Freitag, 27. Januar 2017

vom sprachabenteuer und neuen entdeckungen

zwei weitere wochen sind vergangen, die ersten zwei, die kind und ich hier alleine verbracht haben, es waren zwei wochen von vielen hoch und tiefe bei mir persönlich, einiges an gefühlschaos hat mich begleitet, einiges an momentan, wo ich ganz deutlich gespürt habe, dass ich schon viel zu lange meine konfotzone nicht verlassen hatte. so viel neues, so viel unbekanntes, aber auch so vieles, was den alltag noch schwer macht hat. gleichzeitig hat einiges begonnen sind in wohlwollen aufzulösen, schritt für schritt lernen wir jeden tag was dazu. so haben wir mal die öffentliche verbindung aus der stadt nach hause gefunden. erleichtert schon mal enorm den alltag. zwar muss man genau wissen, wann die bus fahren, sonst hat man ein unerwartet großes loch und friert ev. einige zeit (so wie ich heute morgen) oder man kommt zu spät an. aber sie fahren. und wir wissen jetzt auch von wo und wohin :D

auch unsere neue wohnung nimmt langsam formen an. sie ist recht einfach und hat teilweise den charme eines russischen studentenheims, aber für die monate ist sie ok. wir haben einiges schon eingerichtet, bilder aufgehängt und langsam fühlt es sich ok an. der garten ist eine baustelle, aber der frühling wird kommen und ev. entdecken wir auch unsere liebe zur gartenarbeit (da hoffe ich allerdings mehr aufs kind, bei mir ist das vergebliche liebesmühe).

kind ist überhaupt... eine richtig coole socke! nicht, dass ich es nicht gewußt hätte oder mir was anderes erwartet hätte, aber dass er so souverän und cool ist, hat mich doch überrascht. die dritte woche in der schule, er fährt täglich alleine mit dem schulbus nach hause, seit heute morgen fährt er auch alleine mit dem bus hin. er scheint einige freunde gewonnen zu haben, mittlerweile kennt er sogar ihre namen :) sein freund, der deutsch spricht, scheint langsam des übersetzers müde zu sein, kind ist aber ganz cool und meint täglich, er sei alleine zu recht gekommen. vor einigen tagen habe ich ihn englisch reden gehört mit einem freund, nur einige wörter, aber immerhin. es war lustig und nett und das überhaupt herzigste war, dass er bei einigen worten schon einen schottischen akzent. hat :D die lehrerin scheint zufrieden zu sein, was will ich mehr nach nur drei wochen.

die uni hat auch angefangen. ursprünglich dachte ich, ich würde ja nur eine vorlesung besuchen, jetzt sind es doch drei und ich bin begeistert. welch ein unterschied, welch ein völlig anderes system, welche qualität und intensivität . die loseiste alleine für eine vorlesung ist länger, als meine studios in 4 lehrveranstaltungen bekommen, ach was, wohl in noch mehr. alleine jede woche sind zwischen 8 und 10 artikel zu lesen und man geht nicht zum vorlesung, ohne diese lektüre erledigt zu haben. jetzt verstehe ich auch, warum leute wohl nicht mehr als 2, 3 vorlesungen pro semester besuchen, mehr nicht nicht vorgesehen und kaum machbar. ich muss sagen, ich geniesse es absolut, wieder auf der anderen seite des lehrerpults zu sein und wenn es nach mir ginge, würde ich noch mehr machen. aber die habil will ja auch noch zeit haben, somit geht sich leider nicht mehr aus. nachdem ich eine babysitterin für kind habe, kann ich wenigstens zu 3 gehen und ich freue mich schon total auf die nächsten wochen.

während kind versucht englisch zu erlernen, versuch ich täglich, die unterschiedlichsten sprachvarianten, die ich hier höre, zu verstehen. ich bin ja, wie alle ex yu kinder, mit amerikanischen filmen und serien aufgewachsen. somit haben wir alle diese variante seit frühester kindheit im ohr und damit tue ich mir nicht schwer. filme, serien, menschen aus den USA, egal woher sie kommen, kein thema. ich verstehe sowohl die aus den südstaaten, wie auch sonstige teile amerikas. auch die briten verstehe ich soweit, wobei die sich in mehrere gruppen aufteilen. briten aus london, kein thema. vielleicht, weil ich schon so oft war und auch einige freunde haben, die von dort kommen. auch so manche alte britische serie ist kein thema, einiges an wortwitz kapiere ich allerdings immer noch nicht. nichts ist frustrierender als einige figuren aus einer meiner lieblingsserien (`allo `allo, ein britischer klassiker), die ich immer noch nicht ordentlich verstehe :( aber ich arbeite daran :)

