Dienstag, 17. Oktober 2017

von sehnsucht und heimweh

drei monate nach dem letzten beitrag versuche ich mal wieder den blog ja  aus der versenkung holen. über die schnell vergehende zeit wunderer ich mich nicht mehr, denn dass gerade der sommer an einem vorbeifliegt, kenne ich schon aus meiner kindheit. die längsten und lockersten freien, seit kind zur schule geht, sind schon längt vergangenheit. zwar gab es keine aufregenden, neuen reisen, aber kind und ich waren dennoch viel unterwegs. in erster linie haben wir aber alte, geliebte orte besucht, liebe freunde gesehen, viel zeit mit ihnen verbracht. das wetter war herrlich, sogar der herbst ist ungewöhnlich warm und verwöhnt uns mit fast sommerlichen temperaturen. als würde uns das wetter hier im süden versöhnen wollen und uns zeigen wollen, wie schön es hier ist. nur gelingt es irgendwie  wenigstens bei mir nicht wirklich :/

drei monate sind wir schon nicht mehr in schottland. den alltag haben wir recht bald organisiert, mit dem schulbeginn hat uns dieser auch wieder fest im griff. freunde haben wir intensiv getroffen, einige müssen wir endlich sehen, aber eine woche in der hauptstadt ist fest geplant, um auch das nachzuholen. oft ist das tägliche leben fast so, als wären wir nie weggewesen, was vor allem mich extrem frustriert. was schottland ein traum? haben kind und ich beide diesen zusammen geträumt und sind dann, viel zu früh, wieder aufgewacht? wie soll man da wieder im "normalen" leben einen platz finden? während kind eben ganz offensichtlich um einiges flexibler ist und seinen weg hier in den alltag schnell gefunden hat, knabbere ich immer noch sehr an der veränderung.

sehnsucht nach schottland ist bei mir alltag. egal, was ich anfasse, egal, was ich lese, egal, woran ich denke, meine gedanken entwischen mir immer wieder richtung norden. ein geräusch, ein geruch, eine erinnerung und schon bin ich wieder da. dabei stellt ich jeden tag fest, dass es unglaublich schmerz, daran zu denken. meine sozialen medien sind voller seinen aus schottland, bilder, filme, jeden tag überall oben. videos von nachrichten im schottischen englisch kann ich fast nicht anhören, einige fotografien muss ich schnell wieder wegklicken. bilder vom herzlichen städtchen am meer zerreißen mir das herz, am liebsten würde ich heute schon packen und wegfliegen. emails von lieben freunde von dort sind wie ein feiertag, auch fürs kind, wenn die weltallerbeste lehrerin mal schreibt. und irgendwie wird es nicht weniger schmerzhaft.

ehrlich frage ich mich seit wochen, ob man nicht nur sehnsucht, sondern auch heimweh nach einem ort, eine stück land haben kann, welches ja de facto nicht das eigene ist. ich bin ja prinzipiell mit dem begriff vorsichtig, denn sowohl heimat, wie auch die sehnsucht danach, ist ein komplexes thema, welches in meinem leben wenig platz haben. als jemand, der x mal umgezogen ist, der so multikulturell wie nur möglich ist, mit 5 muttersprachen und weiteren herzenssprachen ist zu hause fast überall. "heimat" aus begriff wird außerdem schon fast so definiert und oft verwendet, dass ich es hier nicht verwendet mag. sehnsucht nach momenten, orten, lieben menschen ja, das wort "heimweh" ist mit jedoch meist zu stark.

und dennoch, wenn das, was ich in den letzten drei monaten fühle definiert werden sollte, dann geht es über sehnsucht hinaus. es tut fast körperlich weh, so sehr vermisse ich alles von dort und so sehr würde ich gerne wieder hin. nicht nur für zwei wochen (das machen wir dann zu ostern), sondern wirklich für immer. zelte abbrechen, alles hier auflösen, kind, mann, katzen und - sollte sie mitwollen - mutter einpacken und gehen. logisch würde ich liebe menschen auch hier vermissen, aber daran bin ich nun mal gewöhnt. was eben ungewöhnlich ist, ist diese starke sehnsucht nach einem art.


gibt es so etwas wie seelenheimat (und schon wieder irritiert mich das wort, aber gut)? einen ort, der zwar nicht genetisch mit mir verbunden ist, aber so man wirklich zu hause ist? der weit darüber hinaus geht, dass es schön war und man doch den nächsten urlaub wieder dort verbringen möchte? wenn ja, habe ich wohl meinen gefunden, ohne ihn wirklich gesucht zu haben. jetzt muss ich nur noch leben mit diesem schmerz umzugehen.

