Donnerstag, 29. Juli 2010

eines wie keines

der sommer macht gerade eine kühle pause, gerade richtig, dass ich wieder langsam aber sicher denken kann. die letzten tage nach athen waren teilweise chaotisch, teilweise so heiß, dass ich irgendwie nur halb funktioniert habe. und während es an arbeit nicht gemangelt hat, habe ich auch schon teilweise begonnen, mich innerlich, aber auch sonst auf den urlaub vorzubereiten. am 8. august geht es nun los richtung balkan. 3,5 wochen lang werde wir durch die gegen gondeln, zunächst nach belgrad, dann nach makedonien, dann nach griechenland, dann zurück nach makedonien. ein trip nach bulgarien ist fix, ich brauche bücher für den zwerg. ich kann es kaum erwarten wieder das meer zu sehen, aber auch freunde und familie.

während ich langsam aber sicher unseren gesamten haushalt einpacke und gerade für zwerg unmengen vom dingen. frage ich mich, wie ich das wohl mit mehreren kindern machen würde. einen bus kaufen? einen zug mieten? völlig durchdrehen? geschichte von diversesten freundinnen nach ist das wohl schon so und auch fahren nicht alle kinder gerne auto. zwerg ist auch in diesem punkt super pflegeleicht *holzklopf*. da er die meiste zeit im auto verschläft, gibt uns das die möglichkeit recht viel unterwegs zu sein. gott sei dank! es mag aber auch an uns hängen, da wir gerne beweglich sind.

meine schwester hat schon nach dem ersten kind fast aufgehört zu reisen. eine flugreise, 2 autoreisen, dann war schluss. dann kam das zweite kind und sie bleib völlig stehen. und während meine nichten nun fast 18 und 14 sind, scheint im gehirn meiner schwester der reisemodus für immer ausgelöscht zu sein. mich drückt er in der brust alleine bei dem gedanken. aber es mag so mit zwei kindern sein, ich weiß es nicht.

zwerg ist nun bald 2,5. und während am anfang in dieser stadt fast alle meine freundinnen, mit ausnahme einer, gemeinsam mit mir das erste kind bekommen haben, sind wir nun fast die einzigen, die weder ein zweites bekommen haben, noch schwanger "sind" noch ein weiteres planen. die idee, zwei schnell hintereinander zu bekommen hat mein mann gott sei dank schon vor der schwangerschaft abgelegt und ich war und bin immer schon ein fan von einzelkindern. auch wenn ich das recht häufig verteidigen muss. und die tatsache, dass zwerg so perfekt ist, wie er ist, macht die entscheidung nicht gerade leichter. könnten wir noch mal dieses irre glück haben? nun ja, ich weiß es nicht...

bitte mich nicht falsch verstehen, kinder sind toll. selber bin ich die zweitgeborene, mein mann ebenfalls. wären unsere mütter einzelkinderfans gewesen, hätte es auch zwerg wohl nie gegeben. mein respekt für frauen, die mehr kinder haben und haben wollten wähst täglich und ich bin mir nicht sicher, ob ich es noch mal probieren möchte. vollzeitjob, kind und ein mann der kaum zu hause ist, so schaut mein alltag aus. noch mal schlaflose nächte, zu hause sitzen, noch ein kind im alltag einbauen, oft kommt es mir unmöglich vor. auch wenn kurze hormonanfälle doch passieren.

zwerg hat dazu seine eigenen meinung. auf die frage, ob er eine schwester oder einen bruder haben will, antwortete er ganz eindeutig und klar vor einer zeit: nein. er will ein zweites kleines katzi. ok, auch ein weg, dazu braucht er mich allerdings nur bedingt.

