Mittwoch, 30. Januar 2019

von den ersten wehen der vorpubertät

mittwoch, heute ist erst mittwoch. kind und ich sind seit samstag zu hause gefangen, denn der kerl hat es geschafft sich mit fast 11 seine erste mittelohrentzündung einzureissen. so sehr er mir leid tut, denn diese ohrenschmerzen müssen wirklich schrecklich sein, genauso sehr hat das ganze mit wut angefangen, denn er kerl hat, obwohl verkühlt und von mir verboten, einige aktivitäten in der kälte gemacht, die ihm nun offenbar nicht gut getan haben. so verbringen wir zwei die woche zusammen, ich meine letzte am vormittag zeit haben woche, denn am monat beginne ich am neuen institut zu unterrichten. somit sind alle meine pläne dahin und wir sitzen zu hause. es ist eben...erst mittwoch.

nicht falsch verstehe, ich liebe es, zeit mit dem kind zu verbringen. auch zu hause, mal nichts tun, er beschäftigt sich sowieso gerne alleine, liest, hört musik und hörgeschichten. da wir immer noch sehr technikfrei sind, ist tägliches schauen nicht drinnen, aber wir haben durchaus ideen, was wir doch anschauen könnten. trotz allem hätte ich lieber einige andere pläne realisiert und auch kind wäre wohl, nachdem die chemie gegriffen hat und er endlich schmerzfrei ist, lieber in der schule mit seinen freunden. tja...es ist eben...erst mittwoch.

der junge mann wird in knapp 3,5 wochen 11 jahre. die nostalgie und die sprüche über das schnelle vergeben der zeit habe ich mir heuer bis jetzt erspart, denn wie jedes jahr um den geburtstag herum scheint der durch eine phase zu gehen, durch einen entwicklungsprung, durch eine veränderung. und diese heuer ist, wenn ich ehrlich bin, langsam etwas mühsam.

mein heuriges resümee der fast 11 jährigen mutterschaft läuft irgendwie darauf hinaus, dass diese wohl aus phasen der kinder bestehen. eine jagt die andere und in wahrheit ist man permanent in irgendeiner veränderung, offenbar bis sie so weit sie auszuziehen. ich darf ansicht nicht klagen, einige phasen hat kind hier übersprungen, einige sind harmlos verlaufen, bis auf die s.g. "6 jahres krise", die hatte es in sich. allgemein ist kind aber von anfang an höchst kooperativ und pflegeleicht, aber halt doch... ein kind. und nun scheint das in eine andere richtung zu gehen. der spaß beginnt wohl langsam :D

seit wochen ist kind...als gäbe es zwei von ihm. der verschmuste, kooperative, wunderbar sensible und mitfühlende kerl und dann, seele nr. zwei, mr. hayd. plötzlich, wie aus dem nichts oder sagen wir, für mich noch nicht wirklich abzufangen möglich, hört er auf dem vernunfsohr nicht, sondern setzt in den modus der sturheit. die mutter hat nein gesagt? hm, ich glaube, ich sollte genau das machen, was sie nicht will. die mutter sagt gar nichts? offbar ist das der freischein zu machen, was ich will? die mutter versucht seit 11 jahre mir einiges beizubringen? ich mache genau das gegenteil, weil eh egal. und wenn sie dann nicht gerade positiv reagiert, tja, dann werde ich einfach hysterisch. das alles in kombi macht uns zwar beide fertig, aber was soll's. man sollte offenbar seine kämpfe austragen, auch wenn es leichter ginge.

ich verstehe den begriff der (vor)pubertät, eigentlich kann ich mich an die zeit noch sehr gut erinnern, genauso wie die bessere hälfte. wir sind beide voller mitgefühl und sympathie für die phase, die so notwendig ist, aber von allen so viel kraft fordert. ich sehe aber auch mal wieder, dass die genetik ein hund ist, denn die hoffnung, dass kind in diesem punkt mann gleicht, habe ich schon längst abgelegt. dieser hat es nämlich in seiner rebellischen, pubertierenden phase wirklich hart krachen lassen: er saß im zimmer, hörte wagner und las cäsar im original. ich weiß ehrlich nicht, wie seine eltern das überlebt haben. mir schlottern die knie alleine beim gedanken :D

da wir dieses glück nicht haben, stelle ich immer wieder fest, dass kind, auch welch überraschung, in seiner rebellion nach mir kommt. ich war zugegebenermassen ein spätzünder (er offenbar überhaupt nicht), aber als ich mal explodierte, was es unschön, für alle um mich herum, aber vor allem auch für mich. ich kann mich so gut an dieses chaos der gefühle erinnern, an die stimmungen, die permanente wechselten, an die sehnsucht, die ich nie definieren konnte. und an die lust, alles zu machen, was de facto nicht ok war. das wußte ich immer. ich wußte auch, wann es potenziell lebensgefährlich werden könnte und habe da gestoppt. auf diese genetik hoffe ich ebenfalls stark. aber mit 11 jahren spielte ich noch friedliche mit puppen, na ja, eigentlich kletterte ich eher auf bäumen, was ich sagen wollte, ich war noch wirklich ein kind. ganz anders ex zwerg.

