Sonntag, 24. November 2013

von jahrestagen und weiteren besonderen momenten...

das wochenende ist leider schon fast vorbei...  durch den lehrgang, der mich jeden samstag von morgens bis teilweise abends auf der uni hält, sind wochenende nun wirklich kurz und die zeit reicht kaum für irgendetwas aus... der lange und intesive brunch mit lieben freunden hat zwar neue energie gebracht, aber bitte, könnte morgen noch mal sonntag sein? irgendwie nimmt mein gehirn so wenig auf zur zeit und eine pause vom alltag ist mehr als nötig...

es trifft sich so gut, dass ich diese nächstes wochenende bekommen werde...wenn nächste woche habe ich gleich 4 tage frei und mache mich auf den weg ins letzte eck des landes... in dieses kleine, für mich das absolut schönste eck, wo ich vor vielen, vielen monden, genauer gesagt morgen vor 25 jahren aus einem nachtzug gestiegen bin in ein neues leben... heute vor genauso vielen jahren habe ich meinen vater und einige freunde, die zum abschied gekommen waren am bahnhof in meiner damaligen stadt, in meinem land, wo ich geboren wurde und welches man leider nicht mehr auf der karte als solches findet verlassen und mit unmengen an schmerz im herzen fing ich eine neue phase meines lebens an...geschrieben schon vor 3 Jahren, sagt dieser beitrag eh schon alles...

http://lenas-chaoswelt.blogspot.co.at/2010/11/mehr-als-die-halfte-meines-lebens.html

worüber ich damals jedoch nicht geschrieben habe, ist die wunderbare klasse in einer kleinen, wunderbaren schule, in der ich dann, ein jahr später nachdem ich die sprache gelernt hatte, gelandet bin...ein kleines dorfgymnasium, damals mit gerade 8 klassen... und durch ein zufallen bin ich in der erste und wohl letzten reinen mädchenklasse der schule geladen...anfänglich 20, haben 18 junge damen 4 jahre später die matura geschafft und sind auseinander gegangen... aber in den 4 jahren dazwischen, ach diese 4 jahre gehörten zu den schönsten der letzten 25 jahre... überhaupt zu den schönsten in meinem leben...dieses klasse, diese wunderbaren freundinnen, die mich teilweise bis heute noch begleiten, haben den schmerz damals in freude verwandelt...haben dieses neue land, diese neue sprache (und den dortigen extremdialekt ;)), die neue nation, die mentalität, alles das, was mich anfänglich so wahnsinnig überfordert hat, zum alltag gemacht... zeitweise sogar zur heimat...

wer mich kennt, weißt, dass ich dieses wort mit vorsicht geniesse... einiges im leben ist für mich recht leicht und klar zu definieren, aber gerade das wort ist einerseits nicht einfach in der herleitung, andererseits wird es gerade in dem land, wo ich lebe, fast überstrapaziert... und steht oft für sachen, mit denen ich mich weder identifizieren kann noch identifizieren will...während gerade die heimatlosesten menschen, die ich im leben kennen gelernt habe, dieses wort am meisten benützten und jeden noch so kleinen ort so bezeichnen, gehöre ich eher zu dem teil der menschheit, die damit sparsam umgeht, vorsichtig, behütsam, wie mit einem besonderen schatz... dieser teil der menschheit weiß, dass heimat kein ort sein muss, das gefühl an mehr als nur landschaft gebunden werden kann und dass der kosmopolit (und zu dieser gruppe zähle ich mich mit leib und seele) diese momente überall und immer wieder finden kann... zaubermomente... orte der seele... somit kann heimat auch in 2 wochen im urlaub entstehen, man kann heimweh nach orten haben, die man einmal nur gesehen hat, man kann für einen augenblick sich heimlich in den augen seines gegenübers fühlen ganz ohne geographische dimensionen...