und dann... sind da die schotten :) und hier beginnt so manches abenteuer auch für mich. sie teilen sich in mehrere gruppen. auf der uni verstehe ich sie recht gut, also wirklich fast problemlos. man hört es an der melodie, dass sie schotten sind, aber sie reden... ganz zivilisiert. dann kommen die in "freier laufbahn" ;) einige mütter aus der schule verstehe ich problemlos (gut, am besten die USA mutter und die aus kanada ;)) und bei einigen anderen haben ich meine heile mühe. da ich ja offenbar passend reagiere, sprechen sie dann normal, schnell und ich nicke hie und da und denke mir, ok, was auch immer. aber, das schaffe ich wohl auch noch.

der höhepunkt sind jedoch... die busfahrer :) sie bestehen mich offenbar absolut, denn ich bekomme immer eine antwort. nur verstehe ich die zu 70%... nicht! die meisten klingen so, als hätten sie die zähne zusammengepickt und bekommen den mund nicht auf, also maulen sie irgendwas. die mimik ist freundlich, ich weiß, sie beantworten meine fragen, aber die meiste zeit habe ich keine ahnung,w as sie wirklich gesagt haben. besonders lustig ist es, wenn kind neben mir ist und dann jedes mal fragt: " mama, was hat er gesagt?" meine antwort: "keine ahnung!" findet er super lustig. warum soll es nur ihm so gehen :D

im großen und ganzen aber schlagen wir uns tapfer. und lernen beide jeden tag neu. ich merke schon, dass ich angefangen habe englisch zu denken, mal schauen, wie lange es dauert, bis ich auch lust habe, auf englisch zu schreiben.

in diesem sinne, schönes wochenende allen. wir werden einiges neues erkunden und ich berichte dann bald wieder.


Dienstag, 17. Januar 2017

von einem altvertrauten gefühl

während kind heute seine zweite schulwoche tapfer angegangen ist, habe ich ja noch ein paar tage schonfrist. wobei, in wahrheit kann ich klar schon längst loslegen, denn für die arbeit, die ich hier machen sollte (in erster linie habil schreiben, aber auch einiges weitere forschungsdinge endlich erledigen) brauche ich ja keine uni. und dennoch, irgendwie laufe ich eher langsam an. während ich fürs kind fast alles schon organisiert habe, geschaut habe, dass es für ihn maximal passt, habe ich bis jetzt mich selber immer auf die zweite stelle gestellt. nun kommt er langsam an und ich beginne nachzudenken... und ein altes, vertrautes gefühl schlecht sich immer mehr an.

es ist schwer zu erklären, was das für ein gefühl ist. es ist in wahrheit eine mischung von gefühlen und ich kenne diesen cocktail nur zu gut aus der studienzeit, jedes mal, wenn ich irgendwo neu und für eine längere zeit dort war. alles ist neu, aufregend, unbekannt und dann doch so faszinierend. das land, die menschen, das essen, die öffentlichen verkehrsmittel, alles, aber auch alles, was man kennt und "normal" ist, ist anders. und ich bin emotional zwischen faszination und panik zu hause, zwischen wow und einer sehr einzigartigen variante von "heimweh". nach bekanntem und leichtem, nach dem, was man halt kennt, weil alles so langsam voran kommt, alles so rätselhaft ist. offenbar wird man nie zu alt, all diese gefühle zu haben, denn es fühlt sich eben genauso an wie früher an, völlig gleichgültig, dass ich 20 und mehr jahre älter geworden bin.