dieser ist de facto von anfang an...älter, als er biologisch ist. philosophierend auf die welt gekommen, hinterfragt, zweifelt an und überlegt er sachen, die ich glaube ich erst mit 16 überhaupt angedacht habe. somit ist er logisch nicht immer einer meinung mit mir, was jetzt nun noch öfter vorkommt. als er kleiner war, konnte man ihn leichter ablenken, leichter sogar in eine andere richtung lenken. jetzt, fehlanzeige. der balkantrotzkopf kombiniert mit dem steirischen holzkopf ergibt offenbar titan. so diskutieren wir tag ein tag aus, über jede noch so kleine kleinigkeit, die schon seit jahren selbstverständlich ist, über größere dinge, einfach über alles. oft werde ich pädagogisch wertvoll laut, oft gebe ich nach, oft bin ich die schlechteste mutter der welt. alles gut, offenbar machen ich doch einiges richtig. aber es zehrt an meinen nerven und macht sie immer dünner. 

wie immer in momenten, wo ich reflektiere und mich als mutter hinterfrage, lese und schreibe ich. ja, ich bin eine lesende mutter und ich stehe dazu. bücher sind kein tabu hier bekanntlich, wissen kein schimpfwort. logisch ersetzt das alles nicht mein bauchgefühl, aber die kombination von beiden elementen hat sich in den letzten jahren doch bewährt.
somit kamen einige bücher beim letzten besuch der beliebten buchhaltung mit, ua auch ein buch vom jesper juul, den ich seit jahren wirklich gern habe. er mag alter hut sein, es mag bessere geben, aber niemand gibt einer gestressten mutter eine bessere absolution, authentisch zu sein als er. schauen wir mal, was er zu der phase, die vor uns ist, sagt. laut klappentext jedoch meint er, dass wir mit der erziehung mit 12 fertig sind und danach... ja, was danach frage ich mich? ein jahr noch und dann sind wie geliefert? ein jahr noch und dann lasse ich mich einliefern? ein jahr noch und ich wandere nach australien aus? ich bin jedenfalls auf die weitere lektüre gespannt.

bis ich damit fertig bin, setzten wir weiter zu hause, wechseln zwischen lesen, hören, spielen und unzufrieden sein ab. eventuell hole ich doch noch einige filme und schokolade. denn es ist bekanntlich... erst mittwoch. 





Donnerstag, 10. Januar 2019

von der liebe und dem hass in der küche

der alltag hat uns, mit einem tag verspätung, nun doch wieder erwischt. kaum sind die männer aus den schneemassen nach hause gekommen, musste ich kind am montag mit husten doch zu hause lassen, somit haben wir die ferien um einen tag verlängert. ehrlich, ich habe es genossen, den tag alleine mit ihm zu haben, doch wieder auszuschlafen, einiges zu hause zu erarbeiten, aber auch zusammen zu sein, zu reden, einen film zu schauen. gerne hätte ich das auch noch am dienstag gemacht, aber kind, das skurrile wesen, wollte unbedingt in die schule. er klingt zwar immer noch wie ein kettenraucher, aber sonst gab es überhaupt keinen grund dafür, die freizeit zu verlängern. tja... dann halt nicht. mein unterricht hat auch nun angefangen und somit: willkommen im alltag.

da mein heutiger unterricht erst am späten nachmittag ist, spiele ich am vormittag hausfrau. die wohnung habe ich schon so weit aufgeräumt und ausgemistet, dass es direkt eine freude ist, teilweise  erschrecke ich aber, wenn ich einzelne zimmer betrete, weil ich ein chaos, welches nun mal kaum noch da ist, erwarte. es ist allerdings noch einiges an tiefenreinigung offen. papiere warten geordnet zu werden, fotos von x jahren stapeln sich, von digitalen fotos gar nicht zu sprechen. ich bin wohl die weit und breit einzige mutter, die nicht jedes jahr alle fotos des kindes sortiert, peinlich genau ordnet und dann ein fotobuch macht. in unserem fall gibt es unzählige ordern und unterordnet auf diversen trägern, sei es computer, laptop, stickt oder CDs, die seit fast 11 jahren geduldig warten, sortiert und geordnet zu werden. ich weiß nicht, ob ich die ambition habe, das alles bald zu machen. einige bücher wären aber schon schön, ich fürchte allerdings, dass dies mehr als ein jahresprojekt werden wird, ev ein pensonsprojekt dann?