und dann kommen tag wie gestern. eine sitzung wird das 3te mal verschoben, die arbeit überhäuft mich langsam. ich hetze in die krippe um mein kind endlich abzuholen, das schlechte gewissen plagt mich eh, weil er mal länger bleiben musste. die begrüßung fällt freudig aus, allerdings freut er sich mehr aus das kipferl, das ich ihm gebracht habe. ich setzte mich noch etwas zu den kindern in den garten und komme man langsam runter. 6 stunden kampf mit der institutshomepage, die nachwehen des vollmondes, mein schmerzhafter rücker, alles zusammen sorgen für keine wirklich gute laune bei muttern. diese vertieft sich, als ich nun doch nach hause gehen möchte mit ihm. "maginit". ok, das kennen wir nun schon alle. "mag bei ingeborg bleiben." ok, auch das ist nichts neues. ich gehe mal vor, er wird nachkommen. er dreht sich um und geht. ok, so wird das nichts. 20 minuten später verhandeln wir immer noch, als jemand von einem benachbarten balkon runter ruft. die rettung, seine musikgruppenleiterin. der ausblick ihr zu winken und ihr lächelndes gesicht lenken den zwerg kurz ab, ich kann ihn doch schnappen und mitnehmen. kurzer protest, aber ok, wir sind auf dem weg.

"mag nit nach hause". gut, wohin dann? "stadtpark". auch ok, dann halt in den park. - es muss mal als zwischending gesagt werden, dass ich den stadtpark nur bedingt mag. während der spielplatz toll ist, fahren sonst überall wie wild die radfahrer herum und das nervt mich wirklich. keiner passt wirklich auf, somit muss zwerg dort wirklich auf mich hören, stehen bleiben wenn ich es ihm sage, weil es haben ihn leute schon fast ungefahren. aber ok, er kennt ja die regeln. - weiter, wir sind im park. zwerg ignoriert mich in jeder hinsicht. stehenbleiben nützt er dafür, auf bänke zu klettern, rennt wie wild weiter und als er sich an den boden legt und nicht mehr weiter mag, reicht es mir. dann gehen wir halt nach hause.

die restlichen 35 minuten erspare ich jedem leser hier. es sei nur soviel gesagt, dass man den satz "mag nicht vksti (bulgarisch für "nach hause") offenbar 1 mal pro sekunde durchgehen sagen kann, dabei auch noch weinen und schreien kann und das ohne luft zu holen. ein voller bus stoppt einen wohl auch nicht, auch nicht ein volles geschäft. die blicke der menschen waren mal mitleidsvoll (in meine richtung) mal genervt. ich habe es bis zu hause stoisch ausgehalten. wutanfall nummer zwei folgte zu hause, nummer drei in der badewanne. als er schließlich trost in meinem arm gesucht hat, waren wir beide völlig fertig und er war, vereinfacht gesagt, die beste, wenn auch nicht nebenwirkungsfreie verhütungsmethode der welt. einzelkinder sich cool, oh ja!

als er allerdings etwas später beim einschlafen die arme um mich verschlungen hat und mir "obicam ("liebe") dich" zugeflüstert hat, war die welt wieder für beide in ordnung. nach dem einschlafen habe ich ihn noch eine zeit beobachtet, ein wunderbarer moment wieder.

vielleicht sollten wir es doch mit einem katzi probieren! ;)

Sonntag, 18. Juli 2010

die reise zu mir selber



eine woche war ich nun weg von zu hause, na, ja, fast... ganz alleine habe ich mich auf den weg zu einer konferenz gemacht, zur ersten konferenz seit 4,5 jahren und zum ersten mal für so lange ohne meine männer. athen war das zeil. und es wurde mehr als nur ein konferenzbesuch, was ganz besonderes und für mich persönlich ungemein wichtiges.

die erste konferenz seit jahren hat mich tief in mir drinnen ungemeint viel kraft und mut gekostet. seit zwerg auf der welt ist war ich nicht mehr als 3 tage von ihm getrennt. ich mag das fliegen überhaupt nicht, seit ich mutter geworden bin, schon gar nicht. einen vortag auf englisch zu halten ist eine fast schon vergessene sache, alles in einem bin ich in den letzten jahren völlig verrostet. meine lektüre ist schon so lange kaum berufsbezogen, erziehung, ernährung, skurrile foren, in denen die theme unterschiedlicher nicht sein könnten, andere mütter die jammern übers nicht schlafen, nicht sauber werden, krank sein, stillen, nicht stillen, beikost, doch nicht, fremdbetreuung (wie ich das wort hasse), das kind zu hause behalten bis zur matura etc, etc, etc... beim zuhören der anderen auf der konferenz habe ich verstanden, dass ich wieder den weg zu mir finden muss, meine zeit besser planen und schätzen lernen sollte. und so vieles anderes.