Mittwoch, 12. Juli 2017

von einem viel zu schnell vergangenen traum

ich weiß, es klingt schon fast nach einem klischee, aber ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell die zeit vergeht. wie eine sekunde war das alles und plötzlich, ganz plötzlich sind kind und ich seit freitag wieder "zu hause". das kann ich persönlich tatsächlich nur unter anführungszeichen setzten, denn es fühlt sich alles noch völlig fremd auch, dann aber gleichzeitig auch so was von "normal" und "gewohnt", dass es geradezu erschreckend ist.

der letzte monat in schottland war geradezu überwältigend und nur intensiv, für uns beide. kind hat mit bravur alles gemeistert, ein hervorragendes zeugnis aus der schule und von allen stellen sonst bekommen, die letzten wochen noch intensiv genossen. wir haben viel über abschied und freundschaft geredet, ich musste einiges erklären und trösten, nicht nur ihn. nach recht mühsamen packen, wohnung auflösen, einiges abschicken, freute treffen, verabschieden saßen wir plötzlich im flugzeug und waren schon da.


hier hat sich einiges verändert und dann de facto fast nichts. und obwohl ich dieses ankommen nur zu gut kenne, erwischt es mich jedes mal aufs neue eiskalt: ja, alles ist fast gleich, nur wir nicht. das ist oft fast schmerzhafter als die eigentliche trennung von dem neu leibgewonnen ort. kind ist noch eher in der phase, sein zimmer und seine sachen neu entdecken und sich freuen, hat aber momente, die ihn doch kalt erwischen. mich hingegen... erwischt es nur eiskalt.
ich habe in den letzten monaten sehr vieles angedacht, über vieles gegrübelt, viel mit meinem inneren schweinehund gestritten, "faced a lot of demons". nicht immer war es schön, oft war es schmerzhaft und unangenehm, denn so vieles hatte sich in den letzten jahren angesammelt, was sortiert gehört hat, neu durchdacht, überlegt. ehrlich, lösungen und wege habe ich kaum gefunden, dafür waren die 6 monate zu kurz. was ich allerdings weiß ist, dass einiges nicht mehr so laufen kann, wie vor schottland. was und wie ich einiges verändern kann, weiß ich aber noch nicht, ich denke, deshalb ist das zurückkommen für mich umso schmerzhafter.


aber... im moment versuchen wir, den alltag wieder halbwegs zu organisieren. neue sachen hier in die wohnung einzuräumen, neue routinen mit alten zu vereinen, liebe freunde zu treffen. alles andere wird mit der zeit wohl kommen :)

Donnerstag, 8. Juni 2017

von genau 5 monaten im norden

gestern waren es tatsächlich 5 monate, seit wir in schottland sind und irgendwie war mein vorsatz, in der zeit hier mehr zu schreiben, offenbar wieder utopisch. offenbar bin ich da wirklich konsequent, täglich schreiben kann ich einfach nicht. zu einem passiert zu viel, dann aber doch... einfach alltag, oft fast schon banal und dennoch jeden tag aufs neue aufregend.

das schuljahr geht hier langsam zu ende, das unisemester ist schon abgeschlossen. letzte studenten sind zwar noch da, aber die vorlesungen sind längst beendet und langsam aber sicher wird die stadt richtig leer, wenn man die golfer, die nun immer mehr kommen, nicht zählt. ich geniesse es immer mehr, dass die stadt nicht super voll ist, meine lieblingscafes werden immer leerer, irgendwie ist es ruhiger und es ist nicht schlecht so. das wetter wechselt zwar täglich mehrere male, aber wir hatten auch richtige sommertage und der liebe österreichbesuch, den wir vor 2 wochen hatten, hatte sogar einige tage mit fast 30 grad. kurz, aber immerhin.

die schule dauert nun - heute von zwerg durchgezählt und schmerzhaft kommentiert - 15 tage. wann bitte ist diese zeit vergangen? morgen ist das sommerfest der schule, nächste woche der sporttag, übernächste woche gibt es die s.g. "reports", dann noch eine woche unterricht und aus. der abschied naht und wir beide, kind und ich, versuchen täglich diese tatsache zu verdrängen, denn so richtig will sich keiner trennen. kind nicht von seiner genialen lehrerin und den schulfreunden, ich nicht von dieser wunderbaren schule und dem gefühl, dass es ihm so richtig 100% gut geht und dass er die zeit dort so geniesst. er ist nämlich so richtig, richtig hier angekommen. der lob seiner lehrerin hört nicht auf, er liest fast nur noch auf englisch, spricht sogar oft mit mir so oder mischt nun 3 sprachen. auch in allen anderen fächern gehört er zu den klassenbesten, so, als wäre er immer schon hier gewesen. er ist mein held, absolut. zwar hatte ich immer vertrauen in ihn und auch in seine fähigkeiten, aber er hat wirklich alle erwartungen und hoffnungen weit übertroffen. umso schwerer fällt es uns beiden, wieder in den alten alltag zurück zu kehren, was schon in knapp einem monat passieren wird.

