Dienstag, 29. Juni 2010

salz auf unserer haut

der sommer ist nun endlich da! völlig überraschend, für einige sogar schon aufgegeben, ist es von einem tag auf den anderen warm, ja gerade zu heiß und während ich die letzten wochen noch den zwerg in herbstjacke pressen musste, muss ich nun plötzlich mit ihm über sommerhosen diskutieren. der herr mag es nämlich nicht, wenn man seine knie sieht... nun, ja... damit wird es wohl in dieser wüstenhitze leben müssen...wobei er sich in einigen situationen damit wohl langsam abfindet, ich habe vor einigen wochen - als der sommer kurz und heftig doch auch da war- aus der krippe nicht nur kniezeigend, sondern sogar barfuß im garten gefunden... juhu! das semester geht langsam zu ende, somit stehen uns badeausflüge, parkplantschen und vieles mehr bevor. ich freue mich, endlich sonne tanken.

für mich persönlich war der sommer schon als kind was besonderes. während ich das restliche jahr in der stadt mit leib und seele gelebt habe (und es bis heute tue), mag ich den hochsommer eben nicht so sehr in der stadt. wir haben zwar auch in der stadt wunderbare abenteuer erlebt (bin gerade fleißig dabei auch für zwerg für diesen sommer zu organisieren), aber es gab nichts schöneres, als es endlich hieß, wir fahren ans meer.

es ist schwer zu beschreiben, was mir das meer bedeutet, denn dafür würde ich alle meine sinne brauchen, unendlich viel text, welche dem ganzen aber nie, nie gerecht werden könnte. das meer. der geruch, die farben, der wind, die sonne, aber auch am abend, die geräusche, die möwen, die steine, wärme, aber auch im winter, alles so einmalig und unbeschreiblich. der salzgeruch, der da sein muss. jedes andere gewässer ist, frustriert (jahrelang am wörthersee konnte ich mich nicht daran gewöhnen, dass das wasser eben nicht so riecht!). vermischt mit alle dem der besondere gerucht der küste meines "heimatlandes", copertone sonnencreme, wohl DIE creme des landes. alle einheimischen und hie und da auch die ausländischen gäste hatten sie. erkennbar an dem süßen mädchen mit dem hund und dem ganz besonderen duft. jahre später, auf einer exkursion, entdeckte ich in einem kleinen laden eine tube dieser creme. der bus voller studis reichte diese von hand zu hand, an den gesichter war zu erkennen, wer seine kindheit dort an der küste verbracht hat. *lol*




was ich aber noch besonders liebte war, mich nach dem baden im meer nicht zu duschen. eine zeitlang salzig zu sein, das salz zu riechen, zu schmecken, zu sehen und zu fühlen. vor allem der letzte badegang vor dem heimfahren musste auf meiner haut bleiben und ich weigerte mich oft tagelang das meer abzuwaschen. es sollte mit mir verschmelzen.

während ich mich nicht wirklich erinnern kann, wann ich das meer zum ersten mal gesehen habe, weiß meine bessere hälfte das nun zu genau. leider nur ein mal in seiner gesamten kindheit und jugend. genau das sollte unseren kind nie passieren. zwerg wurde zum ersten mal mit 2 monaten hingeführt und auch wenn er den meisten teil verschlafen hat, war es wunderschön. er wird sich auch nicht dran erinnern, für ihn sollte das element salzwasser auch mal wunderschön, aber so oft wie möglich präsent sein.

der wunsch am meer zu leben ist wohl immer schon utopisch gewesen und bleibt eher ein traum. aber die zaubermomente dort sollten häufig sein. nun auch mit zwerg. den ich beim letzten mal baden im vergangenen sommer auch für einige zeit salzig gelassen habe. damit der duft des meeres so lange wie möglich auch an seiner haut haften bleiben konnte :)