der alltag zwingt mich allerdings einiges wieder in die hand zu nehmen, publikationen, die hier ewig rumliegen, arbeiten, die fertig werden müssen. auch kind hat die tage, nachdem er nun eben doch in der schule war, für seine hausaufgabe ewig gebraucht, er ist ebenfalls noch im ferienmodus, aber es gab kein zurück und keine gnade.und das chaos hat uns sowieso ganz fest im griff, alltagsgriff ewie schultasche richten (während ich unterrichte) sind offenbar wieder verlernt, gestern vormittag fand ich seine federschachtel säuberlich auf dem schreibtisch liegen, heute die fleissig erledigte mathehausübung. tja, er wird sich organisieren müssen. ich ebenfalls, denn es hat mich gestern auch einige male recht chaotisch erwischt.

aber mal ehrlich, ich hasse einige aufgaben des alltags. der haushalt kann mir gestohlen bleiben, weder putzen noch bügeln noch irgendwas in diese richtung hat mir je spaß gemacht und ich glaube, so alt kann ich gar nicht werden, dass ich an einer dieser aufgaben freude finde. mann geht es nicht anders. wir machen und tun und sind zwar immer halbwegs sauber, aber spaß ist es keiner. eine einzige sache, die mir früher immer wirklich freude bereitet hat, war kochen.

als mensch mit balkanwurzelnd muss kochen mir ja im blut liegen. wenn alles so laufen würde, wie man es erwartet, müsste ich kochen noch vor dem ersten schritt, balkanfrauen sind schließlich koryphäen und können in der volksschule ein huhn schlachten und ausnehmen, burekteig so rollen, dass man zeitung durch die einzelnen blätter lesen kann und noch vor der matura ein essen für 30 ausrichten ohne hilfe. tja, nicht in meiner familie. meine mutter hat viele talente, aber in der küche ist sie völlig hilflos und hat schwierigkeiten kartoffeln zu kochen. meine tanten, beide nicht begnadet, auch wenn um einiges bemühter als meine mutter, die kochen für eine lästigkeit hält und nicht zugeben will, dass es eigentlich wie eine kunstform genommen werden kann.

den zepter hatte bei uns mein vater in der hand, was für die menschen, die ihn vor der ehe mit meiner mutter kannten, bis heute kaum zu glauben ist. in erster ehe mit der perfekten hausfrau verheiratet, fanden sich irgendwann meine eltern, die pianistin, die kein ei kochen konnte und der schriftsteller, der nicht mal wußte, wo man brot kauft. aber not und vor allem hunger machen bekanntlich erfinderisch. und da er nicht darauf hoffen konnte, dass diese liebe durch den magen geht, fing mein fast 50 jähriger vater an selbst zu kochen. nicht schlecht, recht solide konnte er das. vor allem klassische balkanrezepte, die wir alle gerne gegessen haben. es war nicht immer leicht, denn ich war recht heikel, aber er schafft es auf seine doch reifen tage recht gut kochen zu lernen. die verwandtschaft war schockiert bis amüsiert, wenn er dann, nachdem er jahrelang nicht mal einen finger in der küche rührte sie regelmässig anrief, um von den älteren verwandten rezepte einzuholen.

mit dem umzug in dieses land übernahm ich, zarte 15, den kochlöffel. ungern, denn ich konnte nicht viel. hätte ich das kochen jedoch meiner mutter überlassen... na ja, ev. hätte ich jetzt keine figurprobleme und würde in die kleinste kleidergröße passen. da ich aber hungrig recht unsympathisch bin, beschloß ich, einiges selbst zu lerernen. somit bin ich in der küche völlig autodidakt, ich entdeckte jedoch immer stärker den spaß daran zu kochen, zu experimentieren, neue lebensmittel und rezepte auszuprobieren, kochbücher zu kaufen und lange darin zu schmökern. das internet machte es mir dann klar noch leichter, denn zahlreiche rezeptseiten, foodblogs und vieles mehr half mir, doch einiges zu lernen.

was ich immer geliebt habe ist andere zu bekochen. je mehr menschen, umso besser. grillparties, abendessen, diverse feste, alles war eine tolle gelegenheit für andere zu kochen. während des auslandssemesters in moskau war die küche unser lieblingsraum und immer war jemand da, für den ich auftischen konnte. ob bei der besseren hälfte die liebe durch den magen ging, weiß ich nicht, aber er hatte einiges an feuerproben auszuhalten und zu zeigen, dass er gut und gerne isst, auch neue, für ihn unbekannte speisen kamen immer gut an. und dann kam herr zwerg....

