Sonntag, 15. August 2010

die lücke, die wir hinterlassen...

ersetzt uns vollkommen...

diesen spruch habe ich vor 15 jahren gehört, als eine liebe freundin bei einem zugunglück ums leben kam. ich fand ihn schön, wahr, gruselig, furchbar, alles auf einmal. nein, diese lücke kann niemanden ersetzen. nun sind es fast auf den tag 15 jahre her, seit sie gegangen ist und so grob es klingt, ich habe mich an die lücke gewöhnt, denke immer wieder an sie, aber nicht so viel wie früher.

eine andere lücke ist heute wieder mal stark da, trotz urlaub, trotz sonne, trotz lebensfreude: j. hätte heute geburtstag gehabt. diese lücke wird sie kaum je ersetzten und an sie werde ich mich wohl kaum jemals gewöhnen. auch wenn ich weiß, dass ich langsam doch abschied nehmen muss...

srecan ti rodjen dan draga moja, gde god da ga sada slavis!

Freitag, 13. August 2010

geschmack der kindheit

endlich urlaub. schon fast eine woche sind wir unterwegs auf dem heissen balkan. 4 tage haben wir in meiner geburtsstadt verbracht, eine nacht bei meinen verwandten im land meines vaters und nun sind wir seit gestern in griechenland. es ist heiss, wunderschön und wir spielen gerade murmeltiere. schlafen, essen, baden, das ist der plan für die nächsten paar tage. dann schauen wir weiter.

die bisherige reise hat mich auf die spuren meiner kindheit geführt, vor allen in meiner geburtsstadt, in der ich 8,5 jahre gelebt habe, war alles voll davon. straßen, häuser, ecken, momente, die mich an die erste lebensjahre erinnern, so stark, dass es fast schon unheimlich wird. als wir die stadt verlassen haben, hätte ich nicht vermutet, dass ich sie über 20 jahre nicht mehr sehen werde. 2005, wieder nach so viel zeit in der stadt, kannte ich noch jede ecke meiner wege von damals. es hat mich selber fasziniert, wie stark meine erinnerungen an die zeit damals waren und noch sind.

die weiße stadt an der mündung von save und donau ist in erster linie mit meinem vater verbunden. zwar waren wir dort ja alle 4 noch zusammen, aber dennoch, niemand, weder meine mutter noch meiner schwester sind so präsent dort, wie er. seine stadt. er hat sie über alles geliebt und ist mit 18 aus seinem land hingezogen. die hauptstadt des damaligen landes. eine pulsierende metropole, eine weltstadt, ein zentrum auf dem balkan. so vieles ist seit damals passiert, aber die stadt ist immer noch faszinierend. trotz aller schwierigkeiten straht sie immer noch eine seltene energie aus und "verschluckt" mich jedes mal aufs neue. sowohl in erinnerungen wie auch mit neuen eindrücken.

meine beste freundin aus der kindheit kenne ich nun seit 31 jahren. heute ist sie die hauptperson in dieser stadt und vor allem mit ihr begebe ich mich jedes mal auf die kindheitsreise. und eine wichtige komponente bei den erinnerungen ist der geschmack. ich glaube, das kennt jeder, essen aus der kindheit, süsses, aber auch salziges, liebligsspeisen, die nach kindheit schmecken. in meinem fall ist es oft schwer diesen geschmack zu finden, denn die sachen gibt es im land, in dem ich lebe, nur sehr selten und nicht alle. aber wenn ich auf dem balkan bin, explodieren meine geschmacksnerven wieder aufs neue und ich bin 6, gehe an der hand meines  vaters durch den park und geniesse einfach das leben.


der beste geschmack des sommers war ein eis: "rumenko". super einfach, bestehend nur aus wasser, zucker und unmengen an künstlichem zeugs, schmeckt dieses eis nach erdbeeren und nach der schönsten zeit meines lebens. da ich ewige probleme mit dem hals hatte, durfte ich das nur selten haben, aber es war jedes mal aufs neue ein fest. das eis gab es in keinem weiteren land in dem ich lebte. als ich es nach 23 jahren wieder probierte war es so, als wäre ich wieder nach hause gekehrt. so vieles, was geschmack bewirken kann.




ein weiteres kulinarisches "fest" aus diesen tagen ist "smoki", auch von anderen nationen gekannt unter dem namen "erdnussflips". zwar gibt es die überall und ich liebe sie auch dort, die auf dem balkan jedoch schmecken anders und besonders. es müssen die original sein, mit diesem namen, in einer roten verpackung und mit dem besonderen geschmack. was drinnen ist, will ich nicht wissen. aber es sind DIE flips schlecht hin.



wer schlechte zähne und schwache plomben hat, sollte die nächste süssigkeit nach möglichkeit meiden, denn diese bekommt man auch im land, wo ich lebe seit einiger zeit. plombenzieher nannte sie mein vater, "kikibomboni" nennen sie die hersteller. lecker, meist steinhart, weil nicht mehr so super frisch, aber toll. ich habe einige milchzähne in solchen bombons verloren und auch so manche plombe als erwachsene. hat sich aber alles gelohnt.




während die ganze welt von nutella schwärmt und ich auch gewungenermassen so manchen heisshunger auf süßes damit erstickt habe, gab es in meiner kindheit einen anderen geschmack, "eurokrem". eine seite weiß, eine schwarz, frühte die creme immer wieder zu diskussionen. welche seite schmeckt besser? warum kann man nicht nur das eine haben? bei uns zu hause war das problem nicht schwer zu lösen, ich liebte die weiße seite, meine schwester die dunkle. beide waren wir uns aber einige, das ding gehörte nicht aufs brot, sonder aus einen großen löfel direkt in den mund. die schokoladenvariante davon war nicht zu verachten, konnte aber die creme nicht ersetzten.


schlussendlich der königsgeschmack, der geschmack schlecht hin: " bajadera". eine schichtpraline, super lecker, super teuer schon in meiner kindheit, deshalb noch heissbegehrter, weil es sie selten gab. oft brachte besuch diese mit und wurde somit von mir noch sehrsüchtiger wie sonst erwartet. geteilt wurde diese selten, weder mit schwester noch sonst mit jemandem, in diesem punkt war ich als kind selten geizig.  anfang der 90er jahre, als der krieg in unserem exland noch am toben war, saßen  in einem lokal in europa ca. 10 "kinder" aus allen teilen dieses landes. eine tiefe freundschaft hatte sich in diesem tagen zwischen uns geboren, die teilweise bis heute hält. jemand hatte eine bajadera bekommen, nicht eine schachtel, eine einzige praline. so durfte jeder nur ein mal abbeissen, mehr ging sind nicht aus. und für einen moment waren wir alle wieder zu hause, vereint in dem gemeinsamen geschmack der vergangenen glücklichen kindheit.