Dienstag, 28. April 2015

vom träumen und erwartungen und so mancher enttäuschung...

wenn ich ehrlich bin, trage ich diesen text schon einige zeit mit mir. in wahrheit de facto seit wochen, vielleicht sogar monaten, einige ereignisse sind schon vor einiger zeit passiert, aber auch die jüngsten begebenheiten in vielen situationen haben einiges an gedanken, chaos und überlegungen gebracht. ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wohin mich all diese gedanken tragen, denn es passiert täglich so viel, dass ich meinen kopf kaum ins klare bringe. aber vielleicht kann ich - getreu dem blognahmen - die chaoswelt in meinem kopf nun auch für mich etwas besser schlichten, wenn ich einiges niederschreibe.

der alltag trägt uns täglich schneller, so dass ich nur in wenigen momenten der letzten woche zeit hatte, stehen zu bleiben und zu überlegen. was sich nicht alles verändert hat. mein leben, in den letzte zwei jahren, ist teilweise völlig anders geworden. klar, veränderung ist gut, veränderung ist teil vom leben und ohne diese keine entwicklung. ich weiß das, ich mag die veränderungen auch. einige veränderungen passieren natürlich und müssen sein. einiges passiert und man kann nichts dagegen tun. und einiges passiert sowohl gewollt wie auch gleichzeitig ungewollt und verändert dann ganze lebensrichtungen. und ich habe eben in den letzten zwei jahren soviel solcher veränderungen erlebt, dass ich langsam nach einer pause schreie. vor allem dann, wenn die veränderungen sich so sehr mit den eigenen träumen und wünschen schlagen und einem täglich fast mit gespött zeigen, nein, es wird nicht so sein, wie du es dir erträumt hast.

die beruflichen veränderungen, ach, wo fange ich da nur an. vor zwei jahren geschrieben, lese ich diesen beitrag hier immer noch von zeit zur zeit gerne durch, wer weiß warum. um mich selber zu quälen oder weil ich finde, ich habe es damals so richtig gut getroffen und geschafft, meine gefühle auszudrücken. mein gebrochenes herz, wie es so schön pathetisch heisst, hat sich jedoch in vielen punkten erholt. während ich immer noch in tränen ausbreche, wenn ich daran denke, dass mein beruflicher weg nicht mehr nur in diese eine richtung geht, habe ich für mich neue wege gefunden, die parallel verlaufen und auch schön sind. jedoch gestalten sich diese wege teilweise so extrem, intensiv und zeitraubend, dass ich zu nichts mehr komme. man darf nicht über arbeit jammern, sondern sollte dankbar sein, das ist mir klar. ich sollte mir auch immer wieder vor augen führen, dass es ein privileg ist, so vieles machen zu können und seinen weg auch ändern zu können, ohne dazwischen arbeitslos da stellen zu müssen. aber dennoch, mein herz, meine träume, meine eigenen erwartungen sind enttäuscht. von einigen sachen von außen, von mächten, gegen die ich nicht ankämpfen kann und nicht zu letzt, auch von mir selber. habe ich diesen weg, meine leidenschaft, meinen traum aufgegeben? im herzen nicht. aber sonst? ich weiß es nicht und das schmerzt mich fast am meisten…auch kann ich den verlust einer großen und wichtigen freundschaft in diesem zusammenhang bis heute weder verstehen noch verkraften und alleine der gedanke daran schmerzt mich ungemein. zwar habe ich diesen schmerz so weit im griff, habe ich irgendwo tief in meiner seele vergraben, aber er entkommt mir doch immer wieder… wie ich das weiterhin lösen sollte, weiß ich nicht…denn die lücke, die diese person hinterlassen hat, ist extrem groß…

und dann haben wir letzte woche das 10 jährige gefeiert, der mann uns ich. gefeiert ist gut. im allgemeinen stress haben wir geschenke ausgetauscht und das war's. vielleicht schaffen wir es am kommenden langen wochenende in der hauptstadt mal essen zu gehen, aber sonst war die große romantik irgendwo anders, aber nicht bei uns. 10 jahre, wie im flug vergangen. ich bin wirklich schon so alt, um dies sagen zu können, das schockiert mich fast noch mehr als das jahrzehnt an der seite vom mann. und an diesem abend, während ich im bett gelegen bin, habe ich mich auch gefragt, ob diese 10 jahre meinen träumen, meine erwartungen entsprochen haben. und ehrlich, ich kann mir keine eindeutige antwort geben. wir haben ein wunderbares kind, ich bin dankbar für dieses. aber so vieles hat in der realität wenig mit meinen träumen von damals zu tun. und auch da enttäusche ich mich selber gewaltig, auch wenn die andere seite ebenfalls einiges auf die eigene kappe nehmen kann ;)

und schlussendlich, entwicklungen, die ebenfalls wenig mit eigenen vorstellungen zu tun haben. teilweise private momente, teilweise sonstige veränderungen und entscheidungen, die eben in richtungen gehen, die ich nicht erwartet hätte. einiges mit sicherheit auch positiv, einiges leider auch weit von träumen und erwartungen entfernt. menschen, die mutieren, entscheidungen, die wir anders getroffen haben, als sie realisiert wurden. irgendwie… mühsam.

