Montag, 7. Juli 2014

vom runden leder...

und wie froh ich sein werde, wenn die weltmeisterschaft endlich vorbei ist. so, nun ist es endlich gesagt worden, ein thema, welches mich seit dem beginnt beschäftigt und irgendwie raus will, wenigstens auf dem virtuellen papier :)

ich weiß, ich mache mich unbeliebt, aber ja, langsam nervt es mich. egal, wo ich mich umdrehen, ob in der virtuellen oder realen welt, überall verfolgt mich zur zeit die WM, überall sieht man nur menschen, die gebannt auf großbildschirme starren und überhaupt scheint es kein anderes thema mehr zu geben, als das runde leder, welches offenbar für einige wichtiger ist als alles andere im moment. bitte mich nicht falsch verstehen, ich begreife leidenschaften, ich verstehe, was es heisst, ein fan zu sein, aber nur bis zu einer gewissen grenze. denn was ich zur zeit beobachte, ist eine fast kollektive hysterie, für mein geschmack schon wirklich zu viel ist. vor allem bedeckt das kollektive fansein alles andere, jeden anderen bereich des lebens auch von menschen wir mir, die kein interesse am fussball haben und das empfinde ich langsam als mehr als nervig. kein kulturleben mehr in der stadt, scheint es einem. die kinos halb leer, menschenmengen nur noch um die tv geräte in den lokalen, kein einziges lokal ohne gröllen, tv geräuschen und der flimmerkiste. vor einiger zeit wurden mann und ich aus dem theater heimgeschickt, weil nur eine hand voll karten verkauft worden sind, weil "wissen Sie eh, weltmeisterschaft". aha, so weit sind wir also schon, im land vom mozart, dass fussball wichtiger ist als theater. auch der am wochenende verliehe bachmannpreis, immerhin eines DER kulturexporte des landes und überhaupt wohl DER event der zeitgenössischen deutschsprachigen literatur, wurde fast ignoriert. einer meiner lieblingsschauspieler ist gestorben, gerade eine meldung habe ich darüber gelesen.

sehr auffallend ist es in der virtuellen welt, so sehr, dass ich glaube ich das nächste mal in der WM zeit hier den stecker ziehen werde. 90% aller statusmeldungen beschäftigen sich mit der WM, von bierflaschen, die gepostet werden (denn die Welt sollte ja sehen, dass beim zuschauen getrunken wird ;)) bis hin zu detaillierten kommentaren. das wahre leben spiegelt sich dort zur zeit extrem. leute sind national beleidigt, weil man ihre mannschaft nicht mag. man beleidigt sich gegenseitig, weil man die mannschaft vielleicht mag, die der andere doof findet. freunde auch europa sind klar auf europäischer seite, einige, mit bezug zu südamerika, halten die daumen für die mannschaften von dort, dritte wieder sinnieren über die einzelnen spieler und überhaupt, das leben scheint sich im moment nicht nur virtuell um das runde Leder drehen… und ich bin langsam zu tode gelangweilt!

versteht mich nicht falsch, ich mag mannschaftssport. ich war mal vor vielen jahren eine
leidenschaftliche vollyballspielerin. auch wenn ich nie die sportlichste war, in dem sport war ich richtig gut. ich habe es gerne gespielt, würde es wohl immer noch gerne spielen (wenn ich nur wüsste wo und vor allem wann) und ich würde es wohl auch im fernsehen anschauen, wenn sie es zeigen würde. während in meinen ländern jeder sport übertragen wurde, erwische ich allerdings hier in erster linie eben… fussball. mein vater hat übrigens jeden sport gerne im fernseher angeschaut, egal ob fußball oder volleyball, skispringen, egal ob männer oder frauen im TV waren. war er allerdings überhaupt nicht mochte war "massenhysterie", wie er so einiges nannten, noch irgendwelche nationalistische aktionen, beleidigungen, provokationen oder sonstiges. ein gutes spiel, ja, gerne, alles andere war ihm zu viel. und in diesen punkten bin ich mehr als seine tochter, alles was nach masse, kult und gar ins nationalistische mutiert, kann ich nicht haben. vor jahren, noch in der stadt am see im süden, lernte ich einen Ssudenten kennen, der bei einem spiel zweier balkanländer bei der damaligen WM in einer schlägerei zwei finger vorloren hatte. es ist mir unbegreiflich, dass eine sportart menschen so weit bringen kann.  die hype provoziert mich nicht nur seit damals langsam dazu, es nur noch aufs korn zu ziehen, aber einiges auch sehr kritisch zu sehen. in kombination mit der bessere hälfte, der jedes fernsehgerät auf den mond samt der übertragung schiessen könnte, ist es im moment keine gute sache auf die strasse am abend zu gehen oder gar den fernseher einzuschalten. vielleicht sollte ich auch offline gehen für die nächten wochen :D oder es irgendwie mit witz und humor tragen...

übrigens, damit ich doch nicht ganz mit der masse gehe (denn auch dieser beitrag ist trotz allem in der stimmung der zeit ;)) : den ingeborg bachmann preis hat tex rubinowitz gewonnen. die theaterkarten konnte ich zwar nicht eintauschen, aber ich habe schon für den herbst welche gekauft, um den mann zu trösten. und je nach länderkombination schaue ich mir vielleicht, aber nur vielleicht das schlußspiel an. etwas mit der masse schwimmen. ich muss ja schliesslich kennen, was ich kritisiere. :)

1 Kommentar:

  1. Ich zähle auch schon die Tage, bis es endlich vorbei ist :)

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