es trifft sich so gut, dass ich diese nächstes wochenende bekommen werde...wenn nächste woche habe ich gleich 4 tage frei und mache mich auf den weg ins letzte eck des landes... in dieses kleine, für mich das absolut schönste eck, wo ich vor vielen, vielen monden, genauer gesagt morgen vor 25 jahren aus einem nachtzug gestiegen bin in ein neues leben... heute vor genauso vielen jahren habe ich meinen vater und einige freunde, die zum abschied gekommen waren am bahnhof in meiner damaligen stadt, in meinem land, wo ich geboren wurde und welches man leider nicht mehr auf der karte als solches findet verlassen und mit unmengen an schmerz im herzen fing ich eine neue phase meines lebens an...geschrieben schon vor 3 Jahren, sagt dieser beitrag eh schon alles...
http://lenas-chaoswelt.blogspot.co.at/2010/11/mehr-als-die-halfte-meines-lebens.html

wer mich kennt, weißt, dass ich dieses wort mit vorsicht geniesse... einiges im leben ist für mich recht leicht und klar zu definieren, aber gerade das wort ist einerseits nicht einfach in der herleitung, andererseits wird es gerade in dem land, wo ich lebe, fast überstrapaziert... und steht oft für sachen, mit denen ich mich weder identifizieren kann noch identifizieren will...während gerade die heimatlosesten menschen, die ich im leben kennen gelernt habe, dieses wort am meisten benützten und jeden noch so kleinen ort so bezeichnen, gehöre ich eher zu dem teil der menschheit, die damit sparsam umgeht, vorsichtig, behütsam, wie mit einem besonderen schatz... dieser teil der menschheit weiß, dass heimat kein ort sein muss, das gefühl an mehr als nur landschaft gebunden werden kann und dass der kosmopolit (und zu dieser gruppe zähle ich mich mit leib und seele) diese momente überall und immer wieder finden kann... zaubermomente... orte der seele... somit kann heimat auch in 2 wochen im urlaub entstehen, man kann heimweh nach orten haben, die man einmal nur gesehen hat, man kann für einen augenblick sich heimlich in den augen seines gegenübers fühlen ganz ohne geographische dimensionen...
ja, meine klasse war für diese 4 jahre wirklich ein zu hause, im positiven sinne... die tägliche begegnung hatte für mich viel mehr bedeutung als eine normale schule, die schule war mehr als nur ein ort des lernens und wissens... wenn ich jetzt, nach so vielen jahren daran denke, fällt mir auch die didaktische seite der jahre gar nicht mehr ein... ja, ich habe einiges gelernt, aber am wenigstens sachen, die im lehrplan standen... ich habe noch intensiver gelernt, in einer gruppe zu existieren, ich habe, um es modern auszudücken, meine "soziale kompetenz" wirklich vertieft ;) ich habe gelernt, auf menschen einzugehen, die völlig unterschiedlich waren, das zauberhafte in jeder von ihnen zu sehen, täglich das leben mit ihnen zu teilen, geheimnisse zu bewahren, zu vertrauen, zu lieben, zu leiden, ich habe meine erste liebe erlebt, den ersten kuss, die erste körperliche zärtlichkeiten dort diskutiert... ich habe mit ihnen gelacht, geweint, habe freunde fürs leben gewonnen und sie gehen lassen müssen (meine chilenische freundin habe ich nun seit mehr als 21 jahre nicht gesehen :( )habe das tägliche abendteuer der pubertät mit meinen mitschülerinnen geteilt und bin dann eines tages mit ihnen gemeinsam vom teenager zu einer jungen frau mutiert... als ich dann vor 20 jahren nicht nur die schule, sondern durch einen umzug auch den ort verlassen musste, habe ich einen teil meiner seele bei ihnen gelassen...
einige habe ich regelmässig gesehen, einige wirklich das letzte mal vor über 20 jahren...nächsten samstag dann darf ich die meisten von ihnen wieder sehen... alte geschichten austauschen, die letzten 20 jahre zusammenfassen, in gesichter schauen, alt und dann doch wohl wieder neu... und es wird eine zeitreise sein, in einen teil meiner heimat, den ich nie gehabt hätte, wäre ich heute vor 25 Jahren nicht in den zug gestiegen...