Dienstag, 17. Oktober 2017

von sehnsucht und heimweh

drei monate nach dem letzten beitrag versuche ich mal wieder den blog ja  aus der versenkung holen. über die schnell vergehende zeit wunderer ich mich nicht mehr, denn dass gerade der sommer an einem vorbeifliegt, kenne ich schon aus meiner kindheit. die längsten und lockersten freien, seit kind zur schule geht, sind schon längt vergangenheit. zwar gab es keine aufregenden, neuen reisen, aber kind und ich waren dennoch viel unterwegs. in erster linie haben wir aber alte, geliebte orte besucht, liebe freunde gesehen, viel zeit mit ihnen verbracht. das wetter war herrlich, sogar der herbst ist ungewöhnlich warm und verwöhnt uns mit fast sommerlichen temperaturen. als würde uns das wetter hier im süden versöhnen wollen und uns zeigen wollen, wie schön es hier ist. nur gelingt es irgendwie  wenigstens bei mir nicht wirklich :/

drei monate sind wir schon nicht mehr in schottland. den alltag haben wir recht bald organisiert, mit dem schulbeginn hat uns dieser auch wieder fest im griff. freunde haben wir intensiv getroffen, einige müssen wir endlich sehen, aber eine woche in der hauptstadt ist fest geplant, um auch das nachzuholen. oft ist das tägliche leben fast so, als wären wir nie weggewesen, was vor allem mich extrem frustriert. was schottland ein traum? haben kind und ich beide diesen zusammen geträumt und sind dann, viel zu früh, wieder aufgewacht? wie soll man da wieder im "normalen" leben einen platz finden? während kind eben ganz offensichtlich um einiges flexibler ist und seinen weg hier in den alltag schnell gefunden hat, knabbere ich immer noch sehr an der veränderung.

sehnsucht nach schottland ist bei mir alltag. egal, was ich anfasse, egal, was ich lese, egal, woran ich denke, meine gedanken entwischen mir immer wieder richtung norden. ein geräusch, ein geruch, eine erinnerung und schon bin ich wieder da. dabei stellt ich jeden tag fest, dass es unglaublich schmerz, daran zu denken. meine sozialen medien sind voller seinen aus schottland, bilder, filme, jeden tag überall oben. videos von nachrichten im schottischen englisch kann ich fast nicht anhören, einige fotografien muss ich schnell wieder wegklicken. bilder vom herzlichen städtchen am meer zerreißen mir das herz, am liebsten würde ich heute schon packen und wegfliegen. emails von lieben freunde von dort sind wie ein feiertag, auch fürs kind, wenn die weltallerbeste lehrerin mal schreibt. und irgendwie wird es nicht weniger schmerzhaft.

ehrlich frage ich mich seit wochen, ob man nicht nur sehnsucht, sondern auch heimweh nach einem ort, eine stück land haben kann, welches ja de facto nicht das eigene ist. ich bin ja prinzipiell mit dem begriff vorsichtig, denn sowohl heimat, wie auch die sehnsucht danach, ist ein komplexes thema, welches in meinem leben wenig platz haben. als jemand, der x mal umgezogen ist, der so multikulturell wie nur möglich ist, mit 5 muttersprachen und weiteren herzenssprachen ist zu hause fast überall. "heimat" aus begriff wird außerdem schon fast so definiert und oft verwendet, dass ich es hier nicht verwendet mag. sehnsucht nach momenten, orten, lieben menschen ja, das wort "heimweh" ist mit jedoch meist zu stark.

und dennoch, wenn das, was ich in den letzten drei monaten fühle definiert werden sollte, dann geht es über sehnsucht hinaus. es tut fast körperlich weh, so sehr vermisse ich alles von dort und so sehr würde ich gerne wieder hin. nicht nur für zwei wochen (das machen wir dann zu ostern), sondern wirklich für immer. zelte abbrechen, alles hier auflösen, kind, mann, katzen und - sollte sie mitwollen - mutter einpacken und gehen. logisch würde ich liebe menschen auch hier vermissen, aber daran bin ich nun mal gewöhnt. was eben ungewöhnlich ist, ist diese starke sehnsucht nach einem art.


gibt es so etwas wie seelenheimat (und schon wieder irritiert mich das wort, aber gut)? einen ort, der zwar nicht genetisch mit mir verbunden ist, aber so man wirklich zu hause ist? der weit darüber hinaus geht, dass es schön war und man doch den nächsten urlaub wieder dort verbringen möchte? wenn ja, habe ich wohl meinen gefunden, ohne ihn wirklich gesucht zu haben. jetzt muss ich nur noch leben mit diesem schmerz umzugehen.

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