ja, wir kehren etwas früher als geplant nach hause. zwar nur für einige wochen, bevor wir in den süden fahren, aber doch früher. und wir sind beide hin und her gerissen zwischen vorfreude auf liebe menschen und zwischen traurig sein, hier genau solche verlassen zu müssen. unser leben ist jedoch nun um eine dimension reicher geworden, vielfältiger, wir haben eine neue sprache gewonnen, liebe menschen, eine spannende kultur und überhaupt, zahlreiche zaubermoment erlebt.

ich selber bin wieder mal fasziniert, wieviel zeug man in einigen monaten einsammeln kann und es graut mir vorm packen. nächste woche kommen noch mal die bessere hälfte und meine mutter, sie werden einiges mitnehmen. und den rest müssen wir dann wohl oder übel irgendwie einpacken.

alles in einem... 5 monate, wie im flug vergangen. der letzte wird wohl noch schneller verpuffen. dann verlassen wir dieses wunderschöne stück erde, aber, wir werden wieder kommen. immer wieder, wenn es geht jährlich. den unsere welt ist nun größer geworden und das ist wirklich gut so :)

Freitag, 21. April 2017

von alltagsschnipseln

ich weiß gar nicht, wie das so schnell passiert ist, aber wir sind nun seit fast 4 monaten hier. jeden tag aufs neue möchte ich wieder etwas schreiben, ich laufe dauernd mit ideen herum, war ich alles berichten könnte, mal geistreich, mal eher fad. oft habe ich einen beitrag angefangen und genauso oft wieder gelöscht. ostern ist vorbei, 2 wochen schulferien ebenfalls. die bessere hälfte war da und ist schon seit 5 tagen wieder weg und der alltag hat uns wieder. wie schaut denn dieser nun aus, nach fast 4 monaten? heute einige schnipsel davon.

wir haben die woche nun recht gut strukturiert und es läuft mehr oder weniger gut. eines der wirklich tollen Sachen hier ist, dass alles etwas später anfängt. während wir im süden um 6 uhr aufstehen müssen und kind um 8 uhr schon in der schule sitzt, fängt hier die schule um 9 an. das gibt eine extra stunden zum schlafen, sogar 1,5 wenn wir beide etwas schneller wären in der früh. der schulweg ist um einiges kürzer, zu fuß gerade mal 15 minuten, mit dem schulbus sind es gerade mal 5. kind liebt diesen und da er ihm durchaus mehr selbständigkeit bietet, fährt er täglich beide wege damit und so kann ich um 8:45 meinen tag beginnen.

ich bin keine frühaufsteherin, ich bin allerdings auch leider niemand, der lange schlafen kann. 5 Uhr ist eindeutig zu früh, 6 uhr ist hart an der grenze, 9 uhr wäre es zu spät. somit passt das schottische schulleben auch mit meinem biorhythmus überein und wir fangen die tage recht entspannt an. kind geht deshalb nicht später zu bett, sondern ist das erste mal seit jahren ausgeschlafen und ohne augenringe. also nur positiv. wäre schön, wenn wir das auch im herbst beibehalten könnten, wird sich allerdings nicht wirklich machen lassen.

die schulen hier gehen alle mindestes bis 15 uhr, die von kind bis 15:10. die älteren kinder, also ab 13, haben teilweise noch länger unterricht, 15 uhr finde ich im moment recht angenehm. zwar jammert oft das kind, er hätte danach wenig zeit (wobei ich das nicht verstehe, weil er auch im süden oft so lange, wenn nicht länger, nicht zu hause ist ;)), da er aber absolut in seine lehrerin verliebt ist, findet er die zeit in der schule selber super. ich glaube, mit ihr würde er auch 24 stunden in der schule bleiben ;) es ist auch mittlerweile zum alltag geworden, über sie zu schwärmen, über sie zu reden, mit jede reaktion und jeden blick zu beschreiben, über liebe zu philosophieren und darüber, wie sie ihn jeden morgen anlächelt. er ist einfach nur reizend und ich könnte mich tagtäglich totlachen. ich glaube, ich muss auch langsam seine sprüche über sie aufschreiben, damit ich ja nichts vergesse und sie ihm später zeigen kann.