ja, meine klasse war für diese 4 jahre wirklich ein zu hause, im positiven sinne... die  tägliche begegnung hatte für mich viel mehr bedeutung als eine normale schule, die schule war mehr als nur ein ort des lernens und wissens... wenn ich jetzt, nach so vielen jahren daran denke, fällt mir auch die didaktische seite der jahre gar nicht mehr ein... ja, ich habe einiges gelernt, aber am wenigstens sachen, die im lehrplan standen... ich habe noch intensiver gelernt, in einer gruppe zu existieren, ich habe, um es modern auszudücken, meine "soziale kompetenz" wirklich vertieft ;) ich habe gelernt, auf menschen einzugehen, die völlig unterschiedlich waren, das zauberhafte in jeder von ihnen zu sehen, täglich das leben mit ihnen zu teilen, geheimnisse zu bewahren, zu vertrauen, zu lieben, zu leiden, ich habe meine erste liebe erlebt, den ersten kuss, die erste körperliche zärtlichkeiten dort diskutiert... ich habe mit ihnen gelacht, geweint, habe freunde fürs leben gewonnen und sie gehen lassen müssen (meine chilenische freundin habe ich nun seit mehr als 21 jahre nicht gesehen :( )habe das tägliche abendteuer der pubertät mit meinen mitschülerinnen geteilt und bin dann eines tages mit ihnen gemeinsam vom teenager zu einer jungen frau mutiert... als ich dann vor 20 jahren nicht nur die schule, sondern durch einen umzug auch den ort verlassen musste, habe ich einen teil meiner seele bei ihnen gelassen...

einige habe ich regelmässig gesehen, einige wirklich das letzte mal vor über 20 jahren...nächsten samstag dann darf ich die meisten von ihnen wieder sehen... alte geschichten austauschen, die letzten 20 jahre zusammenfassen, in gesichter schauen, alt und dann doch wohl wieder neu... und es wird eine zeitreise sein, in einen teil meiner heimat, den ich nie gehabt hätte, wäre ich heute vor 25 Jahren nicht in den zug gestiegen...

Sonntag, 17. November 2013

von keiner weihnachtsstimmung

ja, ich weiß, es ist mitte november... genauer gesagt, ist das ende des monats näher als der anfang und ja, der advent wäre somit... fast vor der tür...die letzten wochen waren teilweise intensiv... feiern wie das laternenfest haben wir hinter uns gebracht...der "weihnachten im schulkarton packet" ist auf wem weg einem kleinen jungen hoffentlich eine freunde zu machen... das war so ziemlich der einzige gedanken in den letzten wochen an das bevorstehende fest, denn das wetter war teilweise wärme wie im frühling, die aufgaben im alltag intensiv und die gedanken an anderen stellen... und auch wenn ich schon zwei wichtelkinder habe, mein lieblingswichteln heuer vor lauter arbeit verpasst habe :( , das kind bald mit dem eislaufkurs startet, er schon im skikurs angemeldet ist, der winterurlaub schon klar ist und vieles mehr, ist der gedanke, ja, es ist bald weihnachten, bei mir noch nicht angekommen...
in den letzten wochen ist alles im zeichen meines berufes gestanden... die veränderung, auf die ich mit furch gewartet habe, ist nun da und einiges ist halb so schlimm. einiges beutel mich ganz schön durch und es gibt tage, an denen ich wirklich um luft schnappe... einiges an entscheidungen stehen noch vor mir und es wird nicht leicht...
der lehrgang ist spannend, aber intensiv... mir fehlen vor allem die wochenenden, an denen ich jetzt doch den gesamten samstag im lehrgang sitze... zwar ist es interessant, die gruppe nett, spannend und wirklich toll, aber dennoch... die 6 tageswoche hat es in sich...auch zwergnase hat samstags muttersprachevorschule, für ihn ebenfalls super toll (er kann schon 6 kyrillische buchstaben *stolz*), aber der samstag geht uns am...der wohnungsumbau steht ebenfalls vor  der tür, wie bekommen heute ein neues familienmitglied (nein, kein baby ;))...weihnachten ist somit das ziel, bis wann alles fertig werden sollte, der neuankömmling angewöhnt, einiges an arbeit erledigt, 3 artikel abgegeben und und und...nur dieses ziel ist noch ganz, ganz weit weg...
und dann scheinen sich fast alle um mich herum sein wochen schon mit dem thema zu beschäftigen... fotos vom ersten gebastelten weihnachstschmuck sind da, geschenke sind schon fertig gemacht, leute scheinen sich seit wochen mit dem thema auseinander zu setzten... puh, hilfe, bitte stop!!! draußen ist doch gerade erst herbst geworden... und vor allem, gestern war es doch noch sommer...und überhaupt, wann soll ich das alles durchdacht haben, von wegen schon fertiggestellt haben (ja, auch heuer ist die ambition einiges selber zu machen, mal schauen, wie das klappt ;))?
mit einem wort, ich bin noch nicht bereit. ich bin nicht bereit (aber das bin ich eh nix) für den konsumwahn, für die vollen geschäfte, für das chaos, alles under dem deckmantel "die stillste zeit des jahres" *haha*... ich bin allerdings auch nicht in der stimmung die wohnung zu dekorieren, den adventskranz und kalender zu basteln, punsch zu trinken, bei kerzenlicht zu sitzen, kekse zu backen und zu essen, weihnachtsmusik zu hören und meine internetpause zu machen.. irgendwie fehlt noch der schnee und ich müsste endlich in der richtigen jahreszeit ankommen...somit... bitte pause! drücke bitte jemand auf den pausenknopf und verschaffe mit etwas zeit durchzuatmen... und dann kommt die richtige stimmung sicher, zusammen mit dem zauber, den ich doch noch fühle, wenn in endlich in der passenden laune bin :)