sollte man so was überhaupt haben, frage ich mich, träume, wünsche, erwartungen? sollte man noch große träume haben in einem alter, wo vieles schon so vorgegeben ist? ist einiges an veränderung überhaupt noch möglich ohne dass enttäuschungen vorprogrammiert sind? einer meiner lieblingsautoren aus bosnien, mesa selimovic, hat ein berühmtes zitat: ich bin 40 jahre alt, ein hässliches alter. der mensch ist noch jung genug um wünsche zu haben, aber schon alt um sie zu erfüllen. auch wenn ich weiß, dass er einiges anders gemeint hat und dass das 40 heute nicht mit dem von damaligen zu vergleichen ist, fühle ich mich oft genau so in den letzten jahren. aber eben nur zum teil…

man darf mich nicht falsch verstehen, ich finde veränderungen per se immer noch nicht schlimm, im gegenteil. aber im moment fühle ich mich so richtig gefangen in den veränderungen, die mich im kreis, ja sogar nach hinten gehen lassen, statt vorwärts. auch in unserer beziehung drehen wir uns in kreisen und kommen nur mühsam und langsam voran und zu gewünschten resultaten. und auch in so vielen weitere bereichen habe ich in den letzten wochen diese erfahrung gemacht, dass es gerade etwas auffällig ist und mir stark zu denken gibt.

was will ich überhaupt sagen? puh, keine ahnung, wirklich. ich wünsche mir positives, veränderungen, die uns alle nach vorne bringen, die einen neuen, guten wind reinbringen, beflügeln und glücklich machen. es darf ruhig verschwinden, was mühsam ist, was uns bremst, was keine freude macht, ob ereignis oder mensch, bitte weg damit. auch für uns als paar wäre dieser frische, positive wind gut und wichtig. ich weiß nur nicht, von welcher seite ich ihn erwarten kann und stehe da - wie eine bestellte und nicht abgeholte mary poppins - mit meinem aufgespannten schirm und warte, dass der wind sich dreht…wenn er nicht bald kommt, muss ich wohl selber einen weg wählen und dann mutig springen in der hoffnung, die richtung passt für uns alle...

Montag, 6. April 2015

von feiertagen und großfamilien

april und katholische ostern sind nun da. die letzten wochen habe ich mich mit so vielen sachen beschäftigt, dass ich die kommenden feiertage fast verdrängt habe. zwischen trauer, dem alltag, arbeit und sonstigen kleinigkeiten haben wir uns letzte woche noch einen virus eingefangen, der uns dann in den feiertagen statischer gemacht hat als geplant. im nachhinein muss ich sagen, dass es mir gar nicht schlecht getan hat, einige tage nichts zu machen. da der april seinem ruf auch voll gerecht wird und das wetter jede 10 minuten wechseln (gerade vom schnee zum strahlenden sonnenschein), finde ich einige tage zu hause überhaupt nicht schlimm. wir haben viel gelesen, geschlafen, gegessen, diverse spiele, die kind schon zum geburtstag bekommen hatte, gespielt und auch neue kleinigkeiten gemacht und gespielt. im großen und ganzen waren es keine schlechten feiertage, auch wenn wir sicherlich noch einige tage brauchen werden, um die reste vom virus loszuwerden.  für mich jedoch, wie immer, waren die ruhigen moment mit einer melancholie verbunden, die mich jedes jahr, immer wieder, an bestimmten feiertagen erwischt.

die feiertage hier fallen in der regel nicht zusammen mit denen aus meinen heimatländern. in der regel ist weihnachten früher, aber auch ostern ist selten zusammen. während ich im winter überhaupt keine lust verspüre mich nur schnee und eis richtung balkan durchzukämpfen, sind gerade die osterfeiertage immer so, dass ich mir denke, ach, was wäre es doch schön, sie dort zu verbringen. bei einem schöneren wetter und überhaupt in einer stimmung, die mir hier so sehr fehlt. seit kind da ist, habe ich mich zwar mit uns als kleine familie super arrangiert und ja, wie haben immer schöne tage, die zauberhaft und fast magisch sind. kind und seine vorfreude, die aufregung davor, der immer noch anhaltende glauben an zauberhafte wesen, die geschenke bringen (auch wenn er schon etwas zweifelt, dann aber doch mit sich innerlich sehr kämpft, extrem süß), alle das ist mehr als schön und steckt an. seit jahren ist meine mutter immer mit uns und bringt hier noch eine weitere komponente hinein. die beziehung,die mein kind mit ihr hat, die liebe, die sie beide für einander ausstrahlen, ist zauberhaft, besonders und erwärmt mein herz immer wieder aufs neue. und dennoch, spätestens dann, wenn ich den tisch für uns 4 decke, wüsche ich mir, dass ich diesen herausziehen könnte und ihn noch für mindestens 4, wenn nicht 10, 15 personen mit decken könnte.