das kleine, reizende wesen hasste schon seinen ersten löffel, wie in filmen machte er ein angewidertes, überraschtes gesicht und das essen kam langsam, aber sicher aus dem verzogenen mund heraus. egal, was ich probierte (und ja, eine balkanmutter wird ganz unrund, wenn das kind nicht essen will), die begeisterung hielt sich in grenzen. 1000 wege, das kind gesund, abwechslungsreich und spannend zu ernähren, fürs kind zu kochen, dem kind jeden essenswunsch von den lippen abzulesen gingen schief, oft wollte er nicht mal probieren. seltene helle momente erweiterten sein essenplan doch zu einer recht vernünftigen sache, aber experimenten und neue rezepte, fehlt am platz. kochbücher blättern um etwas auszuprobieren, gerne, aber ohne zwerg. lange gespräche und gutes zureden, beim kochen helfen, fehlt am platz. wenn das essen am tisch war, bleib der mund zu.

ich gehe davon aus, dass viele jetzt denken, verwöhnter fratz. kinder sollten essen, was auf den tisch kommt und überhaupt, niemand hat auf uns rücksicht genommen und wir liefen 10 kilometer ohne schuhe im schnee zum nächsten supermarkt und überhaupt. alles schon gehört, alles mir schon selbst gesagt. aber wenn ich ehrlich bin, halte ich vom zwang am esstisch nichts und ich esse auch nichts, was mir nicht schmeckt. somit alles gut. ich bin regelmässig genervt, aber er darf essen, was halbwegs schmeckt und ich hoffe stark auf die pubertät. allerdings ist meine lust zu kochen gründlich vergangen. durch meine zöliakie gepaart mit kind und seinem verständnis vom guten essen wird kochen hier im hause p auch immer mehr zu einer herausforderung, die mich überfordert.

somit sind wir in der küche...langweilig. experimente gibt es so gut wie gar nicht mehr, ich koche zwar nach wochenplan, aber diesen könnte ich de facto einmal schreiben und so stehen lassen, denn ich habe das gefühl, ich würde ständig das gleiche einkaufen und kochen. einige lebensmittel möchten wir eltern schon gar nicht mehr sehen. mich kann man nun seit jahren mit thunfisch jagen, der mann muss nur mais sehen und schon macht er ein salto rückwärts. sein lieblingsgemüse, brokkoli, erzeugt beim kind den wunsch sich zur adoption frei zu geben. und jede kochentscheidung weckt den wunsch, mir entweder einen koch zu leisten oder im pizzaladen an der ecke ein abo fürs kind zu buchen.

aus liebe ist somit die letzten jahre wirklich hass geworden, die kochbuchsammlung langsam aufgelöst und im zweifelsfall mache ich mir ein brot und koche immer das gleiche. aber irgendwie... in dem allgemeinen wünsch hier etwas zu verändern, will mein inneres wieder mit leidenschaft kochen oder wenigstens mal etwas neues essen, spannendes ausprobieren. ja, eventuell mit ich lebensmüde und mach damit mein leben nur noch schwerer, aber einiges neues sollte passieren. und weil ich das ungern alleine mache, muss es hier mehr "ess-besuch" geben. denn seien wir ehrlich, immer nur butterbrot, das sogar in der glutunfreien variante, macht das leben nicht wirklich schöner.

Samstag, 5. Januar 2019

von familienbande

die letzte wochenende der freien liegt vor uns, ab montag hat uns der alltag wenigstens teilweise wieder. mann hat trotz schneefall, husten vom kind und meinem unwillen kind, hund und ein auto voller unnötigem zeug gestern zu seinen eltern auf den berg verschleppt, ich habe mich dieses mal erfolgreich geweigert die wohnung zu verlassen. somit genossen sie die letzten tage im metertiefen schnee auf dem berg und ich die stille in der wohnung mit entmisten, lesen und lieben freunden. irgendwie doch eine win-win situation, wie ich finde.

trocken gesagt, muss ich es so nehmen. während ich gestern alte beiträge hier auf dem blog gelesen habe, musste ich feststellen, dass ich noch nie über familie geschrieben habe, vor allem nicht über diese, die hier, im land, in dem wir leben ebenfalls wohnen. ich glaube, es war bis jetzt ein bewußtes davon drücken, eventuell hat es sich aber auch nicht ergeben. was ich jedoch weiß ist, dass die familienbande, die uns umgibt, ein gesamten blog fühlen könnte und mehrere abendfüllende filme, sei es als komödie, tragödie, tragikomödie oder bollywood film mit überlänge. wenn ich so bedenke, wäre die verbindungen davon, eine art lateinamerikanische seifenoper (im hiesigen dialekt) wohl die beste plattform. ich denke, dass das der wahre grund war, dieses schien unmögliche unterfangen in einem blogeintrag darzustellen.