Montag, 21. Juni 2010

düfte der erinnerungen

der sommer scheint heuer gar nicht kommen zu wollen... ok, er hat noch nicht mal offiziell angefangen, aber dennoch, wenigstens der frühling hätte schon sein dürfen.... regen und graues wetter macht die endspur auf der uni nicht gerade leicht, wir sind irgendwie alle müde und erschöpft. ich schaffe es gerade noch, die studis zu motivieren, weil viel motivation ist auch bei mir nicht mehr übrig, auch wenn ich in den letzten tagen einiges geschafft habe. eine publikation - meine erste vollständig geschrieben, seit elias auf der welt ist (!) - ist eingegangen, somit steht dem konferenzbesuch nichts mehr im weg. athen im juli! vielleicht ist der sommer wenigsten dort heuer...

als ich heute morgen mich richtug arbeit gemacht habe, hat die luft nach herbst und regen gerochen. zwar habe ich den ersten atemzug freudig gemacht (ich liebe den herbst, den regen jedoch weniger), dann hat es mich aber dennoch geschreckt. denn wir hatten noch nicht mal richtig den sommer. auf dem weg durch den regen sind mir noch unterschiedliche gerüche entgegengekommen und vor einem alten haus musste ich stehen bleiben. es roch so bekannt, so alt und alle möglichen erinnerungen kamen hoch.

ich war schon immer stark olfaktorisch orientiert. gerüchte spielte und spielen eine grosse rolle in meinem leben. zwar nicht in die skurrile richtung wie im "das parfüm" vom süskind (und auch selber rieche ich durchaus nach mensch ;)), aber gerüche sind wichtig, sogar sehr. kindheitserinnerungen, menschen aus der vergangenheit und der gegenwart, situationen, häuser, wohnungen, naturmomente, alles ist für mich mit bestimmten düften verbunden...

meine früheste kindheit auf dem balkan in der weißen stadt. der duft der frischen morgenluft, begleitet von dem gurren der tauben in meinem lieblingspark. frisches weißbrot, dass mir in die nase steigt, mein vater und ich frühstücken auf einer bank. der wurstgeruch, den ich nicht immer so toll fand. der duft meines vaters, eine mischung aus seinem rasierwasser und zigarettenrauch, für immer fest in meiner nase und meinem herzen verhaftet. so roch nur er. es steht für liebe und geborgenheit. meine mutter hat zwar im laufe ihres lebens 100 mal parfüms gewechselt, dennoch ist für mich immer noch chanel nr. 5 ihr duft. egal wer mir begegnet, nach so vielen jahren, es riecht nach ihr. sehnsucht, kindheit.

der durf des meeres als eine hauptkomponente meines lebens. das salzige wasser, die sonne, der strand, alles hat seinen besonderen geruch. vermischt mit sonnencreme, einer besonderen, die es in meinem geburtsland gab und nach der alle rochen. bis heute, wenn ich diese rieche, bin ich kind am strand. es ist warm, es ist wunderschön und ich will nie wieder weg.

palatschinkenduft in der früh, einiges später in einer anderen stadt. sonntag morgen werden ich damit geweckt. die sonne schaut durch die jalousien meines kinderzimmers und ich freue mich auf das frühstück und den tag. so tief liegt diese erinnerung, dass ich jedes mal bei diesem duft eine sehnsucht verspüre. nach meinen eltern, nach der kindheit. schön und doch so lange her.

jahre vergehen, aber der geruch meines heiß geliebten gymnasiums ist immer noch in meiner nase. das parfüm meiner liebnlinsprof, heute so selten, aber doch anzutreffen, dominiert diese zeit. mein institut auf der uni roch nach pfeifentabak einer der professorinnen. nach langer zeit in moskau hat es mich als erstes begrüßt und mich irgendwie auch wieder endlich nach hause geholt, denn der geruch des instituts in moskau hatte alles überdeckt. ich wollte nie wieder heim. die pffeife hat es gerettet. mein erster job, der geruch nach gras, die zigaretten meiner chefin und die duftlampe der sekretärin, unverwechselbar, schön, teilweise negativ, aber so "zu hause". das institut jetzt hat noch keinen spezifischen geruch bzw muss mich noch auch in diesem punkt aufnehmen. aber ich arbeite daran.