während kind also die zeit in der schule geniesst, versuche ich hier unterschiedliches zu machen. zu einem zu vorlesungen zu gehen, die unglaublich spannend und interessant sind. zum anderen entweder in der bibliothek oder zu hause meine forschung weiter zu treiben. und das geht... langsam und stetig, aber auch recht schleppend. so lange habe ich in erster linie unterrichtet, so lange lief die wissenschaft weniger als nu nebenbei. so fühle ich mich seit 3 monaten wie jemand, der lange, lange krank war und jetzt mit mühe und not wieder in sein leben finden muss. jeder schritt tut noch weh, jeder meter ist leistung, aber auch fürchterliche anstrengung. es läuft aber, wenn auch mühsam. ich habe mich von den illusionen verabschiedet, dass alles fertig sein wird, bevor wir im herbst wieder zurück sind, aber ein großer teil wird da sein. jeden tag ist ein neues stückchen da. auch wenn es klar mehr sein könnte. aber das ist wohl immer so.

was ebenfalls täglich mehr wird, bin ich selber und zwar ist das ausnahmsweise metaphorisch gedacht. ich geniesse die zeit hier so unverschämt, ich liebe die stadt, das meer, meine arbeit, die zeit hier tut mir so unglaublich gut, dass ich längst verlorene stücke meiner selbst wieder entdecke. oft habe ich schlechtes gewissen, weil es mir so gut geht, dem mann, meiner mutter, den freunden gegenüber,  die ich klar alles gleichzeitig vermissen. dem kind gegenüber noch am meisten, weil ich sofort hier verlängern würde oder überhaupt bleiben würde. aber es tut hier alles so gut. die langsamkeit, das alleine sein mit dem, was ich liebe, aber dann auch die zeit mit dem kind, die hier irgendwie noch intensiver ist. während ich regelmässig am kilometerlangem sandstrand sitze und ihm beim spielen beobachte, wünsche ich mir oft, ich könnte die zeit aufhalten, für eine zeit einfrieren. und es einfach ganz lang geniessen.

die späten nachmittage gehören uns zwei und diversen hobbies vom kind. er spielt hier seine instrumente weiter und sing im chor, alles andere haben sie hier nicht (wie zB fechten), aber da auch einiges für die schule nicht zu kurz kommen sollte, reicht das völlig. oft lassen wir uns aber auch einfach treiben, gehen zum strand, gestern sind wir im zentrum gesessen (das sind wohlgemerkt 3 strassen ;)), haben eis gegessen und die menschen beobachtet. auch das empfinde ich als enormen luxus, die zeit haben wir sonst kaum. heute waren wir ebenfalls bis eben am strand und haben damit das wochenende eingeläutet.



das tägliche abendliche lesen ist nichts, was wir hier uns ausgedacht hätten, es ist alltag, seit das kind 3 monate alt ist. vom anfänglichen vorlesen bis zum selbständigen lesen hat sich dieses ritual nun zu einer 2 stündigen sache entwickelt, denn der kerl liest in 3 sprachen und das dauert nun mal seine zeit. wenn ich davor auch noch vorlesen sollte, könnten wir direkt nach der schule beginnen. dennoch geniessen wir auch diese neue variante und ich bewundere ihn, dass er nach nur 3 monaten hier englische bücher liest und das nicht gerade die super kurzen.

auch sonst ist vieles alltag geworden. der wöchentliche gang zur stadtbibliothek, um englischen nachschub zum lesen zu holen, die fahrzeiten der buse wissen wir schon auswendig. das tägliche facetimen mit dem papa gehört genauso zur folklore, wie auch die täglichen schulmomente, die vor einigen wochen noch exotisch waren. der alltag hat uns fest im griff und es ist gut so. und wenn das kind mir auf die frage, was wir jetzt machen sollen, sagt: lass uns nach hause gehen, sehe ich, dass auch er völlig angekommen ist.


Freitag, 10. März 2017

von den letzten wochen

und anderen neuigkeiten im norden. :)

zwei monate sind wir schon hier. mein vorhaben, viel öfters hier zu schreiben, ist mal wieder gescheitert, vor allem in den letzten wochen, da sich hier einiges an besuch die klinke in die hand gegeben hat (und immer noch gibt).  seit den semesterferien haben wir ununterbrochen lieben besuch (zur zeit ist nur noch meine mutter da, die am dienstag dann heim flieg) und so schön es auch ist, denke ich langsam, dass es zeit für alltag ist. so richtig langweiligen ohne große aufregung.

von dieser hatten wir ganz viel, vor allem, da junior ja seinen 9 geburtstag gefeiert hat vor 2 wochen. der erste geburtstag, wo wir nicht "zu hause" waren, ohne große party, denn diese will er im herbst dann machen, ohne eine super coole torte von mir, ohne einiges, was ich immer so wichtig fand. und es war richtig schön.