eines seit hier mal klar gestellt: ich bin ein großer fan von familie, vor allem von großfamilien, mit tanten, onkeln, cousinen xten grades, angeheirateten menschen und ihren kindern, kindeskindern und stiefurenkeln. ich liebe laute familientreffend, chaos, unmengen an essen, irgendwann die unvermeidlichen streitmomente, die dann wieder so schnell wie sie aufgeflammt haben, auch gelöscht werden. keine großen dramamomente, aber doch einfach... lebendig und authentisch. ich denke mir das alles auch nicht aus, denn so schaut die balkanfamilie aus, meine verwandtschaft väterlicherseits. auch wenn es immer weniger große treffen gibt, wir quer durch die welt verteilt sind, die alten wirklich alt sind und großteils auch nicht mehr leben, wenn wir zusammen sind, ist es ein fest. und ich geniesse es mit jeder faser meines daseins. kind hat leider wenige große treffen erlebt, aber wenn doch mal welche stattgefunden haben, hat er gezeigt, dass er mit uns eindeutig verwandt ist. er geht in der menge auf, wirft sich menschen um den hals, die er einmal im jahr siehst, spricht über seine familie, liebt sie und fühlt sich, je größer die runde, sichtlich wohler. alleine von der stiefurgroßmutter (vor einigen monaten 108 geworden) hat er von anfang an angst, was ich ihm nicht wirklich verübelt kann. sie meidet er tunlichst und da sie ist seit mehreren jahren nur noch im bett liegt, ist dies auch nicht schwer. im großen und ganzen kommen wir nach jedem besuch voller positiver energie zurück, denn egal was passiert, egal wie wir sind, egal wie wir uns benehmen, wir werden geliebt. weil wir familie sind. und so sollte es sein.

auch die bessere hälfte wurde schon beim ersten besuch sofort umarmt, geküsst und nach minuten akzeptiert. der mann, den ich liebe, gehörte sofort zu ihnen und dies wurde nie hinterfragt. die tatsache, dass es selbst doch auch ein recht sympathischer kerl ist, machte es natürlich noch leichter, aber auch wenn nicht, hätte niemand irgendwas gesagt. er gehörte zu mir, somit auch zu ihnen.

lustigerweise lernte ich seine herkunfsfamilie erst später kennen. an einem nebligen novemberwachende vor vielen, vielen monden stand ich vor einem kleinen haus in den alpen, in meinen besten klamotten damals und läutete an die tür. spätestens hier hätte ich mir das publikum, welches "neeeeeeeeein, geht nicht rein" gewünscht, die frage ist nur, ob ich überhaupt gehört hätte. draussen war alles weiß, denn der neben lichtete sich das gesamte wochenenen nicht, drinnen wurde ich empfangen und wie eine kuriosität betrachtet. ein höfliches händeschütteln, ein viel zu schnelles "du" von seinen eltern, ein von oben bis unten permanent betrachten von seiner schwägerin. ich, naiv und von meiner großfamilie nun mal anders erzogen, nah sie so, wie ich es nun lernt habe, offen und ehrlich... denn ich kam ja, um die familie meines zukünftigen mannes kennen zu lernen, ich wollte ein teil von ihnen sein, ich wollte sie lieben. tja... fehler...und die spiele haben somit begonnen...

viele jahre sind seit diesem wochenende vergangen und ich bin durch sämtliche phasen des staunens, hinterfrages, später der wut und trauer durchgegangen. meine anfänglich naiven "warum?" fragen bleiben offen, mit der zeit habe ich verstanden, dass man das dort nicht fragt. meine versuche mich zu distanzieren, gerade am anfang fast unmöglich. miteinander reden, eine kunst für sich. während ich doch immer dafür bekannt war, klar und deutlich sagen zu können, was ich denke und fühle und das auch immer respektvoll versucht habe, ist alles, was meine irgendwann schwiegereltern hören "bla, bla ginger!" seine eigene meinung zu haben, die sich gott bewahre von ihrer unterschiedet, unerhört. das  bedeutet sie zu beleidigen und zu "beschimpfen". tja, ja und amen lag mir noch nie. einmischungen, die schon vor der hochzeit so massiv waren, dass ich es kaum fassen konnte, beleidigungen, intrigen, dummheiten waren jahrelang auf der tagesordnung, hätten wirklich besser in eine seifender gepasst als in die realität. die meiste zeit konnte ich es nicht fassen, dass das alles nicht ein schlechter roman, sondern meine "neue familie" ist.

