Sonntag, 31. Januar 2016

von einigen extremen der erziehung...

das neue jahr ist gar nicht mehr so neu, aber der blog ist leider mal wieder still. ich habe es mir für heuer vorgenommen, mehr zu schreiben und schon fängt es damit an, dass der jänner einen einzigen beitrag haben wird, nämlich diesen. mein schweigen hat mehrere gründe. zu einem ist alles die letzten monate sehr intensiv, viel Arbeit auf jeden fall und die freizeit wird intensiv mit dem kind verbracht. zum anderen gibt es zwar x themen, die mir durch den kopf gehen, aber wenn ich sie nicht gleich aufschreibe, verschwinden sie irgendwie, werden nicht mehr aktuell und dann denke ich mir, ach, wen soll denn das interessieren. so bleiben die ideen doch oft nur im kopf und kommen nie "auf virtuelle papier". ich hoffe, dass sie das heuer ändern und muss mich selber immer stärker am rieben reissen, doch zu schreiben.

um dem namen des blog gereicht zu werden, ist klar auch etwas chaos im spiel, sowohl in meinem kopf und bei meinen gedanken, die mich einiges noch nicht aufschreiben haben lassen. aber man schauen, ob ich heute einiges in eine wenigstens ansatzweise geordnete art aufschreiben kann.
in knapp einem monat wird zwerg 8 jahre alt! der alltag trägt uns so weiter, dass ich immer weniger zeit habe inne zu halten, aber wenn ich es doch tue, erschrecke ich gerade ob des gedankens, dass das kind ja gerade noch ein baby war und nun 8 jahre alt wird. ganz oft denke ich mir, dass er viel schneller älter wird als ich mithalten kann, als ich umdenken kann, mich an seine entwicklung gewöhnen kann, mich ihm und seinen sich ständig veränderten bedürfnissen anpassen kann. nicht selten erwische ich mich dabei daran zu denken, wie leicht es war, als er einfach brust und ein tragetuch gebraucht hat, als die selbständigkeit war, zum WC alleine zu sehen oder sich alleine anzuziehen. jetzt fordert der kerl immer mehr ein, seine eigenständigkeit wird immer stärker, die kreise weiter und ich, ich erwische mich dabei, wie ich völlig außer atem nachrenne und mir überlege, warum kann und will der das schon wieder selber machen?!?!

ich habe mich schon daran gewöhn, wenn auch schweren herzens, dass er alleine aus der schule heim kommt. quer durch die stadt, mit zwei verschiedenen busen, fährt der kerl täglich heim, oft selber von seinem mut überrascht und wohl auch mit etwas lampenfieber, wie er selber sagt, aber dennoch. will er. fordert er. macht er. wie ein großer. und ich lassen ihn klar machen. er liest 350 seitige bücher ohne mit der wimper zu zucken und plant das erste sommercamp völlig alleine. auch schläft er das erste mal seit 7,5 einfach alleine ein, übernachtet bei freunden problemlos, geht einkaufen, stapft auf die bühne, macht und tut. und lässt mich oft völlig verwirrt, aber klar auch stolz zurück.

all diese veränderungen wühlen aber in mir vieles auf, denn wie gesagt, oft habe ich das gefühl, ich bin nicht mehr up to date. was braucht wirklich so ein kind, in dem alter? ach, was war attachment parenting leicht? was war das alles einfach, logisch, geborgen für mich als mutter und fürs kind? wie war montessori logisch, wie wohltuend juul and co, wenn es um kleinkinder ging? die babyphase ist mir klar, auch kleinkinder und ihre bedürfnisse habe ich gut im griff, aber jetzt, am rande der pubertät denke ich mir oft, wie? wie bereite ich ihn nun auf die große weite welt vor? wie finde ich den weg in die selbständigkeit, wie leite ich ihn, ohne ihn zu beeinflussen, ohne was zu tun, was ihm nicht passt und überhaupt, puh. es geht nicht mehr darum, ihm das teilen beizubringen, ihm zu zeigen, dass man machen auf der hand nicht reissen, ihn zu ermutigen, alleine zu schaukeln oder eben aufs klo zu gehen, das alles war ach so leicht. jetzt diskutieren wir über andere themen, jetzt braucht er eine hand, die ihn stützt und dennoch gehen lässt.

in meiner extrem großen und breiten familie gibt es zwei extremen der erziehung, die absolute freiheit und das extreme klammern. selbstängikeit und völlig unfähigkeit alleine auch im erwachsenen alter über die straße zu sehen. freiheit in jeder entscheidung und fremdbestimmung bis zur extreme. kinder, die auch im erwachsenen alter alles von den eltern bekommen und solche, die schon sehr jung gelernt haben, alles selber zu machen und zu bestimmen. während ich in erster linie die freiheitslinie erlebt und schätzten gelernt habe, müsste ich lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir völlig egal ist, welchen weg mein kind geht. das war auch meinen eltern nicht egal. aber wie bekommt man das hin, die freiheit eben zu lassen und dennoch wenigstens die grundlegenden eckpfeiler, die man selber für richtig hält, zu vermitteln? seine meinung sagen, ohne fremdzubestimmen, die entscheidungen dem kind überlassen und dann eventuell mit wirklich falschen wegen leben? und auf diesem gesamten weg das kind glücklich und zufrieden zu behalten, aber auch selber rund bleiben. wenn ich so einige wege in meiner umgebung beobachtet, waren alle "erziehungsrichtungen" klar von liebe geleitet. aber entschuldigt liebe einiges an eingreifen, an bestimmung von außen, die dem kind de facto nicht gut tun? entschuldigt auch die große liebe eingreifen in die wichtigsten entscheidungen des lebens, beschreiben von freiheit, selbständigkeit, selbstbestimmtheit? gibt der freiheitsweg sicherheit und geborgenheit? wann ist zu viel oder zu wenig freiheit da?

der mittelweg, der mittelweg soll es werden, auch wenn ich ihn noch nicht innerlich gefunden habe. wie geht der wirklich, wie ist hier das patent, die linie, wie gehe ich das täglich an, wenn die geduld oft zu klein ist und auch meine nerven zu dünn sind. vertrauen, ja, hoffen ja und dann? ich erinnere mich täglich dran, dass er "erst", aber auch "schon" 8 jahre alt sein wird in einigen wochen. dass der weg in die völlig freiheit ja noch eine zeitlang dauern wird und dennoch. einiges ist schon da, es ist alltag und wird immer normaler und kind geht souverän und selbstbewußt diesen weg. und ich, ob ich will, muss nun lernen schneller zu rennen, um mit ihm schritt halten zu halten.


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