auch sonst, einiges ist langsam alltag und normal. wir haben unsere wege erkundet und gehen/fahren sie täglich, die schule ist zur routine geworden. wir kennen uns in der stadt aus, haben unsere lieblingsplätze. 4 tage haben wir in edinburgh verbracht, jetzt am wochenende werden es 3 weitere werden. beide haben wir uns schwer in die stadt verliebt und wollen sie meiner mutter vor dem heimflug zeigen. es ist irgendwie völlig normal geworden, englisch zu hören, zu reden und in meinem fall sogar zu denken. auch kind meinte letztens, er hätte sich daran gewöhnt und versteht täglich mehr, spielt mit seinen freunden in der schule, liest leichte bücher, spricht einfache sachen.

was mich betrifft, so bin ich täglich verliebter in alles hier, egal ob die stadt, der strahlend blaue himmel, das meer, der strand, die uni, die studierenden, neue liebe freunde, ich fühle mich wohl und laufe in der gegen herum mit einem lächeln. der tägliche umweg zum strand auf dem weg zur bibliothek ist routine geworden, dennoch finde ich den anblick des langen weißen sandstrandes immer noch überwältigend.


und ja, wir fühlen uns beide immer wohler. so meinte kind vorgestern, nachdem ich irgendwas von "zu hause" gesagt und damit eigentlich österreich gemeint habe: "welches zu hause jetzt? denn im moment sind wir ja hier zu hause." womit er wiedermal recht hat. das sind wir. wirklich. und das unheimlich gerne.

Freitag, 27. Januar 2017

vom sprachabenteuer und neuen entdeckungen

zwei weitere wochen sind vergangen, die ersten zwei, die kind und ich hier alleine verbracht haben, es waren zwei wochen von vielen hoch und tiefe bei mir persönlich, einiges an gefühlschaos hat mich begleitet, einiges an momentan, wo ich ganz deutlich gespürt habe, dass ich schon viel zu lange meine konfotzone nicht verlassen hatte. so viel neues, so viel unbekanntes, aber auch so vieles, was den alltag noch schwer macht hat. gleichzeitig hat einiges begonnen sind in wohlwollen aufzulösen, schritt für schritt lernen wir jeden tag was dazu. so haben wir mal die öffentliche verbindung aus der stadt nach hause gefunden. erleichtert schon mal enorm den alltag. zwar muss man genau wissen, wann die bus fahren, sonst hat man ein unerwartet großes loch und friert ev. einige zeit (so wie ich heute morgen) oder man kommt zu spät an. aber sie fahren. und wir wissen jetzt auch von wo und wohin :D

auch unsere neue wohnung nimmt langsam formen an. sie ist recht einfach und hat teilweise den charme eines russischen studentenheims, aber für die monate ist sie ok. wir haben einiges schon eingerichtet, bilder aufgehängt und langsam fühlt es sich ok an. der garten ist eine baustelle, aber der frühling wird kommen und ev. entdecken wir auch unsere liebe zur gartenarbeit (da hoffe ich allerdings mehr aufs kind, bei mir ist das vergebliche liebesmühe).

kind ist überhaupt... eine richtig coole socke! nicht, dass ich es nicht gewußt hätte oder mir was anderes erwartet hätte, aber dass er so souverän und cool ist, hat mich doch überrascht. die dritte woche in der schule, er fährt täglich alleine mit dem schulbus nach hause, seit heute morgen fährt er auch alleine mit dem bus hin. er scheint einige freunde gewonnen zu haben, mittlerweile kennt er sogar ihre namen :) sein freund, der deutsch spricht, scheint langsam des übersetzers müde zu sein, kind ist aber ganz cool und meint täglich, er sei alleine zu recht gekommen. vor einigen tagen habe ich ihn englisch reden gehört mit einem freund, nur einige wörter, aber immerhin. es war lustig und nett und das überhaupt herzigste war, dass er bei einigen worten schon einen schottischen akzent. hat :D die lehrerin scheint zufrieden zu sein, was will ich mehr nach nur drei wochen.

die uni hat auch angefangen. ursprünglich dachte ich, ich würde ja nur eine vorlesung besuchen, jetzt sind es doch drei und ich bin begeistert. welch ein unterschied, welch ein völlig anderes system, welche qualität und intensivität . die loseiste alleine für eine vorlesung ist länger, als meine studios in 4 lehrveranstaltungen bekommen, ach was, wohl in noch mehr. alleine jede woche sind zwischen 8 und 10 artikel zu lesen und man geht nicht zum vorlesung, ohne diese lektüre erledigt zu haben. jetzt verstehe ich auch, warum leute wohl nicht mehr als 2, 3 vorlesungen pro semester besuchen, mehr nicht nicht vorgesehen und kaum machbar. ich muss sagen, ich geniesse es absolut, wieder auf der anderen seite des lehrerpults zu sein und wenn es nach mir ginge, würde ich noch mehr machen. aber die habil will ja auch noch zeit haben, somit geht sich leider nicht mehr aus. nachdem ich eine babysitterin für kind habe, kann ich wenigstens zu 3 gehen und ich freue mich schon total auf die nächsten wochen.

