inhalt unermässlich. nach der 4ten kinderstrumpfhosen habe ich aufgehört zu zählen, dazu kamen noch unmengen von babysocken, feuchttücher, trinkbecker, schnuller, windeln etc, etc. die banalen sachen wie geldtasche, schlüssel und handy seien hier noch nicht mal erwähnt.

meine liebste freundin aus der kindheit ist kinderlos, allerdings fasziniert mich ihr minirucksack noch am meisten. während ich mit kind unterwegs bin und mir immer wieder etwas fehlt, holt sie ohne kommentar das von mir vermisste aus ihrer tasche raus. taschentücher, kein problem. feuchtücher mit oder ohne geruch, ebenfalls. sie hatte nadel und faden, als mit ein knopf abgerissen ist. und sogar einen asthmaspray, obwohl sie keine asthmatikerin ist. als sie schlussendlich sogar ein stofftier für meinen weinenden sohn rausgezaubert hat, konnte ich nur noch lachen. ich bin wohl untypisch, sagte ich schon immer. ich habe nichts von dem in der tasche, ich bin noch nicht zu den unendlichen tiefe der frauentasche fähig.

aber heute morgen um 7 uhr im hause p, mutter p. entmistet ihre tasche. man muss dazu noch sagen, dass ich, seit zwerg auf der welt ist, mehrer taschen gewechselt habe. von meiner fancy super teureren markentasche, die nur für die uni war, zunächst zu einer wickeltasche. hier natürlich zwerg der hauptkunde. schnuller, windeln, feuchttücher, später flasche, milchpulver, noch später jause, wasserflasche etc, etc, fand den weg in diesem riesending. ich hatte täglich das gefühl zu verreisen und mochte es gar nicht. als zwerg ein jahr als war, kaufe ich mir einen einfachen neuen rucksack. kurz davor habe ich von der besseren hälfte zum geburstag eine fancytasche bekommen. welch eine ironie seinerseits, aber ok, gefreut habe ich mich trotzdem.

nun arbeite ich wieder und zwerg hat mittlerweile seine eigene tasche. also durfte das fancyteil wieder her. und das habe ich nun heute, vor der reise, versucht zu entmisten.schnuller, plastiklöfel, feuchttücher, eine windel in grösse 2, eine schnullerkette, ein angebissener früchteriegel, jede menge krümmel, salzstangenreste sind nur ein kleiner einblick in die designertasche, die ich in den händen hielt. auch ein paar babysocken, die ihm mit sicherheit schon seit über einem jahr nicht mehr passen, kamen aus den unermässlichen tiefen dieses gegenstandes. kleine autos, ein babybuch. ich wunderte mich weiter und holte immer wieder neue sachen heraus. es nahm kein ende. und als ich schliesslich den boden der tasche sehen konnte wurde es mir klar: ich bin zu einer richtigen frau mutiert. ich bin wie meine mutter und so viele frauen, die in ihrer handtasche ihr gesamtes leben führen und wenn sie mütter sind, schon sowieso.

ich habe somit heute morgen nach der aktion ca. 3 kg abgenommen, ein herrliches gefühl. die kleine windel bleibt als erinnerung, der rest ist in die mülltonne gewandert. die tasche ist nun voll mit budapest reiserführern und informationen und bereit für neue abendteuer. spätestens nächste woche auch für neue krümmel und lebensnotwendige gegenstände wie spielzeug und kinderbücher. in diesem sinne, schöne feiertage!

