Samstag, 20. Juli 2013

von stolz, lob und anderen kleinigkeiten

die letzten tage waren spannend und standen im zeichen der ersten reise in diesem sommer. morgen geht es los, über die hauptstadt auf die grüne insel. seit jahren will ich diese sehen, ihre hauptstandt, die küsten, das innenland, die natur... in erster linie kenne ich die gegend aus büchern und es ist endlich zeit sie in natura zu sehen. da wir auch heuer wieder einen haustausch machen, sind wir seit tagen damit beschäftigt, unsere wohnung gästetauglich zu machen. was sich so in einem jahr ansammelt ist unglaublich... und sehr befreiend nun einiges loszuwerden...

während ich  die letzten wochen zwischen arbeit, ausmisten, packen und anderen lustigen dingern hin und her gependelt bin, hat das kind einen schwimmkurs gemacht. und siehe da, am fünften tag konnte er schwimmen :) meine vor stolz fast platzende mutterbrust konnte man wohl kilometer weit sehen. und fast zeitgleich kam dieser artikel im standard heraus, den ich auf facebook wohl ca. 10 mal verlinkt gesehen habe.

http://derstandard.at/1373512459729/Braucht-Erziehung-Bestrafen-und-Belohnen

und während mein sohn täglich besser schwimmen konnte, philosophierten einige menschen um mich herum über diesen artikel, sowohl in natura wie auch virtuell... und ich habe mir mal wieder zum thema gedanken gemacht...

seit zwergnase auf der welt ist, habe ich eine sache entdeckt, die sich attachment parenting nennt. diese richtung der "erziehung" mit allem drum und dran, büchern, autoren und allem möglichen habe ich in den ersten lebensmonaten vom kind geradezu verschlungen, mich in vielen punkten wieder gefunden, mich in vielen punkten wieder auf einen weg gebracht, von dem ich mal überzeugt war und kurzfristig doch anders wollte. so bleibt der kinderwagen stehen, ein tragetuch zog bei uns ein, kind wurde ins bett geholt und das gitterbett verstaubte friedlich vor sich hin. und in all meiner lust neues zum thema zu erfahren, landete ich beim wohl bekanntesten "alternativpädagogen" der letzten jahre, beim jesper juul, dem autor des oben verlinkten artikels. es war nicht liebe auf den ersten blick. das erste buch war großteils  logisch, schön, aber für mich nichts neues. ich fand sogar, er widerspricht sich an einigen stellen und war enttäuscht. aber ich las mehr, jedes weitere buch war spannender. immer noch sind sachen logisch gewesen, vieles war nicht neu und ja, hin und da ist er menschlich und verändert seinen standpunkt leicht. aber er tat und tut gut der unperfekten mutterseele, weil er einem mehr oder weniger den freischein gibt, unperfekt sein zu dürfen. authentisch, wie er das schön nennt. man selber. mit einigen leichten sachen, die ich schon längst verinnerlicht habe, wurschtle ich mich nun schon das 6te jahr durch das abendteuer mutterschaft durch und ich denke, beide sachen haben bis jetzt *holzklopf* recht gut funktioniert. kind war immer gut kooperativ und der weg hat für ihn und seinen charkter gepasst. auch für mich großteils (auch wenn ich mir mehr geduld oft wünsche), unsere tiefpunkte hatten wir klar auch (siehe beitrag vor einigen monten)... aber die sache mit dem loben beschäftige mich von anfang an....

