da mein heutiger unterricht erst am späten nachmittag ist, spiele ich am vormittag hausfrau. die wohnung habe ich schon so weit aufgeräumt und ausgemistet, dass es direkt eine freude ist, teilweise erschrecke ich aber, wenn ich einzelne zimmer betrete, weil ich ein chaos, welches nun mal kaum noch da ist, erwarte. es ist allerdings noch einiges an tiefenreinigung offen. papiere warten geordnet zu werden, fotos von x jahren stapeln sich, von digitalen fotos gar nicht zu sprechen. ich bin wohl die weit und breit einzige mutter, die nicht jedes jahr alle fotos des kindes sortiert, peinlich genau ordnet und dann ein fotobuch macht. in unserem fall gibt es unzählige ordern und unterordnet auf diversen trägern, sei es computer, laptop, stickt oder CDs, die seit fast 11 jahren geduldig warten, sortiert und geordnet zu werden. ich weiß nicht, ob ich die ambition habe, das alles bald zu machen. einige bücher wären aber schon schön, ich fürchte allerdings, dass dies mehr als ein jahresprojekt werden wird, ev ein pensonsprojekt dann?
der alltag zwingt mich allerdings einiges wieder in die hand zu nehmen, publikationen, die hier ewig rumliegen, arbeiten, die fertig werden müssen. auch kind hat die tage, nachdem er nun eben doch in der schule war, für seine hausaufgabe ewig gebraucht, er ist ebenfalls noch im ferienmodus, aber es gab kein zurück und keine gnade.und das chaos hat uns sowieso ganz fest im griff, alltagsgriff ewie schultasche richten (während ich unterrichte) sind offenbar wieder verlernt, gestern vormittag fand ich seine federschachtel säuberlich auf dem schreibtisch liegen, heute die fleissig erledigte mathehausübung. tja, er wird sich organisieren müssen. ich ebenfalls, denn es hat mich gestern auch einige male recht chaotisch erwischt.
aber mal ehrlich, ich hasse einige aufgaben des alltags. der haushalt kann mir gestohlen bleiben, weder putzen noch bügeln noch irgendwas in diese richtung hat mir je spaß gemacht und ich glaube, so alt kann ich gar nicht werden, dass ich an einer dieser aufgaben freude finde. mann geht es nicht anders. wir machen und tun und sind zwar immer halbwegs sauber, aber spaß ist es keiner. eine einzige sache, die mir früher immer wirklich freude bereitet hat, war kochen.
als mensch mit balkanwurzelnd muss kochen mir ja im blut liegen. wenn alles so laufen würde, wie man es erwartet, müsste ich kochen noch vor dem ersten schritt, balkanfrauen sind schließlich koryphäen und können in der volksschule ein huhn schlachten und ausnehmen, burekteig so rollen, dass man zeitung durch die einzelnen blätter lesen kann und noch vor der matura ein essen für 30 ausrichten ohne hilfe. tja, nicht in meiner familie. meine mutter hat viele talente, aber in der küche ist sie völlig hilflos und hat schwierigkeiten kartoffeln zu kochen. meine tanten, beide nicht begnadet, auch wenn um einiges bemühter als meine mutter, die kochen für eine lästigkeit hält und nicht zugeben will, dass es eigentlich wie eine kunstform genommen werden kann.
den zepter hatte bei uns mein vater in der hand, was für die menschen, die ihn vor der ehe mit meiner mutter kannten, bis heute kaum zu glauben ist. in erster ehe mit der perfekten hausfrau verheiratet, fanden sich irgendwann meine eltern, die pianistin, die kein ei kochen konnte und der schriftsteller, der nicht mal wußte, wo man brot kauft. aber not und vor allem hunger machen bekanntlich erfinderisch. und da er nicht darauf hoffen konnte, dass diese liebe durch den magen geht, fing mein fast 50 jähriger vater an selbst zu kochen. nicht schlecht, recht solide konnte er das. vor allem klassische balkanrezepte, die wir alle gerne gegessen haben. es war nicht immer leicht, denn ich war recht heikel, aber er schafft es auf seine doch reifen tage recht gut kochen zu lernen. die verwandtschaft war schockiert bis amüsiert, wenn er dann, nachdem er jahrelang nicht mal einen finger in der küche rührte sie regelmässig anrief, um von den älteren verwandten rezepte einzuholen.
