Samstag, 12. Juni 2010

terra incognita

nach einigen sehr intensiven tagen gleich mein kopf einem bienenstock. es schwirren gedanken, ideen, eindrücke, musik herum und ich kann ihn kaum wirklich klar bekommen. zwei "ereignisse", so unterschiedlich, aber doch so ähnlich, haben mir die letzten 2 tage beschäftigt. zwar war das eine eine veranstaltung, das andere ein artikel, aber sie haben doch einiges gemeinsam: jede menge ideen und stereotype über die große unbekannte in europa: den balkan!

auf der uni fand am donnerstag "tag der geisteswissenschaften" statt. ein tag, an dem die menschen von außen, zufällige gäste, aber auch fachkollegen mal einen blick in das jeweilige andere fach werfen sollten. populärwissenschaftlich, unterhaltsam, lustig, spannend... so wurde der tag auch, wenn gleich ich diesen aktionen gegenüber immer kritisch dastehe, denn es kommen meist eh die leute, die zumindest wissen, was geisteswissenschaften sind. menschen mit vorurteilen landen dort kaum.

dieses jahr stand der tag im zeichen südosteuropas, auch balkan genannt. so vieles hätte ich selber dort beitragen wollen, so vieles zeigen, aber es war tut mal nur ein tag und bruchteil von allem, was wir machen. die lustige schatzjagd, die ich mit hilfe meiner studis organisiert habe, ist super angekommen. das essen war genial, die musik noch besser und zwerg hat mit seinem ununterbrochenen tanzen und sogar dem richtigen balkanhüftschwung die menschen unterhalten. sogar die sängerin der bend war begeistert und wollte ihn für die nächste veranstaltung buchen...;) nun, ja, da wird sie sich doch etwas gedulden müssen...

ich habe mich an diesen einem tag, mitten von österreich, wie zu hause gefühlt. und dieses gefühl hat mir fast angst gemacht, weil ich verstanden habe - wieder einmal - wie wichtig mir diese region ist, diese terra incognita, die für den meisten österreicher wohl immer noch mit auch dunklen sterotypen verbunden ist. und mittendrin mein wunderschöner kleiner halbbalkanese, der so viele von meinem temperament hat, daß er dorthin ebenfalls perfekt passen würde.

die eröffnungsrede hat mich nachdenklich gemacht. ein südosthistoriker hat über die stadt in der wir leben und die menschen von balkan gesprochen, historische entwicklungen beschrieben, statistiken dargelegt und eines wurde mir daraus klar: trotz grenzlage und der ewigen nähe zu dem "fremden" bin ich wohl in einer stadt gelandet, die dieses fremde schwer verdauen kann. im unterschied zu anderen städten kamen die menschen "von unten" in grösseren mengen erst nach dem krieg in den 90er jahren. die zwei berühmten viertel wurden auch von ihm erwähnt, die "ausländerviertel". für mich die bunten, die interessanten, teilweise ja, riechen sie nach zu hause. wieder weitere statistiken, hinter denen aber menschen stehen, einzelne schicksale, eigenschaften, wünsche, träume. menschen, die bunt sind, mit all ihren nationalen eigenschaften, aber auch mit den persönlichen ecken und kanten. und offensichtlich so schwer zu akzeptieren.

ich habe in meinem alltag glück. ich werde dafür bezahlt "exotisch" zu sein, ich verdiene mein geld mit meinem anderssein, ich unterrichte menschen, die aber von vornherein offener sind, sonst wären sie nicht an unseren institut. auch so gibt es genug kommunikationsprobleme, was erst ohne die offenheit. auch scheinen die menschen in meinem mikrokosmos, mit wenigen ausnahmen zu denen leider auch meine schwiegerfamilie gehört, meine unterschiede nicht als störend zu empfinden, auch wenn es einige wohl von zeit zur zeit vergessen, daß ich "ausländerin" bin. stereotype auf beiden seiten, positive, negative. darüber ging es auch in meinem aufsatz die letzten 2 tage. keiner kann sich ihnen entziehen, aber offene augen für das andere und fremde sind voraussetzung für eine gute kommunikation.

der kollege hat seinen vortrag mir dem satz "g. muss in punkto akzeptanz noch sehr vieles lernen". ich hoffe es sehr, daß dieses lernen zügig sein wird und mein zwerg mal auch als erwachsener so unbeschwert ausleben darf, was er nun mal zu hälfte ist. im klang der wunderbaren band, im stahlenden sonnenschein und den wunderbaren gerüchen in der nase war es für einen augenblick auch für mich wie ein zu hause.

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