Montag, 3. Mai 2010

morgenalltag und andere katastrophen...

"morgenstund hat gold im mund", wenn ich nur wüsste, wer diesen spruch erfunden hat... es gibt ein ähliches sprichwort auf dem balkan, das sinngemäss so geht: "nach dem morgen wird der tag erkannt"... in diesem sinne sind einige tage in unserem leben wohl eh schon in der früh zum scheitern verurteilt...

ich gebe es ehrlich zu, ich bin kein morgenmensch. kein klassischer morgenmuffel, aber früh morgens wird nie meine zeit, egal wie sehr ich mich seit jahren bemühe, ich will eigentlich nur meine tasse kaffee, an der ich mich halten kann und ruhe. ca. 2 stunden. dann geht schon wieder. dann kann der tag beginnen. dann kann man wieder mit mir reden.

diese möglichkeit besteht nun, seit ich eine arbeitende mutter bin, nicht mehr. das tempo bestimmt die pflicht, vor allem aber der zug der besseren hälfe, um ihn zur arbeit zu bringen. so haben wir eine eingelaufene routine jeden morgen, die jedoch in der letzten zeit oft durch zwerg, in der früh auch zum grantzwerg bzw "magnichtzwerg" motiert. so auch heute morgen...

es ist montagmorgen, regen, ich verstehe alles. ich schlafe selber kaum, am morgen überlebe ich nur mit literweise kaffee. verwechsle termine, vergesse sachen etc... alles der ganz normale alltagswahnsinn. beim zwerg ist die sache sehr einfach: wenn er von selber aufwacht, ist der morgen gerettet. wenn ihn der wecker weckt, sollte man sich lieber ein loch suchen und sich verstecken. nur leider ist das nicht immer möglich.

heute morgen um 6:30 im hause p. mutter p., also meine "wenigkeit", taumelt durch das haus. der wecker läutet, der zwerg ist wach, die schlechte laune hörbar. guten morgen welt! wohin kann ich mich verstecken? meine mutter, die am wochenende zu besuch war, ist schon gepackt und bereit zu fahren. ihr zug fährt zwar erst um 8:30, aber sie spürt wohl schon die stimmung.

meine sonst ansteckende gute laune (nun, ja, in der früh wohl nicht) wirkt nicht. zähneputzen wird von zwerg mit "maginit" kommentiert, frühstück ebenfalls und während die besser hälfte im "lesesaal" verschwindet kämpfe ich nun alleine an weiter front. immerhin sitzt der kleine herr schon in seinem hochstuhl und die diskussionsrunde ist somit eröffnet. der vorschlag ihm brei zu machen - in unserem haus unter "frucht" bekannt, denn "brei" ist ein unwort - wird mit "maginit" kommentiert. "kaffee" (kakao) = "maginit", smoothie = "maginit". die ungeduld steigt. aus dem gang hört man nichts, die besser hälfte ist verschwunden. also weiter im text.

"was soll ich dir machen?" schweigen. die stufe zwei also, kein "maginit" mehr, die lippen werden aneinander gepresst, er schaut mich von unten durch seine meterlangen wimpert an und schweigt. ich will meinen kaffee, hilfe! so viel habe ich mein lebtag in der früh nicht geredet...

schon als kind war ich in der früh eher unansprechbar. sonst kaum zu bremsen, musste ich mich schon in der vorschulzeit am tisch und meiner tasse festhalten und wollte nur in ruhe gelassen werden. mein vater hat das völlig verstanden, denn auch er selber wollte in der früh nur eines: seine zigarette und seinen kaffee. auf das erstere musste er oft verzichten, da er vor uns kindern nicht geraucht hat, aber ruhig und schweigsam war er auf jeden fall. angenehm. ich war ihm sehr dankbar.

unsere mutter hätte wohl auch am liebsten nur die kaffeetasse umarmt, konnte es leider nicht. es ist wohl ein ewiges weibliches schicksal, multitasking sein zu müssen. also hat sie brote gemacht, den tag organisiert, kaffee geschlürft und das beste war, dabei ihre augen umgedingt geschminkt. das öffnet die augen, meinte sie immer. so viel schminke gibt es gar nicht, die das in der früh bei mir schafft.