der duft meines mannes, sein parfüm, seine haut. vor allem in der sonne vermischt mit salzwasser, sonnencreme und eben ihm. und dann noch zwerg und sein ganz besonderer zwerggeruch. das erste mal, als ich ihn im arm hielt zählte ich keine zehen und finger, das wurde schon gemacht. ich habe meine nase in sein haar vergraben und ihn buchstäblich eingeatmet. das mache ich bis heute noch oft, egal, ob er auf mir sitzt oder nur kurz bei mir seht. am liebsten jedoch am abend nach dem er eingeschlafen ist. da liegt dann eine erwachsene frau und atmet den geruch ihres kindes für minuten ein. der durf der personifizierten liebe. auch für immer in mir gespeichert, egal, wie er noch riechen wird.

der kontrastreichste duft von allen ist jedoch der duft meiner größten leidenschaft: der geruch von büchern! bücher riechen so unterschiedlich, wie man sich nur vorstellen kann, russische völlig anders als slowenische zb, serbische wieder anders, taschenbuch ist eine geschichte für sich, glattes, schweres weißes papiert anders wie braunes. alte bücher tragen die düfte ganzer generationen, gerüche früherer besitzer, keller, speicher. auch bibliotheken duften somit unterschiedlich. ich könnte mein fach wohl am duft erkennen, zu mindestens war das erste mal hinein kommen in die neue bibliothek hier so, als wäre ich nun nach hause gekommen. ich bin wohl auch der skurrilste mensch sonst, denn ich muss immer an jeden neuen buch riechen, teilweise schon beim kauf.



heute morgen musste ich unfreiwillig weitergehen, obwohl ich am liebsten vor dem alten haus geblieben wäre. könnte man doch einige dürfte wirklich konservieren, allerdings ohne skurrile praktiken aus dem schon erwähnten berühmten roman.

Samstag, 12. Juni 2010

terra incognita

nach einigen sehr intensiven tagen gleich mein kopf einem bienenstock. es schwirren gedanken, ideen, eindrücke, musik herum und ich kann ihn kaum wirklich klar bekommen. zwei "ereignisse", so unterschiedlich, aber doch so ähnlich, haben mir die letzten 2 tage beschäftigt. zwar war das eine eine veranstaltung, das andere ein artikel, aber sie haben doch einiges gemeinsam: jede menge ideen und stereotype über die große unbekannte in europa: den balkan!

auf der uni fand am donnerstag "tag der geisteswissenschaften" statt. ein tag, an dem die menschen von außen, zufällige gäste, aber auch fachkollegen mal einen blick in das jeweilige andere fach werfen sollten. populärwissenschaftlich, unterhaltsam, lustig, spannend... so wurde der tag auch, wenn gleich ich diesen aktionen gegenüber immer kritisch dastehe, denn es kommen meist eh die leute, die zumindest wissen, was geisteswissenschaften sind. menschen mit vorurteilen landen dort kaum.

dieses jahr stand der tag im zeichen südosteuropas, auch balkan genannt. so vieles hätte ich selber dort beitragen wollen, so vieles zeigen, aber es war tut mal nur ein tag und bruchteil von allem, was wir machen. die lustige schatzjagd, die ich mit hilfe meiner studis organisiert habe, ist super angekommen. das essen war genial, die musik noch besser und zwerg hat mit seinem ununterbrochenen tanzen und sogar dem richtigen balkanhüftschwung die menschen unterhalten. sogar die sängerin der bend war begeistert und wollte ihn für die nächste veranstaltung buchen...;) nun, ja, da wird sie sich doch etwas gedulden müssen...

ich habe mich an diesen einem tag, mitten von österreich, wie zu hause gefühlt. und dieses gefühl hat mir fast angst gemacht, weil ich verstanden habe - wieder einmal - wie wichtig mir diese region ist, diese terra incognita, die für den meisten österreicher wohl immer noch mit auch dunklen sterotypen verbunden ist. und mittendrin mein wunderschöner kleiner halbbalkanese, der so viele von meinem temperament hat, daß er dorthin ebenfalls perfekt passen würde.