seit kind da ist, habe ich mich noch mehr bemüht, dass das kind wenigstens seine großeltern kennt, zumal die schwägerin vom mann es irgendwann geschafft hat, den umgang der brüder zu sabotieren. mein sohn sah seinen onkel und cousins somit das erste mal mit fast 5 jahren. aber egal wie sehr ich mich bemühe, mars und venus sind verwandter als wir. wenn ich schweige, passt es nicht, wenn ich rede, reisse ich das gespräch an mich und das ist klar auch nicht ok. wie ich das kind erziehe, passt nicht, ich ernähre ihn nicht gut, er wird zu wenig angezogen, die wahl des kindergartens, der schule, der schuhe, der unterhosen, alles, aber auch alles, ist anders und nicht passend. der autistische großvater, der de facto kaum in kontakt treten kann und die putzwütige großmutter, sind eine schwere nuss. kind fühlt das natürlich auch. während der sich auf dem balkan von jeden küssen und drücken lässt, gibt er seiner hiesigen verwanschaft, so wie er es von ihnen brav gelernt hat, die hand. die lächerlichkeit der situation, ist ihm auch schon längt bewußt, aber das ist nun der weg, wie sie es machen. und dennoch, bemühe gerade ich mich um den kontakt zu ihnen. ich denke an jeden geburtstag, jeden feiertag, kaufe seit fast 15 jahren für jeden von ihnen die geschenke, motiviere das kind anzurufen, lade zum geburtstag vom kind ein, erinnere den mann, dass geburtstage sind, dass er treffen organisieren sollte, seine eltern und seinen bruder zu diversen veranstaltungen und auftritten vom kind einladen sollte, verschiebe urlaube, weil jemand geburtstag hat (zu dem wir dann oft nicht mal eingeladen sind) etc. etc.... ehrlich, ich bin es müde.

ich bin mir sicher, dass kind von ihnen geliebt wird, das ist hier nicht die frage. na ja, wenigstens von den großeltern. aber die distanzierung, die kälte, das gefühl, eben nicht geliebt zu werden, weil man zur familie gehört, ist dort extrem. und letztes jahr einfach für meine im moment extrem sensible seele zu viel des guten.

so saß ich vor knapp einem monat bei einem "familienessen", schwiegereltern, schwager mit familie und wir und "feierte" den geburtstag des schwiegervaters. ich war richtig krank und konnte kaum sprechen, aber ja, es ist eine familienfeier, da geht man trotzdem hin. vollgepumpt mit medikamenten, aber ich war dort. de facto hätte ich es aber lieber gelassen, denn es gab mit sicherheit leichenschmäuse, die lustiger und unterhaltsamer waren. kind war klug und hatte ein buch eingesteckt,  welches ich ihn auch lesen ließ, auch wenn es unhöflich war, denn niemand, aber auch niemand, sprach mit uns mehr als zwei worte. einige nicht mal das. und während ich mich nach meinem bett sehnte und essen verschlang, welches für mich ob der medikamente de facto keinen geschmack hatte, beschloss ich, es reicht.

ich muss nicht ein teil dieser familie sein, die mich seit mehr als einem jahrzehnt so offensichtlich nicht will. ich muss somit auch nicht mehr zu jedem treffen, ich muss keine geschenke kaufen für menschen, die mir teilweise noch nie was geschenkt haben, ich muss nicht dafür sorgen, dass sie eingeladen werden zu event, zu denen sie das kind auch schon längst weder erwartet noch dabeihaben will. ich erwarte nichts mehr und gebe auch nichts. ich bin höflich und distanziert, so wie man nun mal ist, zu menschen, die man kaum kennt. denn familie funktioniert anders. somit sind kind und mann das erste mal seit längerer zeit alleine zu den großeltern hingefahren, sie geniessen den schnee und ich gewisse hier eine saubere wohnung und liebe freunde. win, win.

lustigerweise stand genau heute auf dem kalender, den ich von einer lieben freundin bekommen habe (danke liebe u. noch mal an dieser stelle) der folgende sprich: "familienleben ist das beste band. otto von bismarck." ja, ist es. und ja, familie ist überhaupt das tollste und schönste, was man haben kann. aber wer sagt, dass "familie" aus menschen bestehen muss, die mit einem verwandt oder verschwägert sind? denn, wie richard bach mal meinte (egal, ob es etwas pathetisch klingt, ich mag ihn):




(zitat/bild von: https://izquotes.com/quote/richard-bach/the-bond-that-links-your-true-family-is-not-one-of-blood-but-of-respect-and-joy-in-each-other-s-208403)


Mittwoch, 2. Januar 2019

vom chaos und reorganisieren

der zweite jänner, der zweite tag im neuen jahr, hat seit meiner kindheit eine sehr symbolische bedeutung. auf dem balkan existiert der glaube, dass dieser tag symbolisch für das gesamte jahr steht und dafür, was man machen wird. man sollte versuchen nicht zu streiten, den tag harmonisch gestalten, aber auch sachen in die hand nehmen, die man endlich erledigen will, wie liegengebliebene arbeiten, aktivitäten, die man ev. schon lange doch ausprobieren wollte, realisieren.  meine ganze kindheit durch war somit der zweite tag im jahr teilweise recht lustig, wir sind wie auf eiern herumgelaufen im versuch, ja nichts falsches zu machen. auch später habe ich immer wieder sachen zu hand genommen, die fertig werden sollten, sei es proseminararbeiten, die herumlagen, diplomarbeit oder dissertation. heute sollte helfen, dass es gut läuft. passt.