Sonntag, 9. Mai 2010

muttertag die dritte...

mein dritter mutter *herz*, auch wenn alles anders geplannt war, ist doch schön geworden. ruhig, aber schön... zwerg hat uns einen strich durch die reiserechnung gemacht mit einer sehr unruhigen nacht, also sind wir zu hause geblieben, waren essen und nun wurde ich - neben zwei materiellen geschenken - noch mit freizeit belohnt, die männer sind im park.

ich habe muttertag erst mit dem umzug nach österreich kennengelernt, in meinem land gab es diesen tag im mai nicht. ein anderer tag, der 8. märz, war jedoch der frauentag, für alle erwachsenen frauen, aber besonders für die mütter. schulaufführungen, lieder, geschenke, ähnlich dem muttertag hier, aber viel weniger kommerziell. ich habe es irgendwie gemocht als kind, heute ist es nur noch ein symbolischer anruf.

während ich mir persönlich gar nicht sicher bin, ob ich solche "besonderen" tage brauche und mag (nein, ich brauche keine muttertag um meiner mutter zu sagen, dass ich sie liebe!), finde ich es seit jahren lustig und fast faszinierend, wie wichtig dieser tag in diesem land genommen wird. vor allem in meiner schwiegerfamilie wird das schon fast übertrieben ernst genommen (oder wurde es früher), von essen gehen (ok, das ist fein), bis hin zu demonstativem abnehmen des haushaltes für die mutter.364 tag im jahr machte und macht meine schwiegermutter wirklich alles, das, was sie machen sollte und auch sachen, die eigentlich jeder alleine manchen müsste und dann, der grosse tag. an diesem einen tag, aber nur an dem, sollte sie freizeit bekommen und nichts machen müssen. und die männer stürzten sich auf die arbeit. mit dem resultat, dass sie wohl am nächsten tag doppelt so viel arbeit hatte.so hat meine bessere hälfe eine bügelnarbe an der hand, weil man(n) musste schliesslich bügeln am muttertag. kein wunder, dass er ein bügeltrauma hat. hätte es den heilig genommenen muttertag im hause f. nicht gegeben, hätte ich jetzt wohl keinen wachsenden bügelwäscheberg im wohnzimmer ;).... leider, leider..

witzigerweise kann ich mir gar nicht genau an meinen ersten muttertag erinnern. ich weiß, dass ich was bekommen habe, ich weiß, dass wir wohl aus waren, aber die details sind leider verblast. der zweite ist mir schon besser in erinnerung, wir waren in slowenien essen und es war ein herrliches wetter. irgendwie habe ich mich an meinem ersten muttertag noch als mutter fast etwas überfordert gefühlt, es war alles noch neu und ungewöhnlich.

heuer war es zum ersten mal richtig aufregend, denn zwerg hat mich schon am donnerstag zu meiner ersten muttertagsfeier in der krippe eingeladen. ein liebevoll geschmückter tisch, gedichte und lieder, liebe erzieherinnen und mittendrin mein stahlender sohn. so gesehen ist muttertag schon schön, solange zwerg auch selber spass hat und es nicht zum zwang wird.

in diesem sinne, allen noch einen schönen sonntag!



Mittwoch, 5. Mai 2010

Dienstag, 4. Mai 2010

fast vergessene jahrestage

jeden morgen, nachdem die männer aus dem haus sind, führt mich der weg zur kaffeetasse und dem computer. einige minuten um die ersten emails zu lesen, etwas surfen, noch vor dem weg zur arbeit. so auch heute morgen. und auch einen blick in die welt des facebooks.

faszinierende plattform, kurz gesagt, aber in details will ich mich jetzt nicht vertiefen, das ist eine andere geschichte. auf jeden fall schaue ich immer in der früh die statusmeldungen meiner "friends". es ist wirklich faszinierend und teilweise eigenartig, was einige der welt mizuteilen haben, aber auch das ist eine andere geschichte.

die erste statusmeldung bzw neugikeit einer alten studienkollegin aus innsbruck  heute war ein video, ein altes, nostalgisches lied meines lieblingssängers "triput sam video tita", zu deutsch, "ich habe tito drei mal gesehen". ok, ein anfall von frühmorgenlicher nostalgie denke ich mir. der nächste: ein titozitat. ich werde langsam stutzig. der nächste freund klärt mich endlich auf: es ist titos todestag, heute vor 30 jahren! ok, langsam kommen bilder hoch.