während kind versucht englisch zu erlernen, versuch ich täglich, die unterschiedlichsten sprachvarianten, die ich hier höre, zu verstehen. ich bin ja, wie alle ex yu kinder, mit amerikanischen filmen und serien aufgewachsen. somit haben wir alle diese variante seit frühester kindheit im ohr und damit tue ich mir nicht schwer. filme, serien, menschen aus den USA, egal woher sie kommen, kein thema. ich verstehe sowohl die aus den südstaaten, wie auch sonstige teile amerikas. auch die briten verstehe ich soweit, wobei die sich in mehrere gruppen aufteilen. briten aus london, kein thema. vielleicht, weil ich schon so oft war und auch einige freunde haben, die von dort kommen. auch so manche alte britische serie ist kein thema, einiges an wortwitz kapiere ich allerdings immer noch nicht. nichts ist frustrierender als einige figuren aus einer meiner lieblingsserien (`allo `allo, ein britischer klassiker), die ich immer noch nicht ordentlich verstehe :( aber ich arbeite daran :)

und dann... sind da die schotten :) und hier beginnt so manches abenteuer auch für mich. sie teilen sich in mehrere gruppen. auf der uni verstehe ich sie recht gut, also wirklich fast problemlos. man hört es an der melodie, dass sie schotten sind, aber sie reden... ganz zivilisiert. dann kommen die in "freier laufbahn" ;) einige mütter aus der schule verstehe ich problemlos (gut, am besten die USA mutter und die aus kanada ;)) und bei einigen anderen haben ich meine heile mühe. da ich ja offenbar passend reagiere, sprechen sie dann normal, schnell und ich nicke hie und da und denke mir, ok, was auch immer. aber, das schaffe ich wohl auch noch.

der höhepunkt sind jedoch... die busfahrer :) sie bestehen mich offenbar absolut, denn ich bekomme immer eine antwort. nur verstehe ich die zu 70%... nicht! die meisten klingen so, als hätten sie die zähne zusammengepickt und bekommen den mund nicht auf, also maulen sie irgendwas. die mimik ist freundlich, ich weiß, sie beantworten meine fragen, aber die meiste zeit habe ich keine ahnung,w as sie wirklich gesagt haben. besonders lustig ist es, wenn kind neben mir ist und dann jedes mal fragt: " mama, was hat er gesagt?" meine antwort: "keine ahnung!" findet er super lustig. warum soll es nur ihm so gehen :D

im großen und ganzen aber schlagen wir uns tapfer. und lernen beide jeden tag neu. ich merke schon, dass ich angefangen habe englisch zu denken, mal schauen, wie lange es dauert, bis ich auch lust habe, auf englisch zu schreiben.

in diesem sinne, schönes wochenende allen. wir werden einiges neues erkunden und ich berichte dann bald wieder.


Dienstag, 17. Januar 2017

von einem altvertrauten gefühl

während kind heute seine zweite schulwoche tapfer angegangen ist, habe ich ja noch ein paar tage schonfrist. wobei, in wahrheit kann ich klar schon längst loslegen, denn für die arbeit, die ich hier machen sollte (in erster linie habil schreiben, aber auch einiges weitere forschungsdinge endlich erledigen) brauche ich ja keine uni. und dennoch, irgendwie laufe ich eher langsam an. während ich fürs kind fast alles schon organisiert habe, geschaut habe, dass es für ihn maximal passt, habe ich bis jetzt mich selber immer auf die zweite stelle gestellt. nun kommt er langsam an und ich beginne nachzudenken... und ein altes, vertrautes gefühl schlecht sich immer mehr an.

es ist schwer zu erklären, was das für ein gefühl ist. es ist in wahrheit eine mischung von gefühlen und ich kenne diesen cocktail nur zu gut aus der studienzeit, jedes mal, wenn ich irgendwo neu und für eine längere zeit dort war. alles ist neu, aufregend, unbekannt und dann doch so faszinierend. das land, die menschen, das essen, die öffentlichen verkehrsmittel, alles, aber auch alles, was man kennt und "normal" ist, ist anders. und ich bin emotional zwischen faszination und panik zu hause, zwischen wow und einer sehr einzigartigen variante von "heimweh". nach bekanntem und leichtem, nach dem, was man halt kennt, weil alles so langsam voran kommt, alles so rätselhaft ist. offenbar wird man nie zu alt, all diese gefühle zu haben, denn es fühlt sich eben genauso an wie früher an, völlig gleichgültig, dass ich 20 und mehr jahre älter geworden bin.

