Mittwoch, 30. Januar 2019

von den ersten wehen der vorpubertät

mittwoch, heute ist erst mittwoch. kind und ich sind seit samstag zu hause gefangen, denn der kerl hat es geschafft sich mit fast 11 seine erste mittelohrentzündung einzureissen. so sehr er mir leid tut, denn diese ohrenschmerzen müssen wirklich schrecklich sein, genauso sehr hat das ganze mit wut angefangen, denn er kerl hat, obwohl verkühlt und von mir verboten, einige aktivitäten in der kälte gemacht, die ihm nun offenbar nicht gut getan haben. so verbringen wir zwei die woche zusammen, ich meine letzte am vormittag zeit haben woche, denn am monat beginne ich am neuen institut zu unterrichten. somit sind alle meine pläne dahin und wir sitzen zu hause. es ist eben...erst mittwoch.

nicht falsch verstehe, ich liebe es, zeit mit dem kind zu verbringen. auch zu hause, mal nichts tun, er beschäftigt sich sowieso gerne alleine, liest, hört musik und hörgeschichten. da wir immer noch sehr technikfrei sind, ist tägliches schauen nicht drinnen, aber wir haben durchaus ideen, was wir doch anschauen könnten. trotz allem hätte ich lieber einige andere pläne realisiert und auch kind wäre wohl, nachdem die chemie gegriffen hat und er endlich schmerzfrei ist, lieber in der schule mit seinen freunden. tja...es ist eben...erst mittwoch.

der junge mann wird in knapp 3,5 wochen 11 jahre. die nostalgie und die sprüche über das schnelle vergeben der zeit habe ich mir heuer bis jetzt erspart, denn wie jedes jahr um den geburtstag herum scheint der durch eine phase zu gehen, durch einen entwicklungsprung, durch eine veränderung. und diese heuer ist, wenn ich ehrlich bin, langsam etwas mühsam.

mein heuriges resümee der fast 11 jährigen mutterschaft läuft irgendwie darauf hinaus, dass diese wohl aus phasen der kinder bestehen. eine jagt die andere und in wahrheit ist man permanent in irgendeiner veränderung, offenbar bis sie so weit sie auszuziehen. ich darf ansicht nicht klagen, einige phasen hat kind hier übersprungen, einige sind harmlos verlaufen, bis auf die s.g. "6 jahres krise", die hatte es in sich. allgemein ist kind aber von anfang an höchst kooperativ und pflegeleicht, aber halt doch... ein kind. und nun scheint das in eine andere richtung zu gehen. der spaß beginnt wohl langsam :D

seit wochen ist kind...als gäbe es zwei von ihm. der verschmuste, kooperative, wunderbar sensible und mitfühlende kerl und dann, seele nr. zwei, mr. hayd. plötzlich, wie aus dem nichts oder sagen wir, für mich noch nicht wirklich abzufangen möglich, hört er auf dem vernunfsohr nicht, sondern setzt in den modus der sturheit. die mutter hat nein gesagt? hm, ich glaube, ich sollte genau das machen, was sie nicht will. die mutter sagt gar nichts? offbar ist das der freischein zu machen, was ich will? die mutter versucht seit 11 jahre mir einiges beizubringen? ich mache genau das gegenteil, weil eh egal. und wenn sie dann nicht gerade positiv reagiert, tja, dann werde ich einfach hysterisch. das alles in kombi macht uns zwar beide fertig, aber was soll's. man sollte offenbar seine kämpfe austragen, auch wenn es leichter ginge.

ich verstehe den begriff der (vor)pubertät, eigentlich kann ich mich an die zeit noch sehr gut erinnern, genauso wie die bessere hälfte. wir sind beide voller mitgefühl und sympathie für die phase, die so notwendig ist, aber von allen so viel kraft fordert. ich sehe aber auch mal wieder, dass die genetik ein hund ist, denn die hoffnung, dass kind in diesem punkt mann gleicht, habe ich schon längst abgelegt. dieser hat es nämlich in seiner rebellischen, pubertierenden phase wirklich hart krachen lassen: er saß im zimmer, hörte wagner und las cäsar im original. ich weiß ehrlich nicht, wie seine eltern das überlebt haben. mir schlottern die knie alleine beim gedanken :D

da wir dieses glück nicht haben, stelle ich immer wieder fest, dass kind, auch welch überraschung, in seiner rebellion nach mir kommt. ich war zugegebenermassen ein spätzünder (er offenbar überhaupt nicht), aber als ich mal explodierte, was es unschön, für alle um mich herum, aber vor allem auch für mich. ich kann mich so gut an dieses chaos der gefühle erinnern, an die stimmungen, die permanente wechselten, an die sehnsucht, die ich nie definieren konnte. und an die lust, alles zu machen, was de facto nicht ok war. das wußte ich immer. ich wußte auch, wann es potenziell lebensgefährlich werden könnte und habe da gestoppt. auf diese genetik hoffe ich ebenfalls stark. aber mit 11 jahren spielte ich noch friedliche mit puppen, na ja, eigentlich kletterte ich eher auf bäumen, was ich sagen wollte, ich war noch wirklich ein kind. ganz anders ex zwerg.

dieser ist de facto von anfang an...älter, als er biologisch ist. philosophierend auf die welt gekommen, hinterfragt, zweifelt an und überlegt er sachen, die ich glaube ich erst mit 16 überhaupt angedacht habe. somit ist er logisch nicht immer einer meinung mit mir, was jetzt nun noch öfter vorkommt. als er kleiner war, konnte man ihn leichter ablenken, leichter sogar in eine andere richtung lenken. jetzt, fehlanzeige. der balkantrotzkopf kombiniert mit dem steirischen holzkopf ergibt offenbar titan. so diskutieren wir tag ein tag aus, über jede noch so kleine kleinigkeit, die schon seit jahren selbstverständlich ist, über größere dinge, einfach über alles. oft werde ich pädagogisch wertvoll laut, oft gebe ich nach, oft bin ich die schlechteste mutter der welt. alles gut, offenbar machen ich doch einiges richtig. aber es zehrt an meinen nerven und macht sie immer dünner. 

wie immer in momenten, wo ich reflektiere und mich als mutter hinterfrage, lese und schreibe ich. ja, ich bin eine lesende mutter und ich stehe dazu. bücher sind kein tabu hier bekanntlich, wissen kein schimpfwort. logisch ersetzt das alles nicht mein bauchgefühl, aber die kombination von beiden elementen hat sich in den letzten jahren doch bewährt.
somit kamen einige bücher beim letzten besuch der beliebten buchhaltung mit, ua auch ein buch vom jesper juul, den ich seit jahren wirklich gern habe. er mag alter hut sein, es mag bessere geben, aber niemand gibt einer gestressten mutter eine bessere absolution, authentisch zu sein als er. schauen wir mal, was er zu der phase, die vor uns ist, sagt. laut klappentext jedoch meint er, dass wir mit der erziehung mit 12 fertig sind und danach... ja, was danach frage ich mich? ein jahr noch und dann sind wie geliefert? ein jahr noch und dann lasse ich mich einliefern? ein jahr noch und ich wandere nach australien aus? ich bin jedenfalls auf die weitere lektüre gespannt.

bis ich damit fertig bin, setzten wir weiter zu hause, wechseln zwischen lesen, hören, spielen und unzufrieden sein ab. eventuell hole ich doch noch einige filme und schokolade. denn es ist bekanntlich... erst mittwoch. 





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