ich bin in einem land geboren, welches es als solches heute nicht mehr gibt. es ist ein komische gefühl, denn einiges ist noch so lebendig. die jahre meiner frühesten kindheit, also die 70er, scheinen die goldenen jahre für das land gewesen zu sein und bis heute scheint uns kinder dieses landes eine nostalgie zu verfolgen. ist es die figur titos? alles, was für diese zeit steht? die schönen jahre, eine wunderschöne kindheit, meine familie, das allgemeine zusammengehörigkeitsgefühl? oder einfach die reflexion der vergangenheit aus heutiger sicht, nach allen ereignissen der 90er jahre? keine ahnung...so vieles, was man kaum erklären kann...

aber an den 4. mai 1980 kann ich mich teilweise noch genau erinnern, obwohl ich erst 6 war. dass tito krank war, hatte ich mitbekommen, auch wenn in unserem haus nicht viel über politik gesprochen wurde. mein vater war satiriker und journalist, immer am aktuellen interessiert, hatte jedoch aus staatssicht - ja, auch das gab es hin und da dort - die "falsche" geheiratet. eine aus einem anderen, nicht gerade "gutem" land. somit war die sache politisch nicht immer einfach und der beruf meines vaters bracht keine vorteile.

an diesem 4. mai nun verlief alles wie immer, an details untertags kann ich mich nicht erinnern. am abend aber, genau um 19:15, durfte ich wie immer den fernseher einschalten. zeichentrickfilme liefen da immer, 15 minuten bis zu den nachrichten. ein heiliger termin, denn ich in den ersten jahren meiner kindheit wohl nur dann verpasst habe, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ. und an diesem abend... denn... der eigeschaltete fernseher blieb schwarz. ich musste schlucken. schaltet ihn noch mal aus und dann wieder ein. nichts. das geräusch war da, das rote lämpchen ebenfalls, nur kein bild. hilfesuchen habe ich meinen vater geholt.

mein lieber vater war kein mann grosser worte. langes erklären war nie sein ding, er war geduldig, aber knapp in seinen aussagen und oft erfrischend offen. er schaut sich das gerät an und meine nur trocken und kurz: "entweder das ding ist kaputt oder tito ist gestorben!"

15 minuten später sollte sich zeigen, dass seinen zweite vermutung richtig war, der fernseher war durchaus funktionstüchtig, zeigte jedoch in den nächsten tagen in erster linie menschenmassen, den blauen zug, einen sarg und jede menge fremde staatsmänner. wir gingen nicht viel aus dem haus, da wir im zentrum wohnten und das chaos enorm war. aber alle diese bilder, die man sich heute bei youtube anschauen kann, habe ich live gesehen... schwarz-weiße erinnerungen ziehen an mir vorbei...

hat es mich wirklich berührt damals? nicht wirklich, ich war wohl zu jung. auch spührte ich bei meinen eltern keine trauer, außer einer wachsende angst, was nun aus dem land wird. mein vater - wieder mal trocken - meine nur: "es wird auseinanderfallen". er hat leider recht behalten und es hat ihn tief geschmerzt, dieses auseinanderfallen beobachten zu müssen.

heute, so viele jahre später in einem fremden land muss ich hin und da an diese momente schon denken. bei der ganzen rationalität und kritik meiner eltern habe ich doch irgendwie das gefühl, diese wunderbare frühe kindheit hat auch mit ihm, dem "marschal", zu tun. und auch wenn ich einige seiten der medaille kennen lernen durfte und ich auch beruflich kritisch sein muss, schlucke ich bei dem von meiner studienkollegin verlinktem lied schwer. und spätestens bei der zweiten strophe fliesst regelmässig eine einsame träne. weniger um "ihn", als um die wunderbare zeit, das land und die art, wie es schlussendlich auseinandergefallen ist.

Montag, 3. Mai 2010

morgenalltag und andere katastrophen...