auf dem balkan sieht man die kindererziehung in vielen punkten vollkommen anders. während attachment parenting fast zum gencode in den ersten monaten gehört, ist später einiges, was ich schwer verdauen kann. eine sache jedoch ist in meiner seele so fest verankert, dass ich sie kaum los werden kann, eben das loben. in meinen heimatländern, die alle quer durch die bank in erster linie extrem kinderlieb sind, gehört das loben wie das atmen zum alltag dazu. wir wurden ständig und dauernd gelobt. immer und überall bekommt man als kind - erst recht, wenn man ein kind ist welches sich doch halbwegs gut benimmt ;)) - lob zu spüren, positives echo von familie, freunden, fremden. oft hatte ich bei mir selber, aber auch bei verwandten kindern das gefühl, wir müssen nur atmen und schon finden uns alle toll und brav. etwas zu viel des guten, fand ich irgendwann auch. aber das "bravo", "super","hast du gut gemacht" sind mit ins gehirn gepresst, wie "bitte" und "danke". tja und dann kam juul. und der ganze ansatz, man sollte kinder nicht zu viel loben. klingt logisch, alles was er schreibt, aber der lob springt mir seit jahren direkt aus dem mund. sehr bewußt habe ich beobachtet, wie oft mir das passiert und ja, nach so vielen jahren ist es nun weniger und durchaus erträglich geworden. während ich bestrafen absolut ablehne und da voll auf juuls linie bin, komme ich ohne lob nicht aus. ich komme ohne klassische BElohnung aus, aber ohne lob... nein...und ich denke, dass viele kritiker der letzten wochen (gerade was den artikel betrifft) absolut diese zwei ausdrücke in einen topf werfen, aber für mich ist da ein meilenweiter unterschied... sein kind zu belohnen finde ich per se nichts schlimmes, wenn es spontan passiert und nicht alltag ist. bestehung mag ich nicht und habe sie ganz ehrlich nur ein einziges mal angewendet, als kind 2,5 jahre alt war. wäre es von natur aus nicht so kooperativ, würde ich das vielleicht anders sehen, aber ich fühlte mich damals danach nicht gut. auch, wenn die situation wichtig war und es absolut notwendig war, sie schnell und positiv zu lösen. aber dennnoch, ich verstehe absolut, was juul damit meint... sätze wie " wenn du das tust, gibt es..." verwendte ich  nicht, ich habe sie schon als kind gehasst. ich versuche mein kind so weit es geht nicht zu manipulieren, bedrohe es schon gar nicht. aber lob an sich? so ganz ohne im alltag auszukommen? mache setzten auch stolz in diese kategorie ein, das verstehe ich eben schon gar nicht. ja, ich lobe mein kind. gerade die letzten tage nach dem schwimmkurs war ich schon voller lob. ich war auch verdamt stolz auf ihn, das ehemalige wasserscheue baby, das kind, welches vor einer woche beim haare waschen noch gejammert hat, wenn das gesicht nass wurde. nun taucht er. schwimmt mit dem gesicht unter im wasser. springt mit und ohne schwimmbrille vom rand und taucht unter. duscht mit gesicht gegen den wasserstraht und auch das haarewaschen ist "jammerfrei". klar, lobe ich ihn. und ich bin verdammt stolz. ich bin auch, nachdem er richtig geschwommen ist, auch ein eis  essen gegangen. aber er erwartete es nicht, er wurde damit nicht bestochen, noch hat er dafür schwimmen gelernt.

an einer stelle schreibt juul: "ich habe ein altes und wohlerprobtes prinzip: wenn es unter erwachsenen funktioniert, dann funktioniert es auch zwischen erwachsenen und kindern." für die belohnung, aber auch für drohungen, unterschreibe ich ihm das zu 100%. ebenfall beim lob, wenn auch umgekehrt. seit einigen wochen gehe ich, nach einigem lob, den ich direkt und indirekt eingesteckt habe, mit stolzer brust bei der arbeit umher. gehe ich lieber arbeiten? mache ich jetzt alles besser? nein, aber es tut verdamt gut, es zu hören. die schönste belohnung für die arbeit, ich die offenbar gut geleistet habe, ist nun wirklich die positive reaktion. und auf diese will ich nicht verzichten, weder bei mir noch beim kind. in diesen sinne, ich bin weiter hin ein großer juul fan, aber man sollte ihn schon genau lesen. und auch dann, darf man durchaus auch anderer meinung sein... denn egal, was für" negative spirale" lob verursachen mag, es fühlt sich verdamt gut an...und machmal ist das wirklich alles, was zählt...

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