die den letzten jahren war es unterschiedlichst, wobei ich mir sicher bin, dass ich letztes jahr irgendwann die nerven geschmissen habe und angefangen habe zu brüllen. vor einigen jahren, genervt von sturer mutter, unfolgsamen kind und nicht kooperierendem ehemann, habe ich sie genau an diesem tag ins auto gesetzt und zur oma in die hauptstadt geschickt. die restlichen freien habe ich dann alleine genossen, war auch keine schlechte aktion. 

heute... heute habe ich ein projekt weiter gemacht, welches schon seit einigen wochen andauert, denn seit anfang dezember versuche ich hier, aus diversen gründen intensiver, als mir lieb war, unter dem alltagschaos unseren wohnraum zu reorganisieren. verfolgt von einem hartnäckigen virus, der mich immer wieder gebremst hat, habe ich zimmer für zimmer, kasten für kasten versucht neu zu gestalten, unnötiges wegzugeben, zu verkaufen, neu zu organisieren. es war ein langer und teilweise mühsamer prozess, denn das ganze passierte neben dem normalen alltagswahnsinn inkl. krankheitsausfällen von meiner seite. ja, ich weiß, einiges an chaos sollte innerlich auch in ordnung gebracht werden, daran wird auch gearbeitet, aber den wohnraum endlich so organisieren, dass ich nicht das gefühl habe, wir wohnen auf und nicht mit den sachen, war echt schon dringend nötig.

de facto ist es natürlich ein luxusproblem. wir sind drei personen auf 125qm, das ist überhaupt nicht wenig. in meiner kindheit waren wir vier auf ca. 65, mein mann vier auf 75, allerdings mit keller, garage und garten, was wir nicht hatten. auch wenn ich mir immer ein eigenes zimmer gewünscht habe, es ging auch so und es hat uns außer etwas platz nichts gefehlt. dennoch erwische ich mich immer wieder dabei, dass ich hier unzufrieden bin, weil wir einfach zu viel sachen haben. somit musste einiges weg.

weiters hat mich lustigerweise eine folge der "neuen" gilmore girls inspiriert, als emily nach marie kondo ausmistet. neben der tatsache, dass ich fast tränen bei der szene gelacht habe, hat mich die szene dazu gebracht, über die dame etwas zu googeln. und so hat die sache hier angefangen...

die vier stufen der dame waren hier mühsam, vor allem der punkt bücher (die anderen sind kleidung, hier kaum nennenswert, papiere, halbwegs in ordnung und restliches, zu dem küche und bad ua gehören. hier hatte ich einiges zum umorganisieren und das war's dann auch). aber bücher. bücher in jedem raum, bücher im wohnzimmer, im schlafzimmer, bücher sogar in der küche und auf dem klo, Bücher vom kind, die langsam überall sind und überhaupt... bücher, bücher, bücher und ein nicht kooperativer mann, auch nur ein buch auszusortieren. bitte nicht falsch verstehen, ich liebe bücher. sie sind hier nicht umsonst das hauptbild vom blog, ich habe nicht umsonst in einem früheren leben literaturwissenschaft unterrichtet. aber wir haben einfach, da müssen wir wirklich realistisch sein, zu viele davon. zahlreiche dieser bücher sind meine und die reduziere ich wirklich tag für tag immer mehr, zumal sie in 8 unterschiedlichen sprachen sind, von denen einige niemand ausser mir hier zu hause lesen kann. viele sind fachspezifisch, auch da gibt es kaum leser in der nähe. viele der bücher wird niemand von uns ein zweites mal lesen und das offene bücherregal, ein wunderbares projekt hier in der stadt, bücher zirkulieren zu lassen, liegt auf der täglichen hundroute und ist eine tolle sache. doch die bessere hälfte kann sich nicht trennen. seit fünf wochen nun steht er fast täglich vor seinen büchern, sortiert sie neu, streichelt sie, überlegt, kämpft mich sich innerlich und schließt die vitrinen unverrichteter dinge wieder. sein innerer kampf tut schon beim anschauen weh, auf der anderen seite werden die sachen nicht weniger, wenn nicht aussortiert wird. zudem kommt noch das problem dazu, dass er in erster linie mit dem hund gassi geht und das offene bücherregal, wie schon gesagt, auf der route liegt. in der zwischenzeit versucht er zwar regelmässig die mitgenommenen bücher zu verstecken, da ihm aber das nicht wirklich gelingt, wird permanent diskutiert. in punkto bücher reduzieren fühle ich mich somit immer mehr wie sisyphos. 