während ich seit jahren in meiner eigenen kleinen welt mich fast gefangen gesehen habe, bewegt sich die welt selbstverständlich weiter. für andere menschen intensiver, für andere nationen natürlicher. kind und beruf sind kein wiederspruch, die welt ist klein und man kann alles bereisen, kinder reisen selbstverständlich mit, man entwickelt sich völlig natürlich zusammen weiter. man muss nicht für immer an einem platz sich fangen lassen, das scheint allgemein überhaupt kein gedanken zu sein. das leben ist bewegung in jeder hinsicht. die theorie habe ich immer gewusst, die praxis in den letzten jahren vernachlässigt. auch das entdecken von neuem, aber auch altbekanntem hat mich wieder einmal fasziniert. die griechen sind ein ungemein freundliches volk, jeder, aber auch jeder versteht englisch, wenn sie es schon nicht eh sprechen. man geht auf die fremden zu, hilft, redet, lacht. auch die konferenzgruppe, die schlussendlich 2 ausflüge zusammen gemeistert hat, ist zu einem ganzen gewachsen und ich habe mich super wohl gefühlt.

einiges habe ich gesehen und verstanden. akropolis bei 40 grad im schatten ist zb eine schlechte idee, aber beeindruckend und es macht einen stolz es geschafft zu haben. ampeln in athen sind nur unverbindliche empfehlungen, an die sich niemand hält und man sollte schnell sein und augen auch am hinterkopf haben. das griechische essen, welches ich nur zu gut in variationen kenne war dieses mal enttäuschend. "ya suflaki" und ähnliche adressen haben mich trotzdem gut über die tage gebracht und mir, ungeachtet ungemein viel laufen, 2 kg mehr auf die rippen gebracht. blätterteig mit käse gefüllt klingt lecker, schmeckt fantastisch, ist aber für eine heiße stundenlange busfahrt äußerst ungeeignet und auf keinen fall zum nachahmen empfohlen. dafür scheinen die griechischen männer meine kurven ungemein attraktiv zu finden, ich habe mich selten so wohl gefühlt. weiter erkenntnis bei der konferenz war, das kafka wohl sehr beliebt ist in iran und in japan, slawische literatur überall wohl fast überhaupt eine terra incognita ist und dass ich selber einiges noch lesen muss und will.  das orakel von delphi ist wunderschön und faszinierend und so machen auch berge spaß. das meer allerdings war das schönste der ganzen reise, aber das ist keine neue sache.



ich habe liebe menschen kennen gelernt, die mich wieder an sachen erinnert haben, die wichtig sein sollten. vor allem eine dame aus israel hat mein herz tief berührt und dort eine tiefe spur hinterlassen. ich hoffe ihr wieder zu begegnen, auf einer konferenz, hier oder bei ihr zu hause. eine zarte fast freundschaft ist in nur 4 tagen entstanden, die ich gerne vertiefen würde.

zu hause angekommen, hat mich in 5 minuten der alltag wiederereilt. zwerg hat sich tapfer gehalten, auch wenn er nun auch in der nacht im halbschlaf zu mir "du gehst nicht weg" sagt und mich bei dem entschluss, ihn das nächste mal doch mitzunehmen, bestärkt. meine schwiegereltern haben in der wohnung eine spur hinterlassen, die ich dringendst entfern haben möchte. meine mutter und meine bessere hälfte haben sich auf mich gefreut, haben mir aber leider sofort mein "normales" leben hier demonstriert. trotzdem halte ich an den eindrücken fest, wie an einem wertvollen schatz. denn nach so viel zeit bin ich auf dieser reise, auch wenn nur für kurz, wieder mir selbst begegnet. und es hat sich sehr gut angefühlt.

Sonntag, 4. Juli 2010

naturmomente

ein sonniger sonntag geht nun zu ende. es hat geregnet, es ist kühler geworden, zwerg schläft seit 19 uhr - frisch gebadet und völlig fertig. der tag war lang, aber lustig. auch wenn oft so anders, wie man es erwartet.

ich war mein lebenlang kein klassischer familienmensch. ich stehe bis heute nicht auf momente, die ich immer noch, irgendwo tief drinnen, als "kleinbürgerlich" bezeichnen würde, auch wenn ich mir völlig im klaren bin, dass ich nun mal eine familienmutter geworden bin und alleine das schon als solches bezeichnet werden kann. ;) man verändert sich doch, aber wohl nie völlig.