die eröffnungsrede hat mich nachdenklich gemacht. ein südosthistoriker hat über die stadt in der wir leben und die menschen von balkan gesprochen, historische entwicklungen beschrieben, statistiken dargelegt und eines wurde mir daraus klar: trotz grenzlage und der ewigen nähe zu dem "fremden" bin ich wohl in einer stadt gelandet, die dieses fremde schwer verdauen kann. im unterschied zu anderen städten kamen die menschen "von unten" in grösseren mengen erst nach dem krieg in den 90er jahren. die zwei berühmten viertel wurden auch von ihm erwähnt, die "ausländerviertel". für mich die bunten, die interessanten, teilweise ja, riechen sie nach zu hause. wieder weitere statistiken, hinter denen aber menschen stehen, einzelne schicksale, eigenschaften, wünsche, träume. menschen, die bunt sind, mit all ihren nationalen eigenschaften, aber auch mit den persönlichen ecken und kanten. und offensichtlich so schwer zu akzeptieren.

ich habe in meinem alltag glück. ich werde dafür bezahlt "exotisch" zu sein, ich verdiene mein geld mit meinem anderssein, ich unterrichte menschen, die aber von vornherein offener sind, sonst wären sie nicht an unseren institut. auch so gibt es genug kommunikationsprobleme, was erst ohne die offenheit. auch scheinen die menschen in meinem mikrokosmos, mit wenigen ausnahmen zu denen leider auch meine schwiegerfamilie gehört, meine unterschiede nicht als störend zu empfinden, auch wenn es einige wohl von zeit zur zeit vergessen, daß ich "ausländerin" bin. stereotype auf beiden seiten, positive, negative. darüber ging es auch in meinem aufsatz die letzten 2 tage. keiner kann sich ihnen entziehen, aber offene augen für das andere und fremde sind voraussetzung für eine gute kommunikation.

der kollege hat seinen vortrag mir dem satz "g. muss in punkto akzeptanz noch sehr vieles lernen". ich hoffe es sehr, daß dieses lernen zügig sein wird und mein zwerg mal auch als erwachsener so unbeschwert ausleben darf, was er nun mal zu hälfte ist. im klang der wunderbaren band, im stahlenden sonnenschein und den wunderbaren gerüchen in der nase war es für einen augenblick auch für mich wie ein zu hause.

Montag, 7. Juni 2010

die faszinierende welt des internets

das lange wochenende ist nun leider vorbei. und auch wenn ich muskelkater von der vielen arbeit habe, war es doch wunderschön und auch entspannend. außer einem überraschungsbesuch der anderen art (dieser würde einen eigenen text verdienen, aber nicht heute) haben wir viel zeit miteinander und mit lieben freunden verbracht. zaubermomente waren täglich da, einiges für immer in meiner seele gespeichert. schön...

nun ist es wieder mal ein montagmorgen. nach der üblichen prozedur des "männerrauswurfs" setzte ich mich jeden morgen kurz vor den computer, um mich vom morgendlichen kraftakt zu erholen. eigentlich würde ich oft am liebten zurück ins bett gehen, aber das geht nicht. die arbeit wartet und diese woche wird es besonders viel von ihr geben. aber die 10 minuten in der früh, mit einer tasse kaffee in der hand, gehören nun nur mir. da bin ich weder mutter, noch ehefrau, noch professorin, einfach nur ich. und sehr oft verbringe ich diese 10 minuten in der gesellschaft des internets. oft eine zeitverschwendung, dessen bin ich mir durchaus bewußt, aber lustig und irgendwie auch völlig skurril.

das internets hat sich mir sehr früh nach deren geburtsstunde eröffnet. ich kann mich noch genau erinnern, wie faszinierend ich das fand, wie stolz ich auf meine erste emailadresse war, die mir plötzlich ganz neue möglichkeiten eröffnet hat. mit freunden in kontakt bleiben (zu dem zeitpunkt war meine ganze welt moskau und die freunde von dort, ach, ist das lange her), informationen austauschen, suchen, einfach in der gegen surfen. stundenlang habe ich da in der bibliothek vor dem computer verbracht und selten war ich weniger produktiv. aber egal, was war lustig. erste bekannschaften durchs internet habe ich schon vor über 10 jahren gemacht. dankt diesem habe ich einige freunde bis heute sehr aktiv in meinem leben (ein bussi zb. nach london, auch wenn k. das mit sicherheit nicht liest und versteht), einige aus der frühesten kindheit habe ich so wieder gefunden. sogar meine bessere hälfte verdanke ich dem internet. auch sehr viele in zwischen lieb gewonnene freunde, für die ich dankbar bin. alles schön und gut.