auf der einen seite verstehe ich ihn natürlich, bücher sind und bleiben eines der wenigen dinge, die ich immer noch haben möchte und nie genug habe. auf der andere seite merke ich, wie mir dinge immer weniger wichtig sind und ich, solange ich einen zugang zur bibliothek habe, völlig entspannt viele bücher nicht um mich haben muss. ich meine, wir haben hier immer noch einige tausend !!! (ja, tausend) bücher in der wohnung, von wenig ist keine rede. einige weniger würden durchaus noch gehen, der weg ist somit... noch lang.

es ist dennoch viel passiert, viel mehr als nur ein erster schritt. auch heute ist vieles weitergegangen, somit kann ich wohl, gemäss dem balkanaberglauben, auf ein arbeitsreiches jahr schauen. damit das nicht nur so ist, werde ich mich zurückziehen und in die wanne legen. eventuell setzt sind das süsse nichts tun doch auch durch. 

Dienstag, 1. Januar 2019

von einem neuanfang

2019 hat gerade angefangen, alle sind zu bett gegangen, nur ich sitze noch hier und versuche das chaos der gedanken zu ordnen. gedanken zu einem jahr, welches ich gerade versuche zu rekapitulieren, zu überdenken, einiges sollte ich vielleicht auch vergessen.

2018 war intensiv. teilweise so sehr, dass ich kaum luft holen konnte. gerade die letzten monate haben sich überschlagen und auf vieles hätte ich gerne verzichtet. streckenweise war kind der einzige helle und glückliche punkt in diesem jahr, dafür bin ich täglich, in jeder minute dankbar, denn ohne ihn hätte ich wohl in vielen situationen die zügel aus der hand gelassen. viele ereignisse möchte ich einfach vergessen und ich habe nun beschlossen, einiges als "danke für die erfahrung, universum" zu nehmen. somit richte ich nun, da dieses jahr zu ende gegangen ist, den blick nach vorne. das erste mal seit sehr vielen jahren habe ich konkrete vorhaben, pläne, die ich realisieren möchte, denn einiges, ach, vieles, muss ich grundlegend verändern. und ich starte heute, mit mir, diesen mit sicherheit nicht einfachen weg.

das 2019 soll ein ICH jahre werden, soweit es nur geht, soll es mir gehören. meinen ideen, meinen wünschen, meinen träumen, meinen plänen (all diese punkte natürlich koordiniert mit dem kind und dem mann). je mehr ich über all diese punkte nachdenke, umso mehr habe ich das gefühl, ich muss somit wohl zu erst diese ICH wieder finden, vergraben unter familie, mutterschaft, beruflichen kompromissen, freundschaftlichen enttäuschen, familiären erschwernissen. gleichzeitig aber sorgfältig tief in meiner seele versteckt, damit einiges ja nie gezeigt wird. in den letzten wochen darüber nachdenkend musste ich oft feststellen, dass ich nicht mal wirklich weiß, was da alles herauskommen wird, wie ich das alles angehen soll und wir der weg sein sollte. somit starte ich mit einem einzigartigen Projekt...

ich werde machen machen, die ich früher mal geliebt habe und teilweise nicht mehr mache, in erster linie aus zeit- und energiemangel. bücher neu lesen, die mir in einer phase des lebens wichtig waren, alte filme anschauen, musik hören, menschen treffen, die ich ewig nicht gesehen habe und plätze bereisen, die ich fast schon vergessen habe. die reise in die vergangenheit, bei der ich sehr hoffe, dass wenigstens mein kind mich streckenweise begleiten wird, wird mich hoffentlich auch in die zukunft führen. ein symbolisches foto von einem ort aus der vergangenheit , der heuer mindestens einmal besucht wird (nicht sehr gelungen, aber gut und von mir), soll mich immer wieder daran erinnern, dass ich diesen weg gehen muss, für mich. in weiterer folge für uns alle.

sämtliche punkte, die ich noch machen möchte, wer de ich von woche zu woche, monat für monat, hier dokumentieren. der blog sollte somit endlich reaktiviert werden, denn schreiben, bedanken spinnen, egal wie sinnlos sie sein wollten, waren ein fixer teil meines ichs, immer schon. ein erster punkt ist schon begonnen. seit fünf wochen nun entmiste, entrümple ich zu hause und das bedürfnis, mich von fast allem materiellen ding in meinem leben zu trennen, ist immer stärker. gleichzeitig denke ich, dass dieses entrümpelt auch symbolisch ist und auch anderswo passieren sollte. gestern sind somit fast alle gruppen auf facebook aus meinem leben verschwunden, diverse "freunde" haben gefolgt. im realen leben sollte sich da auch einiges ändern, aber da braucht es mehr, als einige klicks.

ich fühle mich gut dabei. es sollte gut werden. es muss, denn einiges kann nicht mehr so sein, wie es war. auf ein erfolgreiches 2019!