Montag, 4. November 2013

von über den haufen geworfenen prinzipien...

eindeutig hat uns der herbst erreicht... während die meiste zeit im oktober warm und sonnig war, habe ich schon fast vergessen, dass der herbst und dann noch schneller der winter vor der haustür stehen werden. irgendwie bin ich noch nicht bereit kälte ins leben zu lassen...sowohl im direkten wie auch im übertragenen sinne brauche ich zur zeit in erster linie sonne und wärme um einiges an veränderungen zu schlucken, verdauen und weiter gehen zu können, denn es ist gerade für mein herz etwas zu viel neues, unbekanntest und überhaupt... überfordert mich wohl das erste mal das chaos um mich herum ;) welch ironie :)

während ich die letzte zwei wochenenden frei hatte vom lehrgang (tat mal auch gut am samstag länger als bis 6 uhr zu schlafen), waren die wochen relativ dicht. der unterricht hat mit voller wucht angefangen, prüfungen, einiges an sachen nebenbei haben die zeit sehr, sehr knapp gemacht irgendwas anderes zu machen außer arbeiten und schlafen. umso sehrsüchtiger habe ich den november erwartet, der endlich mehr zeit bringen sollte (auch wenn ich gerade damit nicht umgehen kann, aber ok, wann war ich schon 100% logisch ;))...in diesem gesamten chaos an pflichten habe ich mir jedoch einen freien abend letzte woche erlaut, um eine lesung zu besuchen...

eine lesung ist in meinem beruf ja nichts aufregendes, sondern eher alltag. im literaturhaus bin ich stammgast. wenn nicht selber auf der bühne, bin ich im rahmen von organisationen meines instituts mindestens einmal im monat dort und mag das haus sehr gerne. oben im cafe sich etwas zum trinken holen und dann gemütlich nach unten einen platz mit getränk in der hand suchen, wunderbaren autoren zuhören ist die entspantere variante. ganz oft bin ich jedoch mit auf der bühne, moderiere, dolmetsche. ich liebe die bühne, es ist jedes mal spannend und wunderbar. einiges dazu habe ich ja vor monaten in diesem beitrag beschrieben
http://lenas-chaoswelt.blogspot.co.at/2013/03/von-signaturen-im-herzen.html
jedes mal auf neue freue ich mich auf diese abende (ende des monates ist es wieder so weit, ich darf einen der ganz großen zeitgenossen dolmetschen *freu*), auf die autoren, aufs publikum, die diskussionen, die lesung etc. etc...