alles ist... irgendwie unbekannt. nicht alles ist anders, aber vieles. angefangen bei ganz einfachen sachen des alltags. die neue wohnung ist oft wie ein abenteuerspielplatz, alles mögliche entdecke ich, bei allem möglichen wundere ich mich. die einschaltbaren steckdosen, da habe ich einiges zeit gebraucht um das zu kapieren. finde ich an sich aber recht praktisch. das waschbecken mit zwei verschiedenen wasserhähnen finde ich allerdings eher skurril und störend. aus dem einen kommt eiskaltes wasser, aus dem anderen wird es nach 2 minuten so brühend heiss, dass man sich eindeutig so nicht waschen kann. wie genau es richtig geht, weiß ich nicht. im moment schwenke ich zwischen kneippen und verbrühen. das trennungssystem beim müll habe ich recht schnell kapiert, was mich jedoch fast zur verzweiflung getrieben hat, war der stromausfall letzte woche. gut, es gibt mal kurz keinen strom. frau kommt ja vom balkan, kennt so was. wird schon kommen. als es nach einer zeit jedoch nicht kam, wurde ich unruhig. der kühlschrank war gerade frisch gefüllt und so viel essen hätte nicht mal ich können. einige zeit und weitere panikmoment später habe ich festgestellt, dass wir den strom mit einem guthaben zahlen sollten. eine unauffällig karte im abstellkammer zeigte 0 an, aufgeladen bei der nächsten trafik (auch das muss man wissen!!!) war alles wieder im butter. puh! rätsel gott sei dank noch relativ schnell gelöst.

ein buch mit sieben siegeln sind mir allerdings immer noch die öffentlichen verkehrsmittel. ich weiß, dass buse fahren. ich weiß, dass sie sogar in der nähe fahren. aber wann und wohin genau, das verwirrt mich immer noch. so gehen kind und ich immer noch fleissig zu fuß, was per se nicht schlecht ist, nur wäre ausfahren von zeit zur zeit doch praktischer und schneller. dieses rätsel muss ich noch lösen.

das essen in einem neuen land ist immer ein abenteuer. ich liebe es ja über alles, in jedem neuen land auf den markt und in den nächsten supermarkt zu gehen. ersteres gibt es nur einmal im monat hier, somit waren wir bis jetzt nur in supermärkten.  ich bin bei weitem nicht das erste mal in UK, aber einiges fällt mir immer noch als neu auf. alles, aber auch alles ist verpackt in plastik. selten finde ich obst oder gemüse, die lose sind, außer avocado. nur im kleinen bioladen (der super süß ist und von zeit zur zeit durchaus besuchbar) kann man sachen ohne plastik kaufen. ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal so viel plastikmüll hatte und die tonne quellt über. mühsam vor allem, da wir eine eigene haben und die nicht so oft geleert wird. die mengen an fleischprodukten faszinieren mich immer wieder. ob die schotten mehr fleisch als die engländer essen, kann ich nicht sagen, aber die fleischabteilung scheint kein ende zu nehmen. bringt uns zwar wenig, denn ich esse es eh nicht und kind ist da sehr wählerisch, aber es ist omnipräsent. auf der anderen seite gibt es hier einige süßigkeiten, von denen ich mich ernähren könnte und ich mich täglich zusammen reissen muss, um nicht schachtelweise zeug nachhause zu schleppen.

was für mich als frisch diagnostizierte zöliakie patientin (dazu irgendwann später mehr) super positiv ist, dass glutunfreie sachen überall und recht problemlos zu bekommen sind. von aldi bis zum bioladen, alle haben irgendetwas. auch beim essen gehen war es bis jetzt kein thema. von fish and chips bis pizza, in jedem laden ist etwas da, problemlos und sicher. es macht mein leben wirklich recht leicht und ich fühle mich überhaupt nicht eingeschränkt.