"morgenstund hat gold im mund", wenn ich nur wüsste, wer diesen spruch erfunden hat... es gibt ein ähliches sprichwort auf dem balkan, das sinngemäss so geht: "nach dem morgen wird der tag erkannt"... in diesem sinne sind einige tage in unserem leben wohl eh schon in der früh zum scheitern verurteilt...

ich gebe es ehrlich zu, ich bin kein morgenmensch. kein klassischer morgenmuffel, aber früh morgens wird nie meine zeit, egal wie sehr ich mich seit jahren bemühe, ich will eigentlich nur meine tasse kaffee, an der ich mich halten kann und ruhe. ca. 2 stunden. dann geht schon wieder. dann kann der tag beginnen. dann kann man wieder mit mir reden.

diese möglichkeit besteht nun, seit ich eine arbeitende mutter bin, nicht mehr. das tempo bestimmt die pflicht, vor allem aber der zug der besseren hälfe, um ihn zur arbeit zu bringen. so haben wir eine eingelaufene routine jeden morgen, die jedoch in der letzten zeit oft durch zwerg, in der früh auch zum grantzwerg bzw "magnichtzwerg" motiert. so auch heute morgen...

es ist montagmorgen, regen, ich verstehe alles. ich schlafe selber kaum, am morgen überlebe ich nur mit literweise kaffee. verwechsle termine, vergesse sachen etc... alles der ganz normale alltagswahnsinn. beim zwerg ist die sache sehr einfach: wenn er von selber aufwacht, ist der morgen gerettet. wenn ihn der wecker weckt, sollte man sich lieber ein loch suchen und sich verstecken. nur leider ist das nicht immer möglich.

heute morgen um 6:30 im hause p. mutter p., also meine "wenigkeit", taumelt durch das haus. der wecker läutet, der zwerg ist wach, die schlechte laune hörbar. guten morgen welt! wohin kann ich mich verstecken? meine mutter, die am wochenende zu besuch war, ist schon gepackt und bereit zu fahren. ihr zug fährt zwar erst um 8:30, aber sie spürt wohl schon die stimmung.

meine sonst ansteckende gute laune (nun, ja, in der früh wohl nicht) wirkt nicht. zähneputzen wird von zwerg mit "maginit" kommentiert, frühstück ebenfalls und während die besser hälfte im "lesesaal" verschwindet kämpfe ich nun alleine an weiter front. immerhin sitzt der kleine herr schon in seinem hochstuhl und die diskussionsrunde ist somit eröffnet. der vorschlag ihm brei zu machen - in unserem haus unter "frucht" bekannt, denn "brei" ist ein unwort - wird mit "maginit" kommentiert. "kaffee" (kakao) = "maginit", smoothie = "maginit". die ungeduld steigt. aus dem gang hört man nichts, die besser hälfte ist verschwunden. also weiter im text.

"was soll ich dir machen?" schweigen. die stufe zwei also, kein "maginit" mehr, die lippen werden aneinander gepresst, er schaut mich von unten durch seine meterlangen wimpert an und schweigt. ich will meinen kaffee, hilfe! so viel habe ich mein lebtag in der früh nicht geredet...

schon als kind war ich in der früh eher unansprechbar. sonst kaum zu bremsen, musste ich mich schon in der vorschulzeit am tisch und meiner tasse festhalten und wollte nur in ruhe gelassen werden. mein vater hat das völlig verstanden, denn auch er selber wollte in der früh nur eines: seine zigarette und seinen kaffee. auf das erstere musste er oft verzichten, da er vor uns kindern nicht geraucht hat, aber ruhig und schweigsam war er auf jeden fall. angenehm. ich war ihm sehr dankbar.

unsere mutter hätte wohl auch am liebsten nur die kaffeetasse umarmt, konnte es leider nicht. es ist wohl ein ewiges weibliches schicksal, multitasking sein zu müssen. also hat sie brote gemacht, den tag organisiert, kaffee geschlürft und das beste war, dabei ihre augen umgedingt geschminkt. das öffnet die augen, meinte sie immer. so viel schminke gibt es gar nicht, die das in der früh bei mir schafft.

die offensichtlich mutierte person in unserer familie war und ist meine liebe schwester. von dem moment an, in dem sie die augen öffnen musste - ob mitten in der nacht oder am späten vormittag - hat sie in einer tour geredet und gegessen. keine spur von müdigkeit. ich liebe sie bis heute tief, aber meist nicht vor 9 uhr morgens. auch ihre eigenen kinder sind eher von der sorte tassehalter und horchen sich die morgenvorstellung ihrer mutter nur mühsam an...