ich bin einfach der großfamilientyp. die sehnsucht nach einem großfamilientreffen, nach feiertagen, wo 20 leute am tisch sitzen, wo alle durcheinander sprechen, wo ich in riesigen töpfen vorkochen kann, wo man sich trifft, spricht, lacht, isst und einfach zusammen ist, diese sehnsucht wird von jahr zu jahr größer. schon als kleines kind habe ich diese treffen geliebt, aber auch später, als familie und verwandtschaft immer weiter weg gewohnt hat, habe ich mich nach diesen runden gesehnt. in der schwangerschaft, viele jahre später, wußte ich schon, dass einige situationen unmöglich sein werden, auch wenn der schmerz darüber damals recht groß war. und sich jedes jahr aufs neue an bestimmten tagen meldet.

meine familie, also die weite und nur von meiner seite, ist auf diverse länder dieser erde, ja sogar kontinente verteilt. die kernteile sind zwar hier, aber teilweise viele zu weit. meine schwester ist am anderen ende des landes und jedes jahr aufs neue wünsche ich mir, sie würde sich in den zug setzten und mit ihrer familie auch mal bei uns feiern. meine restlichen verwandten sind noch weiter, der großteil von ihnen ist jedoch in der gleichen stadt, zusammen. feiertage werden großteils auch zusammen verbracht. so kommt es immer wieder vor, dass ich hier bilder im kopf habe, die mich sehr nostalgisch machen. noch schlimmer ist es, wenn ich anrufe um zu gratulieren und die vielen stimmen im hintergrund höre und miterlebe. wie sehr wäre ich ein teil von den situationen, wie sehr würde ich es mir auch für zwerg wünschen, einige situationen mitzuerleben, solange die ältesten der familie noch bei uns sind.

umso größer wird meine sehnsucht nach ihnen jedoch, wenn ich die schwiegerfamilie anschaue und miterlebe. mann hat unmengen an verwandten, unter ihnen scheint jedoch fast keine beziehung zu bestehen. große familientreffen sind wohl eine rarität und auch mann selber hat 0 kontakt zu seinen cousinen und cousins. man hat sich auch nie so intensiv getroffen, sondern nur mit der engen familie, schwiegereltern und bruder mit familie. seit ich in der familie bin - eh nur läppische 10 jahre ;)) - hat auch das stück für stück aufgehört. ich bin unerwünscht, die große runde mit mir sowieso. und ich erwische mit immer wieder dabei, dass es mir, trotz der tatsache, dass ich in dieser familie gerade mal einen bis zwei menschen mag, doch weh tut, in erster linie für mein kind. denn als kind ist großfamilie toll. dass es für die mütter teilweise suboptimal ist, habe ich selber ziemlich bald verstanden, aber als kind ein teil davon zu sein, ist einfach unvergleichlich. und meinem kind bleibt es bei seiner verwandtschaft väterlicherseits leider verwehrt.

man soll mich nicht falsch verstehen, auch meine großfamilie ist weit davor entfernt, nur lieb zu sein, sich immer gut zu verstehen und harmonisch zu sein. aber der grundton ist einfach ein anderer und es wird doch jeder, egal ob angeheiratet oder dort geboren, anstandslos akzeptiert. klar mal mit mehr mal mit weniger startschwierigkeiten, aber irgendwann ist man ein teil davon. und auch wenn viele probleme eher durchs verschweigen als durchs ausdiskutieren gelöst werden, man kann sich wohl fühlen. an diversen feiertagen schon gar. und das geht mir so unendlich ab…


die liebste nachbarin und freundin hat das hier auch und immer wieder erwische ich mich, wie ich bei ihren erzählungen mit sehnsucht darüber nachdenke und es mir wünsche, die gesamte sippe, von schwester bis onkel mit cousine x-ten grades, hier zu haben, an einem ort (der ort per se ist mir allerdings wirklich egal). mit allen auf und abs, mit allem problemen, aber auch allen doch auch schönen sachen, die so ein familienkonstrukt mit sich bringt.
auch wenn die vorstellung, eine mahlzeit für 40 personen zu kochen, nicht gerade berauschend ist. am ende der tage bleibt - wenn einige grundlegenden sachen stimmt - einfach nur ein schönes, positives gefühl. dieses wünsche ich mir für mein kind immer mehr, mal schauen, ob ich es bald wenigstens in bescheideneren kreisen durchführen kann.