Montag, 21. Juni 2010

düfte der erinnerungen

der sommer scheint heuer gar nicht kommen zu wollen... ok, er hat noch nicht mal offiziell angefangen, aber dennoch, wenigstens der frühling hätte schon sein dürfen.... regen und graues wetter macht die endspur auf der uni nicht gerade leicht, wir sind irgendwie alle müde und erschöpft. ich schaffe es gerade noch, die studis zu motivieren, weil viel motivation ist auch bei mir nicht mehr übrig, auch wenn ich in den letzten tagen einiges geschafft habe. eine publikation - meine erste vollständig geschrieben, seit elias auf der welt ist (!) - ist eingegangen, somit steht dem konferenzbesuch nichts mehr im weg. athen im juli! vielleicht ist der sommer wenigsten dort heuer...

als ich heute morgen mich richtug arbeit gemacht habe, hat die luft nach herbst und regen gerochen. zwar habe ich den ersten atemzug freudig gemacht (ich liebe den herbst, den regen jedoch weniger), dann hat es mich aber dennoch geschreckt. denn wir hatten noch nicht mal richtig den sommer. auf dem weg durch den regen sind mir noch unterschiedliche gerüche entgegengekommen und vor einem alten haus musste ich stehen bleiben. es roch so bekannt, so alt und alle möglichen erinnerungen kamen hoch.

ich war schon immer stark olfaktorisch orientiert. gerüchte spielte und spielen eine grosse rolle in meinem leben. zwar nicht in die skurrile richtung wie im "das parfüm" vom süskind (und auch selber rieche ich durchaus nach mensch ;)), aber gerüche sind wichtig, sogar sehr. kindheitserinnerungen, menschen aus der vergangenheit und der gegenwart, situationen, häuser, wohnungen, naturmomente, alles ist für mich mit bestimmten düften verbunden...

meine früheste kindheit auf dem balkan in der weißen stadt. der duft der frischen morgenluft, begleitet von dem gurren der tauben in meinem lieblingspark. frisches weißbrot, dass mir in die nase steigt, mein vater und ich frühstücken auf einer bank. der wurstgeruch, den ich nicht immer so toll fand. der duft meines vaters, eine mischung aus seinem rasierwasser und zigarettenrauch, für immer fest in meiner nase und meinem herzen verhaftet. so roch nur er. es steht für liebe und geborgenheit. meine mutter hat zwar im laufe ihres lebens 100 mal parfüms gewechselt, dennoch ist für mich immer noch chanel nr. 5 ihr duft. egal wer mir begegnet, nach so vielen jahren, es riecht nach ihr. sehnsucht, kindheit.

der durf des meeres als eine hauptkomponente meines lebens. das salzige wasser, die sonne, der strand, alles hat seinen besonderen geruch. vermischt mit sonnencreme, einer besonderen, die es in meinem geburtsland gab und nach der alle rochen. bis heute, wenn ich diese rieche, bin ich kind am strand. es ist warm, es ist wunderschön und ich will nie wieder weg.

palatschinkenduft in der früh, einiges später in einer anderen stadt. sonntag morgen werden ich damit geweckt. die sonne schaut durch die jalousien meines kinderzimmers und ich freue mich auf das frühstück und den tag. so tief liegt diese erinnerung, dass ich jedes mal bei diesem duft eine sehnsucht verspüre. nach meinen eltern, nach der kindheit. schön und doch so lange her.

jahre vergehen, aber der geruch meines heiß geliebten gymnasiums ist immer noch in meiner nase. das parfüm meiner liebnlinsprof, heute so selten, aber doch anzutreffen, dominiert diese zeit. mein institut auf der uni roch nach pfeifentabak einer der professorinnen. nach langer zeit in moskau hat es mich als erstes begrüßt und mich irgendwie auch wieder endlich nach hause geholt, denn der geruch des instituts in moskau hatte alles überdeckt. ich wollte nie wieder heim. die pffeife hat es gerettet. mein erster job, der geruch nach gras, die zigaretten meiner chefin und die duftlampe der sekretärin, unverwechselbar, schön, teilweise negativ, aber so "zu hause". das institut jetzt hat noch keinen spezifischen geruch bzw muss mich noch auch in diesem punkt aufnehmen. aber ich arbeite daran.

der duft meines mannes, sein parfüm, seine haut. vor allem in der sonne vermischt mit salzwasser, sonnencreme und eben ihm. und dann noch zwerg und sein ganz besonderer zwerggeruch. das erste mal, als ich ihn im arm hielt zählte ich keine zehen und finger, das wurde schon gemacht. ich habe meine nase in sein haar vergraben und ihn buchstäblich eingeatmet. das mache ich bis heute noch oft, egal, ob er auf mir sitzt oder nur kurz bei mir seht. am liebsten jedoch am abend nach dem er eingeschlafen ist. da liegt dann eine erwachsene frau und atmet den geruch ihres kindes für minuten ein. der durf der personifizierten liebe. auch für immer in mir gespeichert, egal, wie er noch riechen wird.

der kontrastreichste duft von allen ist jedoch der duft meiner größten leidenschaft: der geruch von büchern! bücher riechen so unterschiedlich, wie man sich nur vorstellen kann, russische völlig anders als slowenische zb, serbische wieder anders, taschenbuch ist eine geschichte für sich, glattes, schweres weißes papiert anders wie braunes. alte bücher tragen die düfte ganzer generationen, gerüche früherer besitzer, keller, speicher. auch bibliotheken duften somit unterschiedlich. ich könnte mein fach wohl am duft erkennen, zu mindestens war das erste mal hinein kommen in die neue bibliothek hier so, als wäre ich nun nach hause gekommen. ich bin wohl auch der skurrilste mensch sonst, denn ich muss immer an jeden neuen buch riechen, teilweise schon beim kauf.



heute morgen musste ich unfreiwillig weitergehen, obwohl ich am liebsten vor dem alten haus geblieben wäre. könnte man doch einige dürfte wirklich konservieren, allerdings ohne skurrile praktiken aus dem schon erwähnten berühmten roman.

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