zwerg schaut mich an und murmelt hinter dem schnuller, den er natürlich in seinem grat nicht im bett gelassen hat "smoothie". ok, dann halt smoothie. das prozedere ist mühsam, 2 küchenmaschinen, jede menge obst und anschliessender müll sind im spiel, machzeit 10 minuten, putzzeit um einiges länger. aber gut, kind will heute trinken, hauptsache er ist zufrieden. aktion. in der zwischenzeit höre ich das langsam stapfen der besseren hälfte richtung bad. ok, es kann sich nur noch um jahre handeln.

zwerg bekomme sein frühstück, 2 schlücke. "maginit". mutter p. langsam recht ratlos, erst ungeduld macht sich breit. "magst du was anderes?". schweigen. auch gut... wo ist mein ehemann? ich mag nicht mehr. aus dem bad hört man nichts. es wird wohl lang.

es ist inzwischen nach 7 uhr und meine mutter beschliesst vorzugehen, da sie die hoffnung, zum bahnhof gefahren zu werden von meiner besseren hälfe wohl aufgegeben hat. also sie zu ende "einpacken", letzte sachen in den koffer, ihren geburstagsblumenstrauss in die hand (sie hatte am SA geburstag) und weg. ihr weggehen wird vom eh schon schlecht gelauntem kind mit weinen "begrüsst". "ich auch viena" meint er in einem mix der sprachen. ja, sohn, ich würde auch am liebsten. aber der alltag wartet.

inzwischen hört man im bad die dusche, es gibt hoffnung. nach dem abgang meiner mutter beginnt zwerg doch zu knabbern, kurz ist ein buch interessant. krippentasche packen, während sein mittagessen von sich köchelt, meine unterlagen zusammensuchen im halbschlaf, alles wie jeden tag. schließlich kommt ein wohlrichender mann aus dem bad und stapft richtung schlafzimmer. gut, ist ja nicht mein zug, den er erwischen muss. essen fertigkochen, tasche gepackt, umziehsachen ebenfalls, "nur" noch ein schritt bis zum gehen.

"magnit" kommentiert mein sohn das anziehen. auch der body hat eine falsche farbe, die hosen ebenfalls, das orange oberteil versöhnt ihn nur so lange, bis er seine neuen orangen crocs nicht ausziehen muss. es regnet. "mag nit stiefeln". ich gebe auf, er bekommt die halbschuhe. egal. brüll, heul, schluchz. in meinem kopf scroolen unmengen von montessoribuchtexten runter, die ich in der letzen zeit gelesen habe. wie war das, kind in eine mondkapseln richtung mond schiessen? oder doch nicht? ich mag was missverstanden haben.

endlich fertig, die männer, aber in erster linie die mutter. gratzwerg verweigert das abschiedsbussi und bebrüllt im gang sein dreirad an, mit dem er in die krippe fahren möchte. ich höre noch unterm fenster die weitere diskussion und bin froh, als sie um die ecke abbiegen.

in kürzester zeit schaffe ich es zu duschen, mich anzuziehen, einen anruf von meiner mutter zu empfangen, sie sei im zug und endlich - zwar mit nassem haar, aber wenigstens frisch - vor dem haus im regen zu stehen. dann der zufällige blick nach rechts und die sonne geht auf:

mein kaffeeparadies hat heute eröffnet. im chaos hatte ich es völlig vergessen. nach weiteres 10 minuten trette ich glücklich mit meiner vanilla latte, einem bagel und einer stammkundenkarte raus. feinheiten (keinen milchschaum, keine tomate) muss ich ihnen noch beibringen, aber es ist der beginn einer wunderbaren und langen freundschaft. der tag wird doch gut!

ps: nicht ganz schadenfroh habe ich später die neuigkeit zur kenntniss genommen, mein mann hätte seinen zug verpasst. morgen in der früh auf ein neues...