nun war das letzte woche ganz anders. denn es kam eine lesung, die mit meinem beruf per se nichts zu tun hat, es war eine lateinamerikanische autorin. das alleine, noch nicht so spannend. aber es ist eine DER autorinnen aus dem gebiet, eine grande dame aus nicaragua, ein name, der das 20. jahrhundert geprägt hat und mein leben noch mehr seit fast 25 jahre: gioconda belli :) einigen wird der name mit sicherheit nichts sagen, wer jedoch gerne liest, sollte sie mal in den händen gehalten haben (ich habe ja schon länger lesetipps versprochen, hier nun der erste name). und wer sie gelesen hat, wird nach ihr süchtig. mehrere romane, unzählige gedichte und gedichtsbänder und ein wunderbares kinderbuch umfasst ihr werk. romane, die mich seit jahrzehnten bei jedem umzug begleiten, gedichte, die teilweise hocherotisch, teilweise sensibel, sehnsüchtig, aber auf jeden fall wunderbar und zauberhaft sind. texte, die mein leben mitbeeinflussen seit so vieler zeit. ihren ersten roman "die bewohnte frau", habe ich 100 mal gelesen und mindestens so oft schon verschenkt. wer den bekommt, muss wissen, dass er für mich etwas besonders ist. und somit auch als geschenke etwas unbeschreiblich wertvolles für mich.

und nun stand sie nach einigen schwierigkeiten hineinzukommen (denn das literaturhaus war voll, so hatte ich es noch nie erlebt!!!!) vor mir. 65 jahre jung, wunderschön, voller energie, humorvoll, charmant, klug... mit ihr gemeinsam eine band, die südamerikanische musik und lieder spielte. sie, mit ihrer kraftvollen stimme, die in einem wunderbaren spanisch vorgelesen hat. und dazwischen immer wieder die musik. es ist schwer zu beschrieben, was ich gefühlt habe. freude, glück sind wohl zu wenig. sehnsucht, den die musik und ihre literatur haben mich in eine zeit entführt, als ich von südamerika träumte (tue ich allerdings immer noch), spanisch studieren wollte (das ist mal noch nicht gelungen, aber wer weiß ;)), in eine zeit, in der mir die ganze welt offen war, ich voller teilweise revolutionär geglaubten ideen war (ganz in bellis still), voller romantischer träume und pläne war und überhaupt, die welt groß und die möglichkeiten unendlich erschienen. alle das kam wie ein film zu mit, ein film aus meinem eigenen früheren leben der gerade jetzt, in den ereignissen der letzten monate, so sehnsüchtig empfangen wurde und so vieles auflöste. irgendwann erwischte ich mich dabei, wie einige tränen herunter rollten und war froh in der masse unterzugehen. irgendwann wurde ich von der pause aus dem traum gerissen, in den sie mich mit musik und poesie versetzt haben.

und dann in der pause, da machte ich etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte. zum ersten mal im leben warf ich einige prinzipien über bord (siehe beitrag vom märz oben) und steckte die hand in die tasche. daraus zog ich zwei bücher heraus und stellt mich in die schlage, um mir und meinem sohn eine unterschrift zu holen.
5 minuten sprach ich sogar mit ihr. und als ich dann, wie ein teenager fan, mit meinen unterschrieben büchern von der bühne runterstieg, war mir glücklich, aber musste auch fast über mich selber lachen. denn was bedeuten denn schon diese kulispuren auf dem papier? diese werden irgendwann verblasen und vielleicht sogar verschwinden, doch die spuren im herzen, die dieser abend hinterlassen hat, von ihnen hoffe ich noch sehr lange zu profitieren.