mit dem umzug in dieses land übernahm ich, zarte 15, den kochlöffel. ungern, denn ich konnte nicht viel. hätte ich das kochen jedoch meiner mutter überlassen... na ja, ev. hätte ich jetzt keine figurprobleme und würde in die kleinste kleidergröße passen. da ich aber hungrig recht unsympathisch bin, beschloß ich, einiges selbst zu lerernen. somit bin ich in der küche völlig autodidakt, ich entdeckte jedoch immer stärker den spaß daran zu kochen, zu experimentieren, neue lebensmittel und rezepte auszuprobieren, kochbücher zu kaufen und lange darin zu schmökern. das internet machte es mir dann klar noch leichter, denn zahlreiche rezeptseiten, foodblogs und vieles mehr half mir, doch einiges zu lernen.

das kleine, reizende wesen hasste schon seinen ersten löffel, wie in filmen machte er ein angewidertes, überraschtes gesicht und das essen kam langsam, aber sicher aus dem verzogenen mund heraus. egal, was ich probierte (und ja, eine balkanmutter wird ganz unrund, wenn das kind nicht essen will), die begeisterung hielt sich in grenzen. 1000 wege, das kind gesund, abwechslungsreich und spannend zu ernähren, fürs kind zu kochen, dem kind jeden essenswunsch von den lippen abzulesen gingen schief, oft wollte er nicht mal probieren. seltene helle momente erweiterten sein essenplan doch zu einer recht vernünftigen sache, aber experimenten und neue rezepte, fehlt am platz. kochbücher blättern um etwas auszuprobieren, gerne, aber ohne zwerg. lange gespräche und gutes zureden, beim kochen helfen, fehlt am platz. wenn das essen am tisch war, bleib der mund zu.
ich gehe davon aus, dass viele jetzt denken, verwöhnter fratz. kinder sollten essen, was auf den tisch kommt und überhaupt, niemand hat auf uns rücksicht genommen und wir liefen 10 kilometer ohne schuhe im schnee zum nächsten supermarkt und überhaupt. alles schon gehört, alles mir schon selbst gesagt. aber wenn ich ehrlich bin, halte ich vom zwang am esstisch nichts und ich esse auch nichts, was mir nicht schmeckt. somit alles gut. ich bin regelmässig genervt, aber er darf essen, was halbwegs schmeckt und ich hoffe stark auf die pubertät. allerdings ist meine lust zu kochen gründlich vergangen. durch meine zöliakie gepaart mit kind und seinem verständnis vom guten essen wird kochen hier im hause p auch immer mehr zu einer herausforderung, die mich überfordert.
somit sind wir in der küche...langweilig. experimente gibt es so gut wie gar nicht mehr, ich koche zwar nach wochenplan, aber diesen könnte ich de facto einmal schreiben und so stehen lassen, denn ich habe das gefühl, ich würde ständig das gleiche einkaufen und kochen. einige lebensmittel möchten wir eltern schon gar nicht mehr sehen. mich kann man nun seit jahren mit thunfisch jagen, der mann muss nur mais sehen und schon macht er ein salto rückwärts. sein lieblingsgemüse, brokkoli, erzeugt beim kind den wunsch sich zur adoption frei zu geben. und jede kochentscheidung weckt den wunsch, mir entweder einen koch zu leisten oder im pizzaladen an der ecke ein abo fürs kind zu buchen.
aus liebe ist somit die letzten jahre wirklich hass geworden, die kochbuchsammlung langsam aufgelöst und im zweifelsfall mache ich mir ein brot und koche immer das gleiche. aber irgendwie... in dem allgemeinen wünsch hier etwas zu verändern, will mein inneres wieder mit leidenschaft kochen oder wenigstens mal etwas neues essen, spannendes ausprobieren. ja, eventuell mit ich lebensmüde und mach damit mein leben nur noch schwerer, aber einiges neues sollte passieren. und weil ich das ungern alleine mache, muss es hier mehr "ess-besuch" geben. denn seien wir ehrlich, immer nur butterbrot, das sogar in der glutunfreien variante, macht das leben nicht wirklich schöner.
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