Sonntag, 12. September 2010

das wunder der geburt(stage)

ich bin vor ein paar tagen ein jahr älter geworden. nun muss ich wenigstens hier im blog mein alter ändern, an einigen anderen stellen wechselt das automatisch. und während aus dem 6er hinten ein 7er wurde, das telefon ununterbrochen geklingelt hat und gerade auf facebook ein glückwünsch dem anderen gefolgt hat, musste ich zu hause kurz tief luft holen und innehalten. wie jedes jahr, den geburstage sind was besonderes ja und bringen auch - wenigstens bei mir - besondere gedanken mit sich.

ich habe heuer wirklich schwierigkeiten wieder hier anzukommen. der sommer war kurz, viel zu kurz und aus der wärme des balkans in die kälte hier den weg zu finden ist heuer schmerzhafter wie gewöhnlich. zwerg scheint das auch heuer zu spüren und fragt immer wieder nach dem meer, nach unseren verwanden, nach dem sommer. und nach seinem vater, der plötzlich ja auch wieder den ganzen tag nicht da ist. somit hat mir der balkanblues und das wetter eh schon die vorfreude auf den geburstag verdorben. der entschluss erst später zu feiern ist geblieben, dafür wurde die spontantidee einer kleinen runde am nachmittag geboren. gesagt, getan, die spontansten meiner freundinnen waren samt kids da, der nachmittag war wunderschön, die laune stieg. soweit alles ok.

und dennoch hängt ein schatten über all meine geburstage, seit ich denke kann, auch wenn es mir nicht immer bewusst war, den geburstage wurden im hause p. immer groß gefeiert, vor allem meiner. dekoration, geschenke, unzählige gäste, oft noch tage danach musste nachgefeiert werde und ich habe es immer genossen, so sehr im mittelpunkt zu stehen. als ich älter wurde, hat sich das nicht geändert und als ich schlussendlich von zu hause auszog, habe ich den hang zum theatralischen feiern beibehalten. die liebsten feiern waren mir in den letzten jahren in der letzten stadt vor dieser, wo wir zu wohnung auch einen wunderschönen, großen garten hatten und anfang september das wetter immer genau richtig war, um ein grillfest zu machen. 30 leute waren keine seltenheit, zusammen sitzen, die gesellschaft genießen, gutes essen, auch recht viel trinken war jedes jahr auf dem plan. schön, gemütlich, innig. ich vermisse diese momente sehr.

aber der schatten war trotzdem immer da, der schatten der vergangeheit, meiner familie, meiner existenz bis zu einem gewissen grade.  ich bin das zweite kind meines vaters. seine erste familie ist an einem wunderschönen, sonnigen tag im august 1971, in seinem geburtsland auf dem weg zu einem familienausflug ums leben gekommen. damit das unglück noch grösser wird, starben nicht nur mein 17 jähriger bruder und seine mutter bei dem unfall, sondern auch noch der 15 jährige cousin. das leben wurde für die ganze familie von einer sekunde auf die andere anders. und mein vater stand plötzlich alleine da.

ich bin zwei jahre und einige wochen nach diesen unfall geboren. meine eltern haben sich nur ein paar wochen danach kennen gelernt und haben einige monate danach geheiratet. die große, plötzlich liebe und dann das neue, unerwartete, zweite kind. die liebe, die meinen vater und mich verbindet, war und ist fast unvorstellbar, so besonders, dass man es kaum erklären konnte. und dennoch habe ich oft einen schatten in seinen augen gesehen, als wäre noch jemand anderer da. später habe ich es verstanden, wer das war, denn auch, wenn ich lange dachte, das einzige kind meines vater gewesen zu sein, waren wir immer zu zweit. und gerade an geburstagen musste ich immer daran denken.

als ich in die pubertät kam, beschäftige ich mich mit der geschichte meiner familie sehr intensiv. die vorstellung geboren zu werden nur, weil jemand anderer starb, klang für mich gruselig, aber wie für jeden teenie auch mysteriös und besonders. dennoch stellte ich oft meine existenz in frage und entwarf "was wäre wenn" szenarien. die vorstellung, dass meine gesamte familie am tag meiner geburt eigentlich mehr um meinen bruder trauerte, als sich auf mich gefreut hat, tat sehr lange weh.

heute, längst wenigstens dem alter her erwachsen, habe ich meinen platz in dieser geschichte gefunden. ich weiß, was meinem vater an dem tag meiner geburt gegeben wurde und bin dankbar ihn gehabt zu haben. auch wenn ich immer noch gerade an diesem tag auch an meinen bruder und die mit ihm verstrobenen denken mus,s sehe ich mich nun als eine art phönix, der aus der asche gestiegen ist. und feiere umso lieber und intensiver diesen tag, auch wenn nun die nächste generation in form vom süßesten zwerg von allen hier einzug genommen hat und nun seine geburstage mit viel tamtam gefeiert wurden und noch viele gefeiert werden.

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