doch irgendwann entdeckte ich andere plattformen, die welt der snternetforen und schlußendlich die plattform schlechthin: das facebook. foren dürfe jedermann kennen, es gibt tausende, zu allen möglichen themen und ich bin vor nun 6 jahren auf zu erst ein forum, dann auf ein weiteres gestoßen und aus diesem hat sich ein drittes gebildet. während ich in der karenz war, habe ich so 3 internetforen intensiv gelesen und auch mit meinen meinungen zu unterschiedlichsten themen beglückt. ;)wenn ich jetzt mal bedenke, wieviel zeit ich da drinnen verbracht habe, wird mir direkt schwindelig. aber es war in dem moment ok.

das faszinierenden an diesen internetforen ist es ja gerade anderen menschen zu beobachten und "kennenzulernen". menschen, die sich aus irgendeinem grund irgendwo registrieren, meinst mit einem nick ( welcher teilweise unheimlich viel über sie aussagt) um ja anonym zu bleiben (das ist meiner meinung nach eine völlig illusion, aber ok). einige scheinen sich auch dort so zu benehmen wie im wahren leben. einige scheinen sich in der maske so sicher zu fühlen, daß sie völlig anders werden. einiges habe ich schon gelesen. die völlig grauen mäuse im alltag werden dort bunt, schüchterne mutig, kranke gesund, aber auch umgekehrt. einige sich sehr bedacht nicht anzuecken, einige nur darauf hinaus. einige scheinen überhaupt nicht zu denken, was aber - aus dem lesen einiger beiträge - wohl auch sonst der fall sein muß. es wird gestritten, gezickt, geweint, viiiiiel gejammert, aber auch gelacht, getröstet, freundschaften werden geschlossen, paare gebildet. eine völlig neue welt, die jedoch der wahren so ähnlich ist, daß man sich oft fragt, warum man in diese flüchten will. und während es mich immer mehr langweilt diese welt zu beobachten, kommen neue nicks mit dem gleichen alten themen und das rad dreht sich weiter...

die welt der facebooks ist ebenfalls eine völlig eigene und scheint oft auch sehr trügerische welt zu sein. ich hatte mich dort kurz nach der geburt von zwerg angemeldet aus dem einfachen grund, seine fotos für familie und einige wenige freunde auf der welt zu zeigen, ohne 10 mails verschicken zu müssen. nun habe ich - nach einige ausmistungsaktionen, weitere folgen - 232 (!) "freunde" von denen ich ca. 30 nicht persönlich kenne, ca. 100 15 und mehr jahre nicht gesehen habe und ca. 150 ich wohl sonst auf der straße kaum noch erkennen würde. die eigendynamik des ganzen nimmt fast erschreckende züge an, auch wenn es nach wie vor auch seine vorteile hat.

ich habe tatsächlich alte freunde gefunden. aus der frühesten kindheit, so z.B. meine beste freundin aus der vor- und volksschulzeit. zwar ist unser kontakt nie abgebrochen und der band zwischen uns wird für immer bestehen, aber seit wir beide auf facebook sind, schaffen wir es doch intensiver das leben der anderen zu betrachten, an diesem fast teilzunehmen. es ist schön, keine frage. auch freunde aus späterer zeit habe ich wieder gefunden, schulfreunde, studienkollegen, es ist schön zu sehen, wie sie geworden sind, wie ihre partner und kinder ausschauen, wie sie leben. es schafft nähe, alte, positive gefühle kommen hoch. aber sie wecken auch erwartungen, die man teilweise nicht mehr haben sollte, das habe ich gelernt. das tägliche treffen auf facebook ist nun mal kein realer täglicher kaffee zusammen. freundschaft ist was anderes und sollte anders gepflegt werden.