alles ist... irgendwie unbekannt. nicht alles ist anders, aber vieles. angefangen bei ganz einfachen sachen des alltags. die neue wohnung ist oft wie ein abenteuerspielplatz, alles mögliche entdecke ich, bei allem möglichen wundere ich mich. die einschaltbaren steckdosen, da habe ich einiges zeit gebraucht um das zu kapieren. finde ich an sich aber recht praktisch. das waschbecken mit zwei verschiedenen wasserhähnen finde ich allerdings eher skurril und störend. aus dem einen kommt eiskaltes wasser, aus dem anderen wird es nach 2 minuten so brühend heiss, dass man sich eindeutig so nicht waschen kann. wie genau es richtig geht, weiß ich nicht. im moment schwenke ich zwischen kneippen und verbrühen. das trennungssystem beim müll habe ich recht schnell kapiert, was mich jedoch fast zur verzweiflung getrieben hat, war der stromausfall letzte woche. gut, es gibt mal kurz keinen strom. frau kommt ja vom balkan, kennt so was. wird schon kommen. als es nach einer zeit jedoch nicht kam, wurde ich unruhig. der kühlschrank war gerade frisch gefüllt und so viel essen hätte nicht mal ich können. einige zeit und weitere panikmoment später habe ich festgestellt, dass wir den strom mit einem guthaben zahlen sollten. eine unauffällig karte im abstellkammer zeigte 0 an, aufgeladen bei der nächsten trafik (auch das muss man wissen!!!) war alles wieder im butter. puh! rätsel gott sei dank noch relativ schnell gelöst.

ein buch mit sieben siegeln sind mir allerdings immer noch die öffentlichen verkehrsmittel. ich weiß, dass buse fahren. ich weiß, dass sie sogar in der nähe fahren. aber wann und wohin genau, das verwirrt mich immer noch. so gehen kind und ich immer noch fleissig zu fuß, was per se nicht schlecht ist, nur wäre ausfahren von zeit zur zeit doch praktischer und schneller. dieses rätsel muss ich noch lösen.

das essen in einem neuen land ist immer ein abenteuer. ich liebe es ja über alles, in jedem neuen land auf den markt und in den nächsten supermarkt zu gehen. ersteres gibt es nur einmal im monat hier, somit waren wir bis jetzt nur in supermärkten.  ich bin bei weitem nicht das erste mal in UK, aber einiges fällt mir immer noch als neu auf. alles, aber auch alles ist verpackt in plastik. selten finde ich obst oder gemüse, die lose sind, außer avocado. nur im kleinen bioladen (der super süß ist und von zeit zur zeit durchaus besuchbar) kann man sachen ohne plastik kaufen. ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal so viel plastikmüll hatte und die tonne quellt über. mühsam vor allem, da wir eine eigene haben und die nicht so oft geleert wird. die mengen an fleischprodukten faszinieren mich immer wieder. ob die schotten mehr fleisch als die engländer essen, kann ich nicht sagen, aber die fleischabteilung scheint kein ende zu nehmen. bringt uns zwar wenig, denn ich esse es eh nicht und kind ist da sehr wählerisch, aber es ist omnipräsent. auf der anderen seite gibt es hier einige süßigkeiten, von denen ich mich ernähren könnte und ich mich täglich zusammen reissen muss, um nicht schachtelweise zeug nachhause zu schleppen.

was für mich als frisch diagnostizierte zöliakie patientin (dazu irgendwann später mehr) super positiv ist, dass glutunfreie sachen überall und recht problemlos zu bekommen sind. von aldi bis zum bioladen, alle haben irgendetwas. auch beim essen gehen war es bis jetzt kein thema. von fish and chips bis pizza, in jedem laden ist etwas da, problemlos und sicher. es macht mein leben wirklich recht leicht und ich fühle mich überhaupt nicht eingeschränkt.

"alles schmeckt anders" murmelt kind auch bei seinen lieblingsspeisen, da muss ich ihm recht geben. nicht schlechter, einfach anders. einiges an hier üblichen lebensmittel kann ich aufgrund von gluten eben nicht probieren und mein herr sohn ist nicht experimentierfreudig genug. aber die lebensmittel die wir kennen, schmecken oft wirklich anders. so probieren wir uns gerade durch, was gut und was wenigstens etwas nach "zu hause" schmeckt.