"alles schmeckt anders" murmelt kind auch bei seinen lieblingsspeisen, da muss ich ihm recht geben. nicht schlechter, einfach anders. einiges an hier üblichen lebensmittel kann ich aufgrund von gluten eben nicht probieren und mein herr sohn ist nicht experimentierfreudig genug. aber die lebensmittel die wir kennen, schmecken oft wirklich anders. so probieren wir uns gerade durch, was gut und was wenigstens etwas nach "zu hause" schmeckt.

fürs kind ist die schule natürlich das neueste und ungewöhnlichste überhaupt. aus einer winzigen montessorischule kommend sitzt er nun mit mehr kindern in der klasse, als seine schule in österreich insgesamt hat. das erste mal hat er eine schulglocke gehört, das erste mal macht er einiges zusammen mit anderen, das erste mal ist er im regelsystem (auch wenn sich dieses sehr stark unterschiedet). faszinierenderweise kommt er damit durchaus zurecht. er beobachtet sehr kritisch, erzählt mir jeden tag details und unterschiede, einiges gefällt ihm, einiges finde er eigenartig. aber er schlägt sich tapfer. ich selber bin in dem punkt wohl verwirrter und verstehe vieles noch nicht. na ja, wie haben ja noch etwas zeit :)

mit solchen und vielen weiteren momentan verbringen wir unseren alltag zur zeit. und wenigstens ich mit diesem sehr bekannten, gemischten gefühl. aber ich weiß aus erfahrung, dass dieses gefühl bald verschwinden wird, wenn alles neue bekannt und alltäglich wird.


Samstag, 14. Januar 2017

von start eines abenteuers und eines neuen jahres :)

wieder habe ich monatelang nicht geschrieben. die letzten 2 monate des alten jahres waren so intensiv, dass ich kaum zu irgendwas gekommen bin. viel arbeit, viel organisation (einiges davon ist immer noch nicht fertig), einiges an gesundheitlichen veränderungen bei mir (dazu später in einem separaten post) so vieles, was noch vor der reise gemacht werden musste. zu einigen zeitpunkten habe ich gedacht, dass wir einfach zu hause bleiben sollte, wer will denn schon nach schottland, wer will denn schon sein gesamtes leben umkrempeln. so viele menschen sollten wir noch sehen, viele haben wir nicht geschafft. unglaublich vieles wollte ich noch erledigt haben, auch da habe ich nicht alles geschafft. eine achterbahn der gefühle hat mich wochenlang verfolgt und überhaupt...

diese kriesen waren gott sei dank vor kurzer dauer und so sind wir nun schon seit einer vollen woche in unserem abenteuer schottland angekommen. nach 2 tagen in einem wunderbaren cottige am rande der stadt sind wir am letzten montag in unsere wohnung eingezogen, mann und großmutter sind heute gut nachhause gekommen und kind und ich richten nun unser neues leben für die nächsten monate ein. 



seit einer woche sind wir wie gesagt hier, mir kommt es teilweise länger vor. wir haben so vieles erledigt, so vieles eingerichtet, allerdings ist unglaublich vieles noch nicht fertig, aber... es ist ja in wahrheit nur eine woche vergangen. 

das unglaublich tapfere und coole kind hat auch 5 tage schottische schule hinter sich. die anfängliche nervosität hat sich schon halb gelebt, nachdem er festgestellt hat, dass in der klasse ein kind deutsch spricht. ab tag 3 hatte ich allerdings das gefühl, dass er den neuen freund in vielen situationen gar nicht braucht. jeden tag lieber ist er in die schule gegangen, die uniformen gefallen ihm super gut und er möchte sie dann im herbst auch zu hause weiter tragen :) das schulessen war weiter sein fall (auch meiner nicht, ehrlich gesagt), somit ist er nun der stolze besitzer eine richtigen lunchbox und ab montag nimmt er etwas mir. überhaupt ist es in punkto essen für ihn im moment wohl am schwierigsten, denn vieles schmeckt fremd und auch die bekannten lebensmittel haben einen oft anderen geschmack. aber er wird schon noch seine lebensmittel finden. 

die neue sprache fasziniert und begeistern ihn. er hat schon am tag 2 viel mehr verstanden, als er sich zugetraut hat und da er sonst der klasse in anderen bereichen weit voraus ist, konzentriert er sich auf die sprache. seit mittwochs ist er auch mitglied in der bibliothek und hat sogar schon seine ersten 2 minibücher auf englisch gelesen. ich beobachte ihn fasziniert, freue mich extrem über seine motivation und beneiden ihn um sein junges, lernfähiges gehirn.

ich selber bin noch nicht so organisiert. im wünsch, fürs kind alles so perfekt wie möglich zu machen, habe ich bis jetzt mich vernachlässigt. nächste woche muss ich noch einiges tun, damit mein semester und meine arbeit gut anfangen können. im moment muss ich mich auch an die neue wohnung gewöhnen, an viele unterschiede zu unserem lebensraum zu hause, bin aber täglich mehr zu hause. die stadt gefällt mir total gut, die menschen sind super freundlich, das wetter ist zwar kalt, aber meist strahlen schön. das meer ist fast vor der tür. was will ich mehr <3 div="" nbsp="">