lustig und für sich sehr skurril sind allerdings die tatsachen, was einige dort posten schon. die statusmeldungen sind hier besonders zu erwähnen, denn diese faszinieren mich immer mehr. ob man dazu eine eigenen untersuchung machen könnte? während ich zu den internetforun längst schon eine mentalitätsuntersuchung für mich formuliert habe (ist nun leider nicht mein fach, aber spannend wäre es schon ), kann ich mich bei den statusmeldungen noch nicht ganz entscheiden, was da zu holen ist. aber es ist immer wieder aufs neue spannend und gleichzeitig irritierend.
so habe ich in den letzten jahren einiges gelesen. von gesundheits- und krankheitsmeldungen (in einigen situationen denke ich persönlich nicht es zu posten, aber ok, wenn man die kraft noch hat), glückwünschen, reisevorhaben (das mache ich aber auch oft ), müdigkeitsattacken, jammereien über das wetter(in der letzten zeit eigentlich fast bei jeden), sinnlosmeldungen (bei denen bin ich gut...;)) bis hin zu dauerjammernden menschen (solche habe ich in der letzten zeit ganz massiv gelöscht und "versteckt"), von meldungen wie voll die windel des eigenen kindes ist, bis zu sonstigen spannenden neugikeiten der welt. der höhepunkt aller statusmeldungen war wohl aber jede einer frau, die ihr kind ohne windel krabbeln lies und dann der welt mitteilen mußte, was ihr sproß mit seinen extrementen alles angestellt hat. als sie das 3 tage hintereinander gemacht hat (ja, das kind hat das 3 mal im folge gemacht, man könnte als mutter da ja auch was lernen) habe ich sie aus der "freundschaftsliste" gelöscht. ich habe sie eh kaum gekannt und die neugkeiten waren mir dann doch nicht "frisch" genug...;)

eine ganz eigene plattform habe ich mir schlußendlich, ohne es wirklich zu wollen, vor monaten mit diesem blog erschaffen. eine eben ganz meine, auch wenn es jeder lesen kann. nach fast 12 jahren ohne schreiben tut es aber gut, endlich meine gedanken auch anders als wissenschaftlich dazulegen. teilweise völlig sinnlos, aber für mich doch recht schön. vor 12 jahren, als mein vater starb, starb mir ihn nämlich auch meine tagebuchfreunschaft, rebekka (ja, die zwei k‘s waren absicht ;)). kreiert mit 13 jahren habe ich über 10 jahre lang fast täglich meine gefühle mit dieser fiktiven person geteilt (die parallele zu anne franks tagebuch ist aber gott sei dank nur in der erschaffung einer papierfreundin gegeben), über 10 jahre durfte sie meine gefühlsodyssee ertragen. mit meinem vater verschwand auch sie.

dieser blog ist eine art auferstehung. nicht von bekky, aber von meiner lust am schreiben, von meiner auseinandersetzung mit mir, mit der umgebung, mit der welt, eigentlich ganz für mich alleine. lustig, traurig, nachdenklich, kritisch, albern, so wie ich nun mal bin. chaotisch in erster linie. daß es einige doch lesen, ist ein bonuspunkt. und es tut gut in jeder hinsicht. somit hat das internet doch auch gutes, auch wenn es schon wieder, wie so oft, mir eben statt 10 minuten, fast eine stunde verschluckt hat. auf in den arbeitstag.

Samstag, 5. Juni 2010

frühjahrsputz

der frühling scheint es doch - zwei wochen vor dem offiziellen sommerbeginn - in das land geschafft zu haben. sonne, langsam aufkommende wärme und ein blauer himmel haben uns heute begrüßt und meinen etwas müden tatendrang in bewegung gesetzt...

nun, ja, der tatendrang hat mich schon vor einiger zeit gepackt, leider ursprünglich noch passiv. er hielt mich zwar fest, aber er hat sich geweigert was wirklich zu machen. jetzt aber! die wohnung gehört aufgeräumt und ausgemistet, das büro sowieso, von garage, abstellraum und einigem mehr nicht zu sprechen. vor 3 tagen nun, nicht an einem 1ten, sondern an einem 2ten im monat, kamen einige sachen nun ins rollen. die wohnung ist halb fertig, einiges an gerümpel schon draußen und auch ich habe angefangen "auszumisten", im direkten und indirekten sinne, der weg wird lang, aber die ersten schritte sind getan.