fürs kind ist die schule natürlich das neueste und ungewöhnlichste überhaupt. aus einer winzigen montessorischule kommend sitzt er nun mit mehr kindern in der klasse, als seine schule in österreich insgesamt hat. das erste mal hat er eine schulglocke gehört, das erste mal macht er einiges zusammen mit anderen, das erste mal ist er im regelsystem (auch wenn sich dieses sehr stark unterschiedet). faszinierenderweise kommt er damit durchaus zurecht. er beobachtet sehr kritisch, erzählt mir jeden tag details und unterschiede, einiges gefällt ihm, einiges finde er eigenartig. aber er schlägt sich tapfer. ich selber bin in dem punkt wohl verwirrter und verstehe vieles noch nicht. na ja, wie haben ja noch etwas zeit :)

mit solchen und vielen weiteren momentan verbringen wir unseren alltag zur zeit. und wenigstens ich mit diesem sehr bekannten, gemischten gefühl. aber ich weiß aus erfahrung, dass dieses gefühl bald verschwinden wird, wenn alles neue bekannt und alltäglich wird.


Samstag, 14. Januar 2017

von start eines abenteuers und eines neuen jahres :)

wieder habe ich monatelang nicht geschrieben. die letzten 2 monate des alten jahres waren so intensiv, dass ich kaum zu irgendwas gekommen bin. viel arbeit, viel organisation (einiges davon ist immer noch nicht fertig), einiges an gesundheitlichen veränderungen bei mir (dazu später in einem separaten post) so vieles, was noch vor der reise gemacht werden musste. zu einigen zeitpunkten habe ich gedacht, dass wir einfach zu hause bleiben sollte, wer will denn schon nach schottland, wer will denn schon sein gesamtes leben umkrempeln. so viele menschen sollten wir noch sehen, viele haben wir nicht geschafft. unglaublich vieles wollte ich noch erledigt haben, auch da habe ich nicht alles geschafft. eine achterbahn der gefühle hat mich wochenlang verfolgt und überhaupt...

diese kriesen waren gott sei dank vor kurzer dauer und so sind wir nun schon seit einer vollen woche in unserem abenteuer schottland angekommen. nach 2 tagen in einem wunderbaren cottige am rande der stadt sind wir am letzten montag in unsere wohnung eingezogen, mann und großmutter sind heute gut nachhause gekommen und kind und ich richten nun unser neues leben für die nächsten monate ein. 



seit einer woche sind wir wie gesagt hier, mir kommt es teilweise länger vor. wir haben so vieles erledigt, so vieles eingerichtet, allerdings ist unglaublich vieles noch nicht fertig, aber... es ist ja in wahrheit nur eine woche vergangen. 

das unglaublich tapfere und coole kind hat auch 5 tage schottische schule hinter sich. die anfängliche nervosität hat sich schon halb gelebt, nachdem er festgestellt hat, dass in der klasse ein kind deutsch spricht. ab tag 3 hatte ich allerdings das gefühl, dass er den neuen freund in vielen situationen gar nicht braucht. jeden tag lieber ist er in die schule gegangen, die uniformen gefallen ihm super gut und er möchte sie dann im herbst auch zu hause weiter tragen :) das schulessen war weiter sein fall (auch meiner nicht, ehrlich gesagt), somit ist er nun der stolze besitzer eine richtigen lunchbox und ab montag nimmt er etwas mir. überhaupt ist es in punkto essen für ihn im moment wohl am schwierigsten, denn vieles schmeckt fremd und auch die bekannten lebensmittel haben einen oft anderen geschmack. aber er wird schon noch seine lebensmittel finden. 

die neue sprache fasziniert und begeistern ihn. er hat schon am tag 2 viel mehr verstanden, als er sich zugetraut hat und da er sonst der klasse in anderen bereichen weit voraus ist, konzentriert er sich auf die sprache. seit mittwochs ist er auch mitglied in der bibliothek und hat sogar schon seine ersten 2 minibücher auf englisch gelesen. ich beobachte ihn fasziniert, freue mich extrem über seine motivation und beneiden ihn um sein junges, lernfähiges gehirn.

ich selber bin noch nicht so organisiert. im wünsch, fürs kind alles so perfekt wie möglich zu machen, habe ich bis jetzt mich vernachlässigt. nächste woche muss ich noch einiges tun, damit mein semester und meine arbeit gut anfangen können. im moment muss ich mich auch an die neue wohnung gewöhnen, an viele unterschiede zu unserem lebensraum zu hause, bin aber täglich mehr zu hause. die stadt gefällt mir total gut, die menschen sind super freundlich, das wetter ist zwar kalt, aber meist strahlen schön. das meer ist fast vor der tür. was will ich mehr <3 div="" nbsp="">