Sonntag, 2. Januar 2022

von alten traditionen und neuanfängen

mehr als zwei jahre nach dem letzten post, 2020 und 2021 überspringend (es sind einige beiträge entstanden, die ich aber nie gepostet habe), ein leises lebenszeichen von mir. piep. es gibt mich immer noch. irgendwie. in irgendeiner form, wie auch immer man das definiert. es wäre sinnlos zu versuchen zu beschreiben, was in den letzten zwei jahren passiert ist, ein post wird dieser sehr bewegten, skurrilen, komischen, tragischen und fast grotesken zeit nicht gerecht werden. ich denke, in den nächsten wochen und monaten werde ich immer wieder themen aufgreifen und über einiges sinnieren, es hat sich einiges angesammelt. kommt zeit, kommen die themen.

heute, am zweiten jänner, erinnere ich mich an einen alten aberglauben vom balkan, dass der tag symbolisch für das gesamte zukünftige jahr steht. was man heute macht, macht man das ganze jahr. was man machen will, sollte man heute machen. was man nicht machen möchte, sollte man tunlichst vermeiden. schon als kind fand ich diesen tag teilweise lustig, denn alle erwachsene um mich herum fingen plötzlich an einen eiertanz aufzuführen, nicht zu streiten, besonders nett und höflich zu sein, liegengebliebene arbeiten in die hand zu nehmen, alte hobbies auszuüben, mit einem wort, das perfekte jahr zu konstruieren. etwas älter machte ich es dann doch auch mit. lernen für fächer, die man nicht mochte, eine proseminararbeit, die schon längst hätte fertig werden sollen, wenigstens aufschlagen, später diverse große arbeiten wie diplom- oder doktorarbeit gerade heute schreiben. ich habe mich als kind über die erwachsenen amüsiert, später über mich selbst geschmunzelt. man könnte ja doch etwas verhauen, es könnte doch etwas daran sein und ich hätte dann die chance auf das perfekte jahr selbst zu nichte gemacht. 

in den letzten jahren habe ich diesen brauch ignoriert, der blog ist liegengeblieben, besondere aktivitäten wurden sowieso nicht gemacht, auch nicht am zweiten jänner. zwar habe ich immer wieder besonders an den blog gedacht und ihn nicht für immer aufgegeben, aber gerade am ende und am anfang des jahres nicht geschrieben. was sollte ich auch schreiben? warum sollte ich rückblicke von 12 monaten schreiben, die mir teilweise ausser stress und schmerz nichts gebracht haben, fragte sich pathetisch mein balkanherz? drama liegt mir ja bekanntlich im blut (diese habe ich erfolgreich auch an das kind weitergegeben, der sich selbst als dramaking bezeichnet), aber wenn auch wir einiges an drama reduzieren, tja, es war mir nicht nach schreiben. fast zwei jahre pandemie hinterlassen nun spuren, auf meiner seele gerade in den letzten monaten besonders tiefe. 

heute den blog wieder zu beleben sollte aber doch eine symbolische bedeutung haben. ja, ich will wieder schreiben, ich habe lust, wieder zu schreiben. wie regelmäßig mir das gelingen wird, kann ich nicht voraussagen, aber alleine die tatsache, dass ich es wieder tun will zeigt mir, dass es doch noch machen gibt, die aufs virtuelle papier wollen. 


ein rückblick? dieser könnte sich im satz "gott sei dank sind wir gesund und haben keine verluste einzubüßen" zusammenfassen, frau ist ja bescheiden geworden. diverse wunden werde ich im neuen jahr versuchen wieder verheilen zu lassen. die tatsache, dass das letzte jahr das erste in meinem leben war, an dem ich das meer nicht gesehen habe, sollte menschen, die mich kennen, die ausmaße der schweren situation zeigen. aber ich wollte ja keinen klassischen rückblick machen.

pläne, wünsche, träume, vorsätze? keine herkömmlichen heuer. bescheiden und leise wünsche ich mir, dass wir auch nächstes jahr gesund und ohne verluste schaffen. aber einen vorsatz habe ich, einen, den ich mir eigentlich schon letztes jahr im mai vorgenommen habe und ihn heuer beinhart durchziehen werde: ich höre wieder auf meinen instinkt, auf mein bauchgefühlt und mache, was für uns als familie mir richtig erscheint, was uns gut tut, was für uns positiv ist, ohne rücksicht auf verluste. klingt hart? eventuell, auch wenn ich es so hart nicht meine. ein post zum thema entsteht schon lange in meinem kopf. 

der tag heute wird somit alte traditionen ehren und ja, wir werden mal probieren, einiges zu machen, was wir hoffentlich dann doch das ganze jahr machen. freunde treffen, brettspiele spielen, in ruhe lesen, sich nicht gegenseitig auffressen, die pubertät in ruhe lassen, handlettering, lachen, spanisch lernen, was immer uns spaß macht. gleichzeitig ist es aber auch ein neuanfang. ein neues jahr, neue möglichkeiten, neuer text. und wenn dieser bedeutet, dass ich heuer mehr schreiben werden, auch gut, ich publizieren ihn heute noch. die alten traditionen des balkans sich hie und da vielleicht doch nicht nur leeres aberglaube. 

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