(wenn man allerdings einiges in der wohnung neu strukturieren will und neuen stauraum braucht, führt der weg fast jeden europäers wohl unweigerlich zum gelb-blauen schweden.. mit sicherheit eine meiner leidenschaften, das muß ich nun mal schon zugeben. das phänomen dort ist es - und nach all den jahren falle ich immer wieder darauf ein - man geht mit dem vorhaben hin, einen müllkübel zu kaufen. eventuell noch einen bilderrahmen, vielleicht noch eine kerze. kostenfaktor ca. 20 euro. gut... 3 stunden später kommt man mit einem vollen wagen heraus, hat 200 euro ausgegeben und das größte, was man gekauft hat, die tatsächlich der müllkübel. es ist wie eine lebenslange sucht, mit der man leben muss.)

aber zurück zum tatendrang. dieser scheint mich in jeder hinsicht zu halten, denn ich habe auch das bedürfnis, nicht nur überflüssige sachen aus dem leben, sondern auch menschen, die mich runter ziehe, langsam aber sicher hinter mir zu lassen. eine ähnliche phase hatte ich schon vor jahren, vor 12 genauer gesagt. das aussortieren war schmerzhaft und intensiv, es hat jedoch befreit und neues, positives gebracht.

nun habe ich ein ähnliches verlangen. ich wollte mich aus sämtlichen foren löschen lassen, habe es mir aber doch anders überlegt. aber das begehren, einiges auch da hinter mich zu lassen und einfach mal einen neuen weg zu gehen, ist doch recht stark. auch im "real live" gibt es momente, wo ich mich frage, ob ich nicht einiges hinter mich lassen sollte. teilweise sehr alte freunde, teilweise neuere, aber auf jeden fall ist das leitmotiv ein schlechtes gefühl, welches ich nicht mag. es muß sich einiges ändern. und die ersten schritte werde ich nun machen, egal ob es schmerzt oder nicht. es kommt auf jeden fall neues auf mich zu, in jeder hinsicht. und ich freue mich drauf!

Dienstag, 1. Juni 2010

sprachlos...

bin ich seit gestern in anbetracht einiger neuigkeiten, die mir den atem genommen haben. krankheiten von menschen, die ich teilweise schlecht bis gar nicht kenne, aber mich doch so stark rühren, dass es sehr weh tut. heute eine todesnachricht. ein mensch, den ich nie gekannt habe, aber verwandt mit einer mir sehr nahe stehender person. viel zu früh gegangen, wieder einmal ein kampf gegen den krebs, der verloren wurde.

ich weiß nicht, ob ich da selber skurril bin, aber solche momente relativieren alles. alltägliche probleme, normale auseinandersetzungen, sogar schlimmere sachen beginnen sinnlos auszuschauen, erscheinen einem klein, unwichtig, gerade zu lächerlich. und bilder kommen hoch von menschen, die in meinem leben gegangen sind. allen voran mein vater und meine freundin, er in einem alter, das zwar nicht sehr hoch war, aber ja, er hatte doch gelebt. intensiv, schnell, zwischen höhen und tiefen, mit unmengen tragischer momente, aber auch wunderschöner zeiten. ja, er war lebendig. nicht nur am leben, er war wirklich und richtig lebendig. das kann nicht jeder von sich behaupten.

meine j. 51 jahre ist sie nur geworden. auch sie war von der intensiven sorte, aber dennoch hätte es länger sein dürfen. während ich mich an dem schmerz, meinen vater zu vermissen, gewöhnt habe (ja, es klingt hart, ich weiß, aber es ist so), bin ich bei ihr noch lange nicht soweit. es wird noch lange, lange dauern.

die heutige nachricht hat bilder in mir geweckt, gefühle, die in alle richtungen gehen. unkoordiniert, unkontroliert bis zum gewissen grad und teilweise sehr schmerzhaft. meine, fremde gefühle, der wunsch zu helfen, wissend, dass ich das nun mal nicht kann. und eine sprachlosigkeit, die bei mir nur sehr selten vorkommt...