die offensichtlich mutierte person in unserer familie war und ist meine liebe schwester. von dem moment an, in dem sie die augen öffnen musste - ob mitten in der nacht oder am späten vormittag - hat sie in einer tour geredet und gegessen. keine spur von müdigkeit. ich liebe sie bis heute tief, aber meist nicht vor 9 uhr morgens. auch ihre eigenen kinder sind eher von der sorte tassehalter und horchen sich die morgenvorstellung ihrer mutter nur mühsam an...

zwerg schaut mich an und murmelt hinter dem schnuller, den er natürlich in seinem grat nicht im bett gelassen hat "smoothie". ok, dann halt smoothie. das prozedere ist mühsam, 2 küchenmaschinen, jede menge obst und anschliessender müll sind im spiel, machzeit 10 minuten, putzzeit um einiges länger. aber gut, kind will heute trinken, hauptsache er ist zufrieden. aktion. in der zwischenzeit höre ich das langsam stapfen der besseren hälfte richtung bad. ok, es kann sich nur noch um jahre handeln.

zwerg bekomme sein frühstück, 2 schlücke. "maginit". mutter p. langsam recht ratlos, erst ungeduld macht sich breit. "magst du was anderes?". schweigen. auch gut... wo ist mein ehemann? ich mag nicht mehr. aus dem bad hört man nichts. es wird wohl lang.

es ist inzwischen nach 7 uhr und meine mutter beschliesst vorzugehen, da sie die hoffnung, zum bahnhof gefahren zu werden von meiner besseren hälfe wohl aufgegeben hat. also sie zu ende "einpacken", letzte sachen in den koffer, ihren geburstagsblumenstrauss in die hand (sie hatte am SA geburstag) und weg. ihr weggehen wird vom eh schon schlecht gelauntem kind mit weinen "begrüsst". "ich auch viena" meint er in einem mix der sprachen. ja, sohn, ich würde auch am liebsten. aber der alltag wartet.

inzwischen hört man im bad die dusche, es gibt hoffnung. nach dem abgang meiner mutter beginnt zwerg doch zu knabbern, kurz ist ein buch interessant. krippentasche packen, während sein mittagessen von sich köchelt, meine unterlagen zusammensuchen im halbschlaf, alles wie jeden tag. schließlich kommt ein wohlrichender mann aus dem bad und stapft richtung schlafzimmer. gut, ist ja nicht mein zug, den er erwischen muss. essen fertigkochen, tasche gepackt, umziehsachen ebenfalls, "nur" noch ein schritt bis zum gehen.

"magnit" kommentiert mein sohn das anziehen. auch der body hat eine falsche farbe, die hosen ebenfalls, das orange oberteil versöhnt ihn nur so lange, bis er seine neuen orangen crocs nicht ausziehen muss. es regnet. "mag nit stiefeln". ich gebe auf, er bekommt die halbschuhe. egal. brüll, heul, schluchz. in meinem kopf scroolen unmengen von montessoribuchtexten runter, die ich in der letzen zeit gelesen habe. wie war das, kind in eine mondkapseln richtung mond schiessen? oder doch nicht? ich mag was missverstanden haben.

endlich fertig, die männer, aber in erster linie die mutter. gratzwerg verweigert das abschiedsbussi und bebrüllt im gang sein dreirad an, mit dem er in die krippe fahren möchte. ich höre noch unterm fenster die weitere diskussion und bin froh, als sie um die ecke abbiegen.

in kürzester zeit schaffe ich es zu duschen, mich anzuziehen, einen anruf von meiner mutter zu empfangen, sie sei im zug und endlich - zwar mit nassem haar, aber wenigstens frisch - vor dem haus im regen zu stehen. dann der zufällige blick nach rechts und die sonne geht auf:

mein kaffeeparadies hat heute eröffnet. im chaos hatte ich es völlig vergessen. nach weiteres 10 minuten trette ich glücklich mit meiner vanilla latte, einem bagel und einer stammkundenkarte raus. feinheiten (keinen milchschaum, keine tomate) muss ich ihnen noch beibringen, aber es ist der beginn einer wunderbaren und langen freundschaft. der tag wird doch gut!

ps: nicht ganz schadenfroh habe ich später die neuigkeit zur kenntniss genommen, mein mann hätte seinen zug verpasst. morgen in der früh auf ein neues...

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