wochendenden haben früher zur faulheit gedient. da die bessere hälfte nicht in meiner stadt gelebt hat, von anfang unserer beziehung an nicht, waren diese im zeichen seines kommens. wir waren sehr oft einfach faul und zusammen, mehr war nicht wichtig. kleinere ausflüge ja, was grossartiges allerdings weniger. zu schnell kam der montag, der ihn wieder weggetragen hat. auch stand ich nicht - und das mag ich bis heute nicht - auf steife wochenendplanung. keine festen "familientage", kein versteifter rhythmus, was spass macht, soll passieren. familienessen, pflichtbesuche, zwangsrunden mag ich einfach nicht und die bessere hälfte gewann ziemlich bald gefallen an den zwanglosen tagen.

seit zwerg da ist, ist dies teilweise anders geworden. zwar liebe ich es immer noch das wochende nicht versteinert zu organisieren, aber wir sind deffinitiv mehr draußen, auch wenn die natur in diesem land so nicht ganz mein element ist. kein meer weit und breit, dafür jede menge berge. die lust auf diese zu klettern hält sich sogar bei meinem einheimischen ehenmann in grenzen, also fahren wir doch oft lieber. aber hin und da passieren doch überraschungen...

meine mutter ist zu besuch, also sollte es - ganz entgegen einige meiner vorstellungen - nun ein klassischer familiensonntag werden. die einladung einer lieben freundin hätte ich all zu gerne angenommen, aber ok, mutter soll mal was anderes außer der stadt hier sehen. somit ging es raus aus dieser. die idee zum grünen see zu fahren kam von mir. ich habe schon oft fotos davon gesehen und es hat wunderschön ausgeschaut. zumal es mit von lieben freundin versichert wurde, vom parkplatz bis zum see seine eh nur 5 minuten zu fuss. mutter ist schwer zu fuss, sie wurde von jahrzehnten von einem auto angefahren. zwerg zwar willig zu gehen, aber wer weiß wie lang. mein schuhwerk war gewöhnungsbedürftig. aber es sollten ja nur 5 minuten werden...

irgendwie kam mir der waldweg etwas suspekt vor. weit und breit niemand, keine wassergeräusche, einfach nur ein waldweg, nicht sehr steil, aber doch für meine mutter unangenehm, aber ok, ist ja nicht weit. über der kulisse hing ein berg, riesig, gar nicht meins, bedrohlich und kahl. es ging leicht bergauf, meine schmerzgrenze war noch lange nicht erreicht, auch die schuhe waren unpassend und ich nicht wirlich auf einen längeren lauf eingestellt.  also los. wald, wald und wieder wald. wunderschön, die luft war rein, kaum leute auf dem weg, irgendwie beruhigend. meine schlechte laune der letzten tage hielt zwar anfänglich noch an (vor allem nach einem kurzen platzregen und einer mutter, die irgendwie nicht sehr glücklich wirkte), nachdem ich jedoch meinen mann in diversesten sprachen verflucht hatte, dass er nicht den kürzeren weg genommen hat, wurde es immer schöner. zwerg lief von selber - mit ausnahme eines kurzen zusammenbruchs, da ihm der schnuller gefallen war - fast den ganzen weg alleine und wurde auch sichtlich immer runder. mutter hielt tapfer durch, der see war wunderschön, zwerg begann dann auch walderdbeeren zu suchen und zu essen und ich hatte auf einmal richtig spass. zwarg entdeckte den wald ganz neu, die insekten, die schmetterlinge, die pflanzen, alles was spannend.

wir kamen beim auto nach 2,5 stunden wieder an. die 5 minuten waren doch etwas länger. meiner mutter kann sich kaum rühren, fand es aber trotzdem klasse. zwerg hat beim einschlafen noch von schmetterlingen, die ihm ein bussi gegeben haben, geredet. und ich möchte doch mal wieder hin, auch wenn die berge mich fast erdrückt hätten und die schuhe nicht nur peinlich, sondern auch super ungemütlich waren. aber ja, etwas sonntagsspiessigkeit hin und da tut der seele doch gut. *lol*


es kann losgehen...



auch zweg ist bereit...


mit "babo" läuft sich auch super gut...


wunderschöne kulisse...

walderdbeeren...


und noch eine...

